Laut trillernd und lärmend machten die Schülerinnen und Schüler von Grund- und weiterführenden Schulen auf sich aufmerksam, halten ihre Banner und Plakate hoch und wollen sofort die symbolisch errichteten Inklusions-Hürden überspringen: es ist voll auf dem Theo-Burauen Platz vor dem Kölner Rathaus.
Tägliche Eltern-Fahrdienst
Auch Isabell Pausdian ist gekommen, um an der Protestaktion teilzunehmen. Ihren Sohn Max muss sie täglich morgens in die Gesamtschule fahren und nachmittags wieder abholen. Denn der 12-Jährige mit Down-Syndrom kann den Schulweg nicht alleine bewältigen, er müsste dreimal umsteigen mit der Bahn. Und ihr Antrag auf Schülerspezialtransport wurde abgelehnt.
Besuchen Schülerinnen und Schüler mit Behinderung eine Förderschule, wird die Kostenübernahme für den Transport dorthin fast immer gewährt, den Schülerspezialverkehr in den inklusiven Unterricht lehnt die Verwaltung deutlich öfter ab. Bei Isabell Pausdian mit der Begründung, sie sei ja selbstständig und damit flexibel.
Inklusion erschwert
Es sei einfach nicht verständlich, so Ute Berger vom Elternverein mittendrin e.V., dass es einem so schwer gemacht werde, sein Kind mit Behinderung an die allgemeine Schule in den inklusiven Unterricht zu schicken. Denn das Recht auf inklusive Bildung nach der UN-Behindertenrechtskonvention sei schließlich schon mehr als zehn Jahre in Kraft.
Und die Stadt Köln habe auch einen Inklusionsplan seit 2013. Doch immer noch mache es mehr Mühe, sich für inklusiven Unterricht zu entscheiden. Viele Eltern wählten nur aus diesem Grund eine Förderschule, sagt Berger aus ihrer Beratungserfahrung bei mittendrin e.V..
Genaue Prüfung
Bärbel Hölzing von Bündnis 90/Die GRÜNEN und Mitglied des Schulausschusses gesteht zwar ein, dass es mit der Inklusion "zu langsam" voran gehe. Sie erklärt aber zum Thema Schülerspezialverkehr, es werde jeder Fall genau geprüft, also ob Eltern die Beförderung selbst leisten könnten. Und es sei in Zeiten leerer Haushaltstöpfe eben zu teuer, alle Schüler mit Behinderung zur Schule zu transportieren.
Verschiedene Hürden
Doch die Beförderung zur Schule ist nach Ansicht von mittendrin e.V. und betroffenen Eltern nicht die einzige Hürde auf dem Weg zu inklusivem Schulbesuch für Kinder mit Behinderung: Oft gebe es keine Betreuung bei plötzlichem Stundenausfall, es fehle an Räumen und Förder-Materialien und auch Therapiemöglichkeiten, so dass Therapien mühselig noch außerhalb des Schulalltags organisiert werden müssten.
Entmutigende Beratung
Schon in der Beratung zur Schulwahl für ein behindertes Kind werde man oft entmutigt: "Die Inklusion ist so schlecht umgesetzt, da gehen die Kinder unter, wählen Sie lieber eine Förderschule", berichtet Ute Berger aus Erfahrung. Und das, obwohl sich die Stadt Köln auf ihrer Homepage und mit ihrem Inklusionsplan zur Inklusion ausdrücklich bekennt.
Da gebe es noch viel Luft nach oben, meinen die Demonstrierenden an diesem Novembernachmittag.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort