Hennefs Plan gegen Hitze

Stand: 30.07.2024, 16:17 Uhr

Die Stadt Hennef begegnet der zunehmenden Hitze mit einem Hitzeaktionsplan. Vor allem in der Innenstadt wird es im Sommer sehr heiß.

Von Merle Giebeler

Auf dem Marktplatz von Hennef plätschern 15 Wasserfontänen: Ein kleines Paradies, um sich abzukühlen. Denn die Sommersonne gibt alles, um den grauen, bebauten Platz aufzuheizen. Was fast banal wirkt, hat den Marktplatz in Hennef deutlich aufgewertet:

"Ich würd sagen, er ist wirklich von einem Fluchtort – da hat sich zur Mittagszeit niemand aufgehalten – zu einem coolen Ort geworden, wo man tatsächlich gerne hingeht, um sich abzukühlen." Johannes Oppermann, Umweltamt Hennef

Das Fontänenfeld ist eine Maßnahme, die die Stadt Hennef anhand der Erkenntnisse aus ihrem Hitzeaktionsplan ergriffen hat. Der Plan zeigt, wo in der Stadt besonders heiße Orte sind und wo es sogenannte "Coolspots" gibt - also Bereiche, die kühlend wirken, wie etwa die Siegaue. Ein Fachbüro hat dafür verschiedene Daten und Karten ausgewertet und Modelle erstellt, die zeigen, wie das Stadtklima abgekühlt werden kann. Der Plan soll Wegweiser für die Stadt sein für die weitere Städteplanung, zum Beispiel hinsichtlich Bauvorhaben.

Heißes Zentrum mit vielen Seniorenheimen

Der Bereich rund um den Bahnhof ist fast vollständig versiegelt und heizt sich besonders auf. | Bildquelle: WDR

Mehr Bäume zum Beispiel würden helfen - daran arbeitet die Stadt schon. Außerdem gibt es an verschiedenen Stellen inzwischen Trinkwasserbrunnen: An einer Sportanlage, auf dem Marktplatz, an einer Schule. Bei den Planungen stehen vor allem besonders sensible Gruppen im Fokus: Kinder und Schwangere, kranke und alte Menschen. Besonderer Handlungsbedarf besteht nicht zuletzt, weil die Bevölkerung in Hennef überdurschnittlich alt ist: Rund ein Viertel der Menschen ist über 60. Und viele der älteren Menschen leben im Zentrum und rund um den Bahnhof, wo es besonders viele Seniorenheime gibt - aber eben auch besonders heiß ist.

250 Meter bis zum nächsten Coolspot

Langfristiges Ziel sei es, dass alle Menschen, die im versiegelten Bereich wohnen, innerhalb von 250 Metern öffentliche Grünflächen oder andere "Coolspots" erreichen können. So erklärt es Karen Busche, die seit etwa einem Jahr den Posten der Klimaanpassungsmanagerin in Hennef bekleidet.

Die Leiterin der Seniorenresidenz Curanum Aikaterini Panoudi findet es gut, dass Hennef den Hitzeaktionsplan erstellt hat und handelt. Aber sie richtet auch einen Appell an die Stadt: "Mir würde es sehr am Herzen liegen, wenn wir etwas mehr Kommunikation untereinander aufbringen. Grade wir mit unseren schutzbefohlenen Bewohnern - da würde ich es mir wünschen, dass man ein bisschen mehr in die Materie reingeht, gemeinsam."

Hitzeaktionsplan durch Landesmittel

Es sei mehr Austausch mit allen Akteuren geplant, verspricht Klimaanpassungsmanagerin Busche. Auch, um Ideen, die bislang noch unkonkret blieben, weiter auszuarbeiten. Finanziell ist sie optimistisch: Der Hitzeaktionsplan hat den städtischen Haushalt nicht belastet. Die Kosten für die Erstellung - rund 95.0000 Euro - trug das Land NRW. Für konkrete Projekte, wie etwa das Fontänenfeld auf dem Marktplatz, zapft die Stadt anderen Fördertöpfe an. Insgesamt sei die Förderlandschaft recht breit, meint Busche - was es brauche, seien politischer Wille und Motivation.

"Hitze-Check" der Deutschen Umwelthilfe

Die Deutsche Umwelthilfe hat für 190 Städte ausgewertet, wie viele versiegelte Flächen und wie viele Grünflächen mit Schatten es dort gibt. Manche Städte wie etwa Hürth oder Frechen schnitten dabei nicht gut ab. Andere NRW-Städte wurden beim "Hitze-Check" dagegen sehr gut bewertet, etwa Detmold und Ratingen.

Unsere Quellen:

  • Umweltamt Stadt Hennef
  • Klimaanpassungsmanagement Stadt Hennef
  • Hitzeaktionsplan Hennef
  • Seniorenresidenz Curanum Hennef-Mitte

Über dieses Thema berichtet der WDR auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Bonn, am 30.07.2024 um 19:30 Uhr.