"Hitze-Check": So gut sind NRW-Städte auf Extremwetter vorbereitet

Stand: 30.07.2024, 17:23 Uhr

190 deutsche Städte im "Hitze-Check" der Umwelthilfe: Detmold und Ratingen sind an der Spitze. So schneiden alle NRW-Städte ab.

"Zu viel Grau, zu wenig Grün" - das ist das Fazit, das die Deutsche Umwelthilfe (DUH) aus ihrem ersten "Hitze-Check" zieht. Laut dieser Studie zeigen neue Daten einen "dramatischen Zuwachs versiegelter Flächen in deutschen Städten".

Wenig Grün, viel Versiegelung | Bildquelle: WDR

Der Großteil der Städte in Deutschland schützen demnach die Menschen nicht ausreichend vor extrem hohen Temperaturen als Folge der Klimakrise. Die Städte seien zugleich stark versiegelt und böten zu wenig kühlendes Grün.

Nur 25 deutsche Städte mit "grün" bewertet

Untersucht wurde die Situation in den 190 deutschen Städten, die mehr als 50.000 Einwohnerinnen und Einwohner haben. Im Fokus standen dabei die beiden Faktoren Flächenversiegelung und die Grünausstattung in diesen Städten.

Das Ergebnis: Insgesamt erhielten demnach nur 25 deutsche Städte eine Bewertung im grünen Bereich. Diese weisen laut der Analyse also vergleichsweise wenig Versiegelung und hohes Grünvolumen auf. Trotzdem ist das Ergebnis aus nordrhein-westfälischer Sicht positiv: 16 von diesen 25 Städten mit der Bewertung "grün" befinden sich in NRW.

Standortfaktor Hitze: Kühler Kopf in Ihrer Kommune? WDR 5 Tagesgespräch 30.07.2024 45:22 Min. Verfügbar bis 30.07.2025 WDR 5

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Viele Positivbeispiele sind in NRW

Im deutschlandweiten Vergleich belegen Detmold und Ratingen sogar die ersten beiden Plätze. Die nächsten NRW-Städte folgen nacheinander ab Platz fünf: Hattingen, Mülheim an der Ruhr, Gummersbach, Stolberg (Rheinland), Witten und Menden (Sauerland).

Dinslaken belegt den 13. Platz. Ab Platz 15 kommen anschließend in dieser Reihenfolge: Bergisch Gladbach, Arnsberg, Bielefeld, Solingen und Iserlohn. Auf Platz 23 und 24 folgen noch Velbert und Bonn.

So sieht es in meiner Stadt aus

Es gibt aber auch NRW-Städte wie Pulheim, die eine vergleichsweise geringe Versiegelung haben, aber zugleich ein sehr geringes Grünvolumen haben. Solche Ergebniskombinationen erhielten in der Studie deshalb Gesamtbewertung "gelb".

Auf dieser Karte können Sie sehen, wie der "Hitze-Check" in den NRW-Städten ausgefallen ist. Es gibt drei Ansichten: die Gesamtbewertung, den Versiegelungsgrad und den Anteil des kühlenden Grün.

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Hennef begegnet Hitze mit Aktionsplan

Hennef wird im Hitze-Check der Umwelthilfe zwar nicht erwähnt, aber auch dort beschäftigt sich die Stadtverwaltung mit der zunehmenden Hitze. Es gibt einen Aktionsplan. Langfristiges Ziel ist, dass alle Menschen, die im versiegelten Bereich wohnen, innerhalb von 250 Metern öffentliche Grünflächen oder andere "Coolspots" erreichen können - also Bereiche, die kühlend wirken.

Schon jetzt plätschern auf dem Marktplatz von Hennef 15 Wasserfontänen. An verschiedenen Stellen gibt es inzwischen Trinkwasserbrunnen: An einer Sportanlage, auf dem Marktplatz, an einer Schule.

Versiegelungsstopp bis 2035 gefordert

Die DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz forderte bei der Präsentation des "Hitze-Checks" am Dienstag von der Bundesregierung "ein rechtlich verbindliches Ziel, die Flächenversiegelung in Deutschland spätestens bis 2035 zu stoppen".

In Zeiten der Klimakrise bräuchten Städte unversiegelte Böden, in denen Wasser versickern könne. Darüber hinaus seien Grünflächen zum Kühlen notwendig. Wenn neu gebaut werde, müssten Flächen entsiegelt werden, sagte Metz. Sie forderte, besonders Schulhöfe und ungenutzte Parkplätze dafür vorzusehen.

So wurde der "Hitze-Check" gemacht

Die Analyse wurde im DUH-Auftrag von der Potsdamer "Luftbild Umwelt Planung GmbH" erstellt, die Satellitendaten ausgewertet hat. Zur Methode des "Hitze-Checks" hat die Umwelthilfe folgenden Angaben gemacht:

  • Bei der Flächenversiegelung ist die Bewertungsgrundlage der deutschlandweit durchschnittliche Anteil der Versiegelung an der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Höhe von 45 Prozent. Dazu zählen Wohnhäuser, Straßen, aber auch Parks oder Friedhöfe.
  • Der Begriff Grünvolumen bezieht sich auf Grünflächen mit klimaregulierendem Effekt. Dieses Volumen wird in Kubikmeter pro Quadratmeter angegeben. Ein durchschnittlich hoher Laubbaum hat demnach ein Grünvolumen von etwa 3.400 Kubikmeter.
  • Für die Gesamtbewertung wurden die Flächenversiegelung und das Grünvolumen kombiniert betrachtet, wobei die Flächenversiegelung stärker gewichtet wird.

Quellen:

  • Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe
  • Nachrichtenagentur epd

Über das Thema berichten wir am 30.07.24 auch im WDR-Fernsehen in der Aktuellen Stunde.