Anwohner kritisieren Gutachten zur Sondermüllverbrennungsanlage in Leverkusen

Stand: 24.06.2022, 07:13 Uhr

Die Anwohner der Sondermüllverbrennungsanlage in Leverkusen haben auf einer Infoveranstaltung erneut das Gutachterteam und den Chemparkbetreiber Currenta kritisiert. Die Anlage ist bereits seit zwei Wochen wieder in Betrieb.

Von Erik Butterbrodt

Fast eine Stunde lang erklärt Chemiker Dr. Christian Jochum, wie das Gutachten zustande kommt, das er mit seinem Team erarbeitet hat. Seit mehr als zwei Wochen ist es für die Leverkusener Bürger einsehbar und erläutert, unter welchen Bedingungen die Sondermüllverbrennungsanlage in Leverkusen-Bürrig wieder laufen kann.

Mehr als 60 Anwohner sind in die Bürgerhalle in Leverkusen-Wiesdorf gekommen. Ihre Kritik: das Gutachterteam sei nicht ergebnisoffen an die Sache rangegangen, außerdem sei es nicht unabhängig. Schließlich sei es von Currenta bezahlt worden. 

Bürger kritisieren Termin der Vorstellung

Vor allem aber stört sie, dass der Termin der Veranstaltung am Donnerstagabend knapp zwei Wochen nach der nun erfolgten Wiederinbetriebnahme liegt. Das hätten sich viele anders gewünscht.

Der Chemparkbetreiber Currenta sagt gegenüber dem WDR, die Bürger hätten das Gutachten schon vor der Wiederinbetriebnahme einsehen können, außerdem seien sie per Infobrief über den Neustart informiert worden. Die gestrige Versammlung sei vom Gutachterteam durchgeführt worden und nicht vom Chemparkbetreiber.

Viele Anwohner finden, dass die Vorlaufzeit nicht ausreichend war. Die Vertreter von Currenta sind auf der Veranstaltung eher zurückhaltend, obwohl die anwesenden Bürgerinnen und Bürger zum Teil sehr emotional reagieren. 

Derzeitiger Betrieb unter strengen Auflagen

In dem Gutachten empfiehlt Störfallexperte Christian Jochum den Betrieb der Sondermüllverbrennungsanlage in sehr begrenztem Rahmen. Die Bezirksregierung Köln als zuständige Aufsichtsbehörde hat strenge Auflagen erlassen. Unter anderem dürfen aktuell nur chemische Abfälle aus der Produktion von Chemparkunternehmen verbrannt werden, die sich nicht selbst zersetzen können - eine Lagerung ist ausgeschlossen.

Die Bürger aber trauen dem Betreiber nicht mehr. Das wird während der Infoveranstaltung überdeutlich. Es ärgert sie, dass nicht bekannt ist, welche Stoffe konkret verbrannt werden können. Nur, dass es 31 verschiedene Abfallstoffe sind. Außerdem bestätigt das Gutachterteam, dass weitere Gutachten folgen werden. Für die Bürger ein klares Indiz dafür, dass es nicht bei dem begrenzten Betrieb bleiben wird. Sie fürchten, dass auf dem Gelände der Sondermüllverbrennungsanlage bald wieder große Mengen chemischer Abfälle gelagert werden könnten.

Dass die derzeitige Kapazität nicht reicht, hat der Chemparkbetreiber Currenta bereits angedeutet. Aber auch, dass das Unternehmen und der Gutachter im engen Dialog mit den Bürgern bleiben wollen.

Über dieses Thema berichten wir am 24.06.2022 in der WDR Lokalzeit Köln im Hörfunk und Fernsehen.