Wo ist Franky? Teil IV - Gewissheit um Frankys Tod Lokalzeit aus Bonn 21.12.2023 03:15 Min. Verfügbar bis 21.12.2025 WDR Von Marius Reichert

Ahrtal-Helfer fanden vermissten Franky (†22) - Vorwürfe an Polizei

Stand: 22.12.2023, 11:01 Uhr

Er galt als einer der letzten beiden Vermissten der Flut im Ahrtal: Franky Neufeld, 22 Jahre alt, aus Bad Neuenahr. Die Flut hatte ihn und seine Eltern aus dem Leben gerissen. Vor wenigen Wochen machen Helfer einen spektakulären Fund, der im Nachgang für Diskussionen sorgte.

Von Marius Reichert

Alex Weber hat extra wasserdichte Schuhe eingepackt. Sie ist unterwegs zur Ahr-Mündung bei Sinzig. In diesen Tagen ist das Gebiet schwer zugänglich - Hochwasser. Sie nähert sich dem Ort, an dem sie und andere freiwillige Helfer vor wenigen Wochen einen spektakulären Fund machten.

Alex Weber fand die Überreste von Franky Neufeld | Bildquelle: WDR / Marius Reichert

"Wir hatten eine Sammelaktion geplant, um das Ufer sauberzumachen", erzählt die Arzthelferin aus der Nähe von Koblenz. Dann findet sie Knochen. Schnell ist klar: Es sind menschliche Knochen. "Ich hatte sofort das Gefühl, dass ich weiß, wen ich da raushole. Da war mir direkt klar: weiter einsammeln, nicht liegenlassen." Alex gehört zu den Menschen, die das Rätsel um Franky Neufeld lösen werden.

Franky blieb lange vermisst

In der Flutnacht werden der Auszubildende und seine Eltern von der Flut mitgerissen. Seine Eltern werden wenige Tage später an der Ahr gefunden, von ihm fehlte bis zuletzt jede Spur.

Sein Bruder Harry sagte im Juli im exklusiven WDR-Interview: "Es ist wie eine Geschichte, die nicht zu Ende erzählt wurde. Man wartet immer noch so ein bisschen auf das Ende." Über zwei Jahre hatte er dafür gekämpft, dass sein geliebter Bruder für tot erklärt werden würde, begleitet von etlichen bürokratischen Hürden. Im Juli hat das Amtsgericht die Todeserklärung verkündet.

Skelett gehört zu Flut-Opfer

Am erwähnten Sonntag im Oktober rufen die Helfer sofort die Polizei. Die schickt sie nicht weg, erteilt ihnen auch keinen Platzverweis, was in solch einer Situation üblich wäre. Die Helfer suchen deshalb weiter - und finden weitere Skelettteile. Einen Schädel, ein Gebiss.

"Wir konnten nicht aufhören, zu suchen", sagt Helferin Alex Weber. "Wir haben dann auch einige aus der Gruppe weggeschickt, die die Farbe gewechselt hatten." Es sei ihnen wichtig gewesen, dass diese Suche anständig ablaufe.

Verhalten der Polizei sorgt für Kritik

Dieser Ablauf sorgte im Nachgang für Diskussionen: Warum hat die Polizei das Gebiet nicht abgesperrt? Warum wurde der Fundort erst einen Tag später abgesucht?

Jürgen Fachinger | Bildquelle: WDR / Marius Reichert

"Die Müllsammel-Aktion wollten wir in dem Fall nicht verbieten", erklärt Jürgen Fachinger von der zuständigen Polizei Koblenz. Deshalb sei kein formeller Platzverweis erteilt worden. Die Polizei habe das Gebiet am nächsten Tag abgesucht und weitere Skelettteile gefunden, die von der Rechtsmedizin untersucht wurden. Danach stand zweifelsfrei fest: Es handelt sich um Franky.

Franky findet letzte Ruhe

Alex Weber ist zum Friedhof gefahren und besucht Frankys Grab. Ein Urnengrab direkt neben seinen Eltern. "Es ist natürlich traurig, dass ein so junger Mensch sein Leben verloren hat. Aber auf der anderen Seite auch erleichternd, dass es einen Abschluss gibt", sagt sie.

Ein 60-jähriger Mann aus dem oberen Ahrtal bleibt weiter vermisst. Laut Polizei sind in diesem Fall keine weiteren Suchmaßnahmen vorgesehen. Zwischenzeitlich waren über 900 Menschen im Ahrtal nach der Flut als vermisst gemeldet. Frankys Schicksal konnte geklärt werden.

Über dieses Thema berichten wir am 22.12.2023 auch im WDR-Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19.30 Uhr.