Teilweise mit Einsatzfahrzeugen angereist haben sich die Einsatzkräfte in Uniform auf der Wiese vor dem Landtag versammelt. In Kleingruppen tauschen sie sich mit Kollegen aus, zwischendurch gibt es warme Getränke und Essen, das in zwei eigens aufgebauten Zelten ausgegeben wird.
Mahnwache auch nachts geplant
Damit die Protestierenden nicht frieren, wurde außerdem eine Feuertonne aufgestellt. Die wird vor allem in der Nacht nötig sein, denn auch dann soll die Mahnwache von etwa 20 Einsatzkräften fortgeführt werden. Eingeteilt in verschiedene Schichten werden an der Aktion laut Gewerkschaft insgesamt rund 600 bis 800 Menschen teilnehmen.
Einer von ihnen ist Frank Glinski aus Bonn. Er wünscht sich, dass die jetzige Altersgrenze für die Pensionierung bei 60 Jahren bleibt: "Die ist aus gutem Grund so, weil die physische und psychische Belastung sehr hoch ist bei uns". Neben den 24 Stunden-Schichten sei auch das Tragen der Ausstattung eine enorme Belastung, sagt er. "Das sind ungefähr 25 Kilogramm, die ein Feuerwehrmann im Angriffstrupp in den Einsatz mit hinein trägt, und das natürlich auch je nach dem in die dritte, vierte, fünfte Etage."
Unterstützung von jungen Kollegen
An der Mahnwache beteiligen sich auch einige junge Einsatzkräfte. Sie wollen ihre älteren Kollegen unterstützen. Morris van Ooyen, der in der Kreisleitstelle Recklinghausen die Notrufe entgegennimmt, ist 29 Jahre alt und leidet oft unter dem psychischen Stress: "Dass es manchmal so weit ist, dass man sich so ein bisschen zuhause abschottet, mal den Kopf frei kriegen muss alleine. Ich hab jetzt auch ein Kind, und da nimmt einen natürlich der eine oder anderen Einsatz doch mal mehr mit".
Höheres Pensionsalter soll Fachkräftemangel beheben
Die Landesregierung begründet die geplante Anhebung des Pensionsalters mit dem Fachkräftemangel und dem demografischen Wandel. Alles Quatsch, findet die Gewerkschaft Komba: Der Dienst sei körperlich und psychisch so belastend, dass ihn schon 60-Jährige kaum mehr machen könnten, erklärt Komba-Sprecher Eckhard Schwill: "In einem Berufsfeld mit so extremen Belastungen heilt man Fachkräftemangel nicht, indem die Altersgrenze angehoben wird".
Gewerkschaft: Pläne lösen keine Probleme
Eine Anhebung des Pensionsalters führe nur zu noch höherem Druck in den Dienststellen, so der Sprecher. Weil sie das jetzige Personal erst viel später durch Nachwuchskräfte ersetzen könnten, so Schwill weiter. Die Idee des Innenministeriums löse keine Probleme, sie schaffe neue. Außerdem resultierten die Probleme aus der verfehlten Personalpolitik. Es seien über Jahrzehnte hinweg nicht genug Feuerwehrleute ausgebildet worden, und das räche sich jetzt.
Abgeordnete wollen mit Feuerwehrleuten sprechen
Der Prozess der Gesetzgebung ist weiterhin offen. Die Feuerwehrleute und ihre gewerkschaftlichen Vertreter hoffen deshalb, dass sie mit der 24 Stunden-Mahnwache vor dem Landtag einige Abgeordneten zum Umdenken bewegen können. Politiker fast aller Fraktionen haben angekündigt, mit den Feuerwehrleuten sprechen zu wollen. So war zum Beispiel SPD-Fraktionschef Jochen Ott bereits am Mittwochnachmittag bei den Protestierenden vor dem Landtag.
Reul wirbt um Verständnis für Ruhestand ab 62
NRW-Innenminister Reul warb am Donnerstag um Verständnis für seine Pläne. Er begründete die geplante Erhöung des Pensionsalters mit dem absehbaren Fachkräfte- und Personalmangel. Auch bei der Polizei gebe es die Altersgrenze von 62 Jahren.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 29.11.2023 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Düsseldorf und im Radio auf WDR 2.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Beitrags stand fälschlicherweise "Renteneintrittsalter" statt "Pensionsalter", obwohl es sich bei den Feuerwehrleuten in der Regel um Beamte handelt. Wir haben dies korrigiert.