Nach Kiosk-Explosion: Familie bezieht neue Wohnung dank Spenden
Stand: 24.07.2024, 23:48 Uhr
Beim Brand in Düsseldorf-Flingern starben vier Menschen, ein ganzes Haus wurde unbewohnbar. Die Spenden helfen den Betroffenen weiter.
Von Peter Hild
Gut zwei Monate nach dem verheerenden Feuer in einem Wohn- und Geschäftshaus im Stadtteil Flingern haben die ersten Familien der betroffenen Hausbewohner neue Wohnungen beziehen können - auch dank der großen Spendenbereitschaft.
Asya Abays Trauer ist aber nach wie vor groß, sie hatte bei dem Brand ihren 18-jährigen Bruder Ada verloren. Regelmäßig besucht sie sein Grab auf einem Düsseldorfer Friedhof, der Gang dorthin fällt ihr aber immer wieder schwer.
Schwester des Toten: "Ich habe einfach funktioniert"
Asyas Eltern lebten in dem derzeit unbewohnbaren Haus. In den Tagen nach dem Brand zogen sie vorübergehend zu Verwandten ins Ruhrgebiet. Als einziges verbliebenes Kind musste sie neben der eigenen Trauer die Beerdigung und eine neue Unterkunft organisieren.
"Meine Gefühle waren wie ausgeschaltet, ich habe einfach funktioniert", erzählt sie am Grab ihres Bruders, zu dem sie ihre Freundin Dunia Wahdan begleitet. Die hat mit einer spontanen Spendenaktion im Internet dafür gesorgt, dass für Abays Familie nun ein Neustart möglich wurde.
Spenden decken Großteil der Kosten
"Ich konnte nur so helfen, hätte aber nie mit so einer Resonanz gerechnet", berichtet Wahdan erstaunt, als sie mit ihrer Freundin auf einer Friedhofsbank sitzt. Innerhalb weniger Tage kamen mehr als 40.000 Euro zusammen. "In all dem Negativen hat mir das ein warmes Gefühl gegeben, dass so viele geholfen haben, auch wenn sie uns gar nicht kannten", sagt Abay sichtlich gerührt.
Mit dem Geld und der Unterstützung des türkischen Konsulats konnte sie vieles begleichen: Die Kosten für die Beisetzung, die Entsorgung des verbrannten und kontaminierten Hausrats aus der alten Wohnung - und die Einrichtung für die neue Drei-Zimmer-Wohnung, die die Familie seit kurzem nun gemeinsam in der Nähe von Bonn bezogen hat.
Große Hilfsbereitschaft in der Nachbarschaft
In den Tagen nach dem Brand zeigte sich auch eine große Betroffenheit und Hilfsbereitschaft im ganzen Viertel in Düsseldorf-Flingern. Martin Gafert wohnt um die Ecke des schwer beschädigten Hauses, wollte einfach helfen: "Die Menschen hatten doch nichts mehr", sagt er, als er in diesen Tagen wieder einmal am Brandhaus vorbeiläuft.
Die verkokelten Terrassen und Fassadenteile sind dort nach wie vor bis zum Dach zu sehen, der Gehweg davor ist mit Bauzäunen abgesperrt, die unteren Etagen mit Brettern versperrt. Mit Hilfe weiterer Anwohner sammelte Gafert in den Wochen danach ebenfalls rund 15.000 Euro an Spenden, über die Düsseldorfer Bürgerstiftung und die Stadt wurden sie an alle betroffenen Hausbewohner verteilt.
Sanierung wird dauern
"Ich bin froh und auch wenig stolz, dass die anderen und ich da helfen konnten, damit die Betroffenen hoffentlich ein neues Leben beginnen können", sagt Gafert.
Die zuständige Hausverwaltung will das Gebäude vollständig sanieren lassen, das wird nach aktuellen Schätzungen etwa eineinhalb Jahre dauern und mehrere Millionen Euro kosten. Denn dafür müssen in den nächsten Wochen zunächst alle Wohnungen komplett geräumt werden.