Lufthansa-Streik: Großes Chaos am Düsseldorfer Flughafen bleibt aus

Stand: 27.07.2022, 12:59 Uhr

Seit 3:45 Uhr wird bei der Lufthansa bundesweit gestreikt. Am Flughafen Düsseldorf haben sich die Auswirkungen am Mittwochmorgen aber in Grenzen gehalten.

Noch bis Donnerstag um 6 Uhr ruft die Gewerkschaft Verdi zum bundesweiten Streik auf. Am Flughafen Düsseldorf waren die Schlangen an Schaltern und Sicherheitskontrollen bereits am frühen Mittwochmorgen zwar lang, weil viele Passagiere sicherheitshalber sehr früh gekommen sind. Das große Streik-Chaos ist aber bislang ausgeblieben. Ein WDR-Reporter berichtete von Wartezeiten, wie man sie diesen Sommer ohnehin gewohnt sei.

Flughafen rechnete im Vorfeld mit starken Beeinträchtigungen

Von der Lufthansa fallen in Düsseldorf über den Tag 16 Flüge aus. Betroffen seien vor allem Geschäfts- und Städtereisende. Urlaubs- und Fernflüge anderer Fluglinien können – Stand jetzt – starten. Die Airline weist auf einer Infotafel darauf hin, dass fast alle ihre Flüge in Düsseldorf ausfallen. Weil das aber in Düsseldorf ohnehin nur wenige sind, sind die Auswirkungen gering.

Im Vorfeld hatte der Düsseldorfer Airport mit "gravierenden Beeinträchtigungen" gerechnet. In dem betroffenen Bereich arbeiten nach Angaben von Verdi knapp 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insgesamt sind für Mittwoch in Düsseldorf über 430 Flugbewegungen mit rund 57.000 Passagieren geplant.

Die Reisenden am Flughafen reagieren mit gemischten Gefühlen. "Ich finde das schon richtig, dass gestreikt wird. Aber für Leute, die es betrifft, gerade wenn man mit drei Kindern so ewig unterwegs ist, ist es nicht sehr schön", sagt eine Urlauberin beispielsweise. Ein anderer sieht das ähnlich: "Als Urlauber ist es natürlich sehr suboptimal, jetzt zu streiken. Andersrum ist es natürlich als Arbeitnehmer ein optimaler Zeitpunkt."

Kaum Auswirkungen am Flughafen Köln/Bonn

Auch die Bahn rechnet durch den Streik nach eigenen Angaben mit deutlich mehr Fahrgästen. Sie will deshalb am Mittwoch mehr Helfer an den Bahnhöfen einsetzen.

Leere Lufthansa Schalter am Flughafen Düsseldorf. | Bildquelle: WDR/Thomas Kalus

Auch der Köln/Bonner Flughafen spürt aktuell kaum Auswirkungen: Hier fallen am Mittwoch lediglich die Verbindungen von und nach München aus, das sind nach WDR-Informationen aber nur zehn. Kritischer sieht offenbar die Lage an den Drehkreuzen in Frankfurt und München aus: Dort wurden insgesamt 1.000 Flüge gestrichen. Aber: Auch in Frankfurt soll es derzeit ruhig sein. Die Lufthansa hatte Reisenden im Vorfeld zu einer Umbuchung geraten.

Flugzeugschlepper stehen still

Vom Streik betroffen ist unter anderem auch das Lufthansa-Tochterunternehmen Leos. Das Unternehmen übernimmt in Düsseldorf 70 bis 80 Prozent der sogenannten Pushbacks – das Zurücksetzen von Flugzeugen aus der Parkposition mithilfe von speziellen Flugzeugschleppern.

Das Unternehmen ist neben Lufthansa oder deren Tochter Eurowings auch für andere Airlines tätig. Der Streik könnte sich so also auch auf weitere Fluggesellschaften auswirken.

Eurowings erklärte hingegen, dass man bislang von weitgehend normalem Flugbetrieb ausgehe. Man habe für die Pushbacks für ausreichend Ersatzkapazität bei anderen Dienstleistern gesorgt, teilte die Airline am Dienstag mit. Passagiere sollten sich aber dennoch jederzeit über den Status ihres Fluges informiert halten.

Stockende Tarifverhandlungen

Hintergrund des Streiks sind die stockenden Tarifverhandlungen. In der zweiten Verhandlungsrunde am 13. Juli habe die Lufthansa ein erstes Tarifangebot vorgelegt. Verdi hatte es als unzureichend kritisiert und abgelehnt. "Ich habe vollstes Verständnis für jeden, der sauer ist. Aber wir haben hier Beschäftigte und ein System, das kollabiert. Und dieses System muss auch gestützt werden", so Dennis Dacke gegenüber dem WDR. Er ist Zuständiger für Luftfahrt bei Verdi.

Lufthansa-Sprecher Martin Leutke sieht das anders. Er sagte am Mittwochmittag gegenüber der WDR: "Dieser Streik dauert über 24 Stunden, er legt quasi das komplette Lufthansa-Netz in München und Frankfurt lahm. 130.000 Menschen die Reise in den Urlaub zu vermiesen – ich weiß nicht, ob man das noch als Warnstreik bezeichnen kann." Angemessen wäre laut Leutke gewesen, zunächst konstruktiv weiter über eine Lösung zu sprechen. Nach zwei Verhandlungsrunden so einen Streik zu veranstalten, sei "frustrierend und bitter und hätte nicht sein müssen."

Laut Verdi beteiligen sich aktuell viele Mitarbeiter an dem Streik. Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten der Lufthansa und der Tochterunternehmen eine Lohnerhöhung von 9,5 Prozent oder mindestens 350 Euro mehr pro Monat. Am 3. und 4. August wollen sich Lufthansa und Verdi zu einer dritten Verhandlungsrunde treffen.

Wir berichten über dieses Thema heute auch im WDR-Fernsehen bei WDR aktuell, in der Aktuellen Stunde und in der Lokalzeit aus Düsseldorf um 19:30 Uhr. Außerdem auch in den Regionalnachrichten auf WDR 2.