"Es kann doch nicht wahr sein, dass 750 Millionen Euro für die Oper locker gemacht werden sollen und die Toilettenreinigung an den Schulen der Stadt zu teuer ist?" Die Empörung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW in Düsseldorf über den Zustand vieler Schultoiletten ist deutlich spürbar. Sie fordert von der Stadt eine zweite Reinigung der Toiletten im Laufe eines Schultages.
Auch SPD und Linke im Stadtrat wollen häufigere Reinigungsintervalle. Das Thema hat im Laufe der vergangenen Wochen bereits mehrfach in verschiedenen politischen Gremien emotionale Debatten ausgelöst.
Demo mit Klobürsten vor dem Rathaus
Vor der Schulausschusssitzung im Düsseldorfer Rathaus demonstrierten rund 30 Lehrer, Eltern und Kinder gegen schmutzige Schultoiletten. Einige brachten aus Protest Klobürsten mit. Auf einem großen Plakat waren Slogans wie "Uns stinkts" und "Pfui, pfui" zu lesen. "Die Klos sind oft dreckig und stinken", bestätigte bei der Mini-Demo unter anderem eine 10-Jährige Grundschülerin der Düsseldorfer Paulusschule. Oft sei auch etwas an die Wände gekritzelt. Ausgelöst hatte die Debatte eine Initiative von Eltern der St. Rochus-Grundschule in Pempelfort, an der Eltern Geld sammeln, um eine zweite Reinigung am Tag zu finanzieren.
Die Ratsmehrheit von CDU und Grünen lehnt das bislang ab, das sei zu teuer und zu personalintensiv. Die FDP hatte vorgeschlagen, Kriterien für einen Hygienestandard an Schulen zu entwickeln, mit dem man dann alle Schulen untersucht, wo es Bedarf für zwei Reinigungen am Tag gebe.
Schulausschuss beschließt Pilotversuch
Stattdessen hat der Schulausschuss nun allerdings für 16 Düsseldorfer Schulen ein Pilotprojekt beschlossen. Dort soll es ab Februar 2024 testweise während des Schulbetriebs dauerhaft Reinigungskräfte geben, die bei Bedarf tätig werden können.
Der Versuch soll erst im kommenden Jahr starten, weil die Stadt erst das Geld im klammer werdenden Haushalt einplanen und zusätzliches Personal einstellen müsse, erklärt Thorsten Graeßner (Grüne), stellvertretender Vorsitzender des Schulausschusses. Er rechnet mit Kosten im sechsstelligen Bereich.
Sofort starten soll die Arbeit der Schulen an pädagogischen Konzepten, wie die Schülerschaft besser für das Toiletten-Problem sensibilisiert werden kann. Klar scheint, dass die Ratsmehrheit und auch die Stadt die Verantwortung eher in den Schulen und bei den Eltern sieht.
GEW: Reinigung an Bedürfnisse anpassen
Das weist die GEW klar zurück. Es sei eine Frechheit und Respektlosigkeit gegenüber den Lehrkräften und anderen Schulbeschäftigten, diese für die schlechten Zustände verantwortlich zu machen, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.
Nahezu jede Schule habe bereits unzählige Hygienepläne oder Toilettendienste aufgestellt. "Voraussetzung dafür, dass diese funktionieren, ist aber eine Reinigung, die den Bedürfnissen angepasst ist", heißt es weiter mit Verweis auf den Ganztagsunterricht bis in den Nachmittag.