Im Streit um angedrohte Entmietungen im Stadtteil Golzheim will die Stadt Mieterinnen und Mieter stärker als bisher unterstützen. Das hat Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) bei einem Treffen mit Betroffenen am Mittwoch zugesagt.
Dutzende Mieter beklagen, seit Monaten von den Eigentümern schikaniert zu werden, um sie für Luxussanierungen aus ihren vergleichsweise günstigen Wohnungen zu drängen. Vor knapp zwei Wochen hatten Mieter und ein Bündnis für bezahlbaren Wohnraum deshalb im Stadtteil demonstriert. Dabei wurde auch eine leerstehende Wohnung zeitweise besetzt.
OB Keller zeigt sich von Situation "beeindruckt"
"Die Schilderungen der Bewohner haben mich wirklich beeindruckt", so Keller nach dem Treffen, "da herrscht doch teilweise eine große Diskrepanz zwischen unserer Aktenlage und dem, was die Mieter von vor Ort berichten". Die Verwaltung werde prüfen, mit welchen Instrumenten sie Mieter besser schützen könne, so Keller.
Er forderte die Betroffenen auf, alle auftretenden Mängel und Schikanen der Eigentümer auch zu melden, damit die Stadt ein vollständiges Bild vom Vorgehen der Investoren bekomme. "Aber wir als Stadt müssen auch zusehen, wie wir noch besser und genauer hinschauen können."
Mieter beklagen zahlreiche Mängel
Rosemarie Preis-Herdin wohnt in einem der betroffenen Häuser und hat im Alltag ganz schön zu kämpfen. Die 83-Jährige wohnt im vierten Stock, doch seit einem halben Jahr läuft der Aufzug nicht. "Ich habe Arthrose im Knie. Und dabei hatte ich mich wegen des Fahrstuhls bewusst für diese Wohnung entschieden."
Bei mehreren leerstehenden Wohnungen im Haus hätten zeitweise die Türen offen gestanden. "Das war schon gruselig", erzählt die Seniorin, "ich hab mich gar nicht getraut, beim Treppengehen anzuhalten." Außerdem sei es kalt in dem Haus und es würde streng riechen.
Fristlose Kündigung ohne Grund
Eine Hausnummer weiter wohnt Carola Martin. Auch dort im Haus gebe seit Monaten keinen funktionierenden Aufzug und keinen Hausmeisterservice mehr. "Ich habe vor sechs Monaten eine fristlose Kündigung bekommen, ohne nachvollziehbaren Grund", erzählt sie.
Der angebliche Vorwurf: Eingriff in die Bausubstanz. Die Veränderungen in der Wohnung seien jedoch alle unter den vorherigen Eigentümern erfolgt und abgesprochen gewesen, betont die Mieterin. Auf diese und andere Weise versuchten die Eigentümer nun, die Mieter loszuwerden. In Martins Wohnhaus seien derzeit nur noch fünf von zwölf Wohnungen bewohnt.
Stadt will im Austausch bleiben
Über die Wohnungsaufsicht will die Stadt darauf drängen, dass etwa die Aufzüge nun schnellstmöglich wieder laufen. "Es wird ein weiteres Treffen mit den betroffenen Mietern geben, auch vor Ort", kündigte OB Keller an. Er appellierte aber auch an die Landesregierung, gesetzliche Regeln zu verbessern, damit Kommunen Mieter besser schützen können.
Quellen:
- WDR-Interviews mit betroffenen Mieterinnen
- Mieterverein Düsseldorf
- WDR-Interview mit Oberbürgermeister Stephan Keller
Über dieses Thema berichten wir am 13.11.2024 auch auf WDR2 und im WDR Fernsehen in der Lokalzeit aus Düsseldorf um 19.30 Uhr.