Die letzten Briketts - im Westen gepresst

Stand: 21.12.2022, 13:55 Uhr

Die Pressen stehen still, die Anlagen nicht mehr unter Dampf. In Frechen geht eine Ära, ein Stück Industriegeschichte zu Ende. In der Frechener Fabrik Wachtberg wurden die letzten Briketts gepresst - nach 120 Jahren ist Schluss.

Von Heinz Horst

RWE stellt die Brikettproduktion planmäßig wegen des Kohleausstiegs ein.

Das sei seinerzeit im Kohleausstiegsgesetz so vereinbart und nicht mehr nachverhandelt worden, sagt Dr. Christian Forkel, Geschäftsführer RWE Veredelung. Jetzt werden in Deutschland nur noch in der Niederlausitz Briketts hergestellt.

Briketts im Rheinischen Revier mit langer Tradition

Brikettfabrik Wachtberg in Frechen | Bildquelle: WDR/Heinz Horst

Vor gut 145 Jahren kamen die Pressen ins Rheinland. Überall entstanden Fabriken, ob in Türnich, Liblar, Horrem oder eben 1902 Wachtberg in Frechen. In der Hochphase, den 1940er und 1950er Jahren, wurden jährlich mehr als 13 Millionen Tonnen Briketts hergestellt und verfeuert.

Doch dann stiegen immer mehr Haushalte auf Öl oder Gas um. Die meiste Braunkohle wurde zur Stromproduktion verfeuert. Die Brikettfabriken verschwanden wieder. Seit 1995 ist Wachtberg die einzige und letzte Brikettfabrik in Deutschland. Nun schließt auch sie. Denn die Verbrennung von Kohle erzeugt das klimaschädliche CO². 2020 wurde der Kohleausstieg beschlossen.

500 Arbeitsplätze von Schließung betroffen.

RWE zufolge geht etwa die Hälfte der Mitarbeitenden in Rente oder Altersteilzeit, die übrigen arbeiten in anderen Betriebszweigen des Unternehmens weiter. Trotzdem macht sich unter der Belegschaft Wehmut breit, wenn die Pressen endgültig still stehen. Viele der Mitarbeitenden sind seit Jahrzehnten "auf dem Wachtberg".

Auch der Großvater von Frechens Bürgermeisterin Susanne Stupp hat hier gearbeitet. Für sie ist die Schließung ein trauriger Tag. Allerdings biete sie auch Chancen, hier neue Industriearbeitsplätze auf den freigewordenen Flächen anzusiedeln.

Ganz verschwindet die Braunkohle nicht aus Frechen. Bis 2030 soll hier noch Braunkohlestaub produziert werden, der in der Industrie als Brennstoff verwendet wird. Die Nachfrage sei groß, sagt Dr. Christian Forkel von RWE. Vielleicht bleiben auch noch die Pressen und Schwungräder erhalten. Der Landschaftsverband Rheinland möchte, dass das Werk und die historische Technik in die Denkmalliste aufgenommen werden. Diese Kulturgeschichte müsse erhalten bleiben.