Kölnerin Nahid Taghavi ist frei

00:36 Min. Verfügbar bis 13.01.2027

Nach Jahren in Haft: Deutsch-Iranerin aus Köln ist wieder frei

Stand: 13.01.2025, 15:31 Uhr

Mehr als 1.500 Tage war die Deutsch-Iranerin Nahid Taghavi in Teheran in Haft. Jetzt ist die pensionierte Architektin frei.

Die 71-Jährige ist am Sonntag am Flughafen Köln-Bonn sicher gelandet. Sie wurde im Oktober 2020 bei einem Heimatbesuch in ihrer Teheraner Wohnung verhaftet. Das iranische Regime warf ihr die Beteiligung an einer "illegalen Gruppe" und "Propaganda gegen den Staat" vor. In einem unfairen Gerichtsverfahren ohne einen Verteidiger wurde Taghavi dabei zu zehn Jahren und acht Monaten Haft verurteilt.

Nach Angaben ihrer Tochter Mariam Claren, wurde Nahid Taghavi im berüchtigten Evin-Gefängnis gefoltert und monatelang in Isolationshaft festgehalten. Im September 2024 wurde sie dann nach Auflagen in Hafturlaub geschickt, jedoch nur mit einer elektronischen Fußfessel. Sie durfte sich nicht weiter als einen Kilometer von ihrer Wohnung in Teheran entfernen.

Große Freude über Taghavis Freilassung

Auf der Nachrichtenplattform X postete die Tochter Mariam Claren ein Foto mit ihrer Mutter am Köln-Bonner Flughafen. Auf dem Bild umarmen sich die beiden und Claren schreibt: "Nach über 4 Jahren als politische Gefangene in der Islamischen Republik Iran wurde meine Mutter Nahid Taghavi freigelassen und ist wieder in Deutschland. Vielen Dank an alle, die sich für #freenahid eingesetzt haben".

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock teilt diese Nachricht und schreibt dazu: "Ein großer Moment der Freude, dass Nahid Taghavi endlich wieder ihre Familie in die Arme schließen kann."

"Wir freuen uns außerordentlich mit Nahid Taghavi und ihrer Familie über ihre Freilassung", meint Julia Duchrow, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland. „Nahid Taghavi war allein wegen der friedlichen Ausübung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung inhaftiert – das hätte nie passieren dürfen", heißt es weiter.

Menschenrechtler werfen Iran Geiseldiplomatie vor

Ihre Tochter Mariam Claren hatte in der Vergangenheit immer wieder die Anschuldigungen gegen ihre Mutter zurückgewiesen und sie als Faustpfand des Regimes bezeichnet. Menschenrechtler werfen der Iranischen Republik immer wieder vor, Auländer zu inhaftieren, um die Herkunftsstaaten zu erpressen, um so beispielsweise regimenahe Häftlinge im Ausland freizupressen.

Ein aktuelles Beispiel ist die italienische Journalistin Cecilia Sala. Sie war ebenfalls 20 Tage lang im Evin-Gefängnis, weil sie angeblich gegen Mediengesetze im Iran verstoßen haben soll. Vor wenigen Tagen kam Sala frei. Als Gegenleistung wurde dann am Sonntag der Iraner Mohammad Abedini in Italien freigelassen und nach Teheran ausgeliefert.

Unsere Quellen:

  • X
  • Mariam Claren
  • Amnesty International
  • Tagesschau
  • Deutsche Welle

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