Pünktlich am Mittag startete die CSD-Parade traditionell von der Deutzer Brücke aus Richtung Kölner Innenstadt. Mit Musikwagen oder zu Fuß ging es auf die 4,3 Kilometer lange Strecke, begleitet von Tausenden Schaulustigen am Straßenrand. Mit fast 230 Gruppen und rund 60.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die CSD-Demonstration nach Veranstalterangaben so lang wie noch nie.
Dabei brannte die Sonne vom Himmel, viele bunte Sonnenschirme, Hüte und Fächer waren in der Menge auszumachen. Und das war auch gut so. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der die Begrüßung vor dem Start der Parade übernahm, bat die Teilnehmer auf sich zu achten und die Temperaturen nicht zu unterschätzen. Und auch die Polizei bekam am Nachmittag immer mehr Hilferufe: "Es melden sich bei uns immer mehr Menschen, die Schwierigkeiten mit der Hitze haben. Wir vermitteln dann an die Rettungskräfte", so Philip Hüwe von der Polizei Köln.
Bühnenprogramm unterbrochen
Doch nach der schwülen Hitze kam das Unwetter. Am Nachmittag wurde das CSD-Bühnenprogramm auf dem Kölner Heumarkt kurzzeitig unterbrochen. Dann aber kam die Entwarnung: "Puh… das Unwetter hat uns nur knapp gestreift. Eure Sicherheit steht bei uns stets an erster Stelle und wir bitten sehr um euer Verständnis für die kurzfristige Unterbrechung. In wenigen Minuten geht es auf unseren Bühnen weiter ", schrieben die Veranstalter auf ihren Social-Media-Seiten. Sie hatten wegen des Unwetters einen Krisenstab eingerichtet.
Sichtbar und laut: Demo für Menschenrechte
Die Teilnehmer des CSD wollten nicht nur feiern, sondern auch auf ihre Anliegen aufmerksam machen. Das Motto lautete "Für Menschenrechte. Viele. Gemeinsam. Stark". Jeden Tag gibt es in Deutschland Angriffe auf queere Menschen. "Die Sitten verrohen", sagte Sven Lehmann, der Queerbeauftragte der Bundesregierung gegenüber dem WDR. Und: Die Zahlen der Angriffe würden steigen. Es könnte aber auch sein, dass einfach mehr Straftaten angezeigt würden. "Ich fordere von der Polizei, dass sie Ansprechpersonen für queere Menschen haben." Auch solle die Gesellschaft mehr gegen Anfeindung aufstehen. "Das können queere Menschen nicht allein leisten."
Queere Menschen setzen zum Christopher Street Day mit einer Parade in Köln ein Zeichen gegen Ausgrenzung. "Wir wollen Menschenrechte, keine Luxusrechte", so Veranstaltungssprecher Hugo Winkels.
Bild 1 / 9
Staatsschutz ermittelt nach Übergriff
Ein Übergriff trübt im Nachhinein jedoch das bunte Treiben: Der Staatsschutz ermittelt wegen eines Angriffs auf zwei 20-jährige CSD-Besucher in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Si ewurden mit einer vollen Bierflasche beworfen. Einer der beiden Männer hat sich dabei den Ellenbogen gebrochen.
Der mutmaßliche Angreifer, ein 28-jähriger Mann aus Mönchengladbach, hatte die beiden CSD-Besucher laut Polizei zunächst homophob beleidigt. Da der Verdacht besteht, dass es sich um eine Straftat zum Nachteil queerer Menschen handelt, wertet der Staatsschutz der Polizei Köln jetzt Zeugenaussagen sowie Videoaufzeichnungen der Tat aus.
Neuer Name für wachsende Community
Organisiert wurde die Demonstration vom Verein Cologne Pride, der im vergangenen Jahr noch Kölner Lesben und Schwulentag hieß. Dieser Name habe aber nun ausgedient, so Pressesprecher Hugo Winkels. "Der Name war für die Kölner Lesben und Schwulen da, aber die queere Community ist in den vergangenen 30 Jahren so gewachsen und so vielfältig geworden, da wollten wir auch mit unserem Namen offen sein für alle."
1LOVE und Buntes Handwerk
Auch der WDR war in diesem Jahr mit einem eigenen 1LIVE -Zugwagen bei der Pride-Parade in Köln dabei. Unter dem Motto "1LOVE für den Sektor" legten auf dem Wagen Felix Jaehn und Jan-Christian Zeller auf.
Zu den teilnehmenden Gruppen gehörten Vereine, Organisationen, Unternehmen, Behörden und Parteien. Zum ersten Mal dabei war zum Beispiel die «Initiative Buntes Handwerk», mit Handwerkern aus ganz Deutschland in ihrer Zunftkleidung. Ebenfalls zum ersten Mal war die Evangelische Kirche im Rheinland mit einer Gruppe vertreten - in schwarzer Kleidung mit bunten Heiligenschein-Kronen.
Verkehrsbehinderungen am Sonntag
Durch die Straßensperrungen in der Innenstadt kam es am Sonntag zu erheblichen Einschränkungen sowohl im Bahn- als auch im Autoverkehr. Die Parkhäuser in der Innenstadt wwaren zeitweise nicht zu erreichen. Bis einschließlich Montag um fünf Uhr ist die Pipinstraße gesperrt, also die Zufahrt von der Nord-Südfahrt auf die Deutzer Brücke. Eine Umleitung für den Straßenverkehr ist ausgeschildert.