Wie positioniert sich Alemannia Aachen künftig gegen Rechts? Lokalzeit aus Aachen 01.02.2024 Verfügbar bis 01.02.2026 WDR Von Richard Derichs

Wie positioniert sich Alemannia Aachen künftig gegen Rechts?

Stand: 01.02.2024, 20:31 Uhr

Viertligist Alemannia Aachen steht derzeit in der Kritik. Nicht wegen sportlicher Leistungen. Vorstand und Aufsichtsrat hatten am vergangenen Wochenende die Teilnahme an einer Großdemonstration gegen Rechts verweigert: Man wolle sich auf den Sport konzentrieren und "an der Spaltung der Gesellschaft (…) ausdrücklich nicht teilnehmen."

Von Richard Derichs

Der Post wurde anschließend als "Fehler" bezeichnet, die Politik hat trotzdem Redebedarf.
Vertreter aller demokratischen Parteien im Stadtrat fordern weitere Schritte von der Alemannia. Der Verein sei falsch abgebogen und werde seiner gesamtstädtischen Verantwortung nicht gerecht, so CDU-Fraktionschefin Iris Lürken. 15.000 Menschen kämen im Schnitt zu den Heimspielen, 20.000 waren am Samstag gegen Rechtsextremismus auf der Straße. Gemeinsam hätte man die Fanhymne „You´ll never walk alone“ als Zeichen gegen Ausgrenzung singen und für einen Gänsehautmoment sorgen können.

Distanzierung von der AfD nachgeschoben


In einer nachgeschobenen Stellungnahme distanziert sich die Vereinsführung offiziell zwar deutlicher von der AfD, bekennt sich zu Integration und Gemeinsamkeit und entschuldigt sich für das "zweifelhaft formulierte Statement", doch Aufsichtsratschef Marcel Moberz legte via Facebook nach, indem er sich als Opfer eine Hasskampagne darstellt, der missverstanden worden sei.

Kontakte zu rechten Ultra-Gruppen

Moberz unterhält allerdings nach WDR-Informationen Kontakt zu Ultra-Gruppierungen, die bereits vor zehn Jahren durch rechte Gewalt auch im Stadion aufgefallen waren und die danach eine Zeit lang von der damaligen Führung sanktioniert wurden. Seitdem hat der Traditionsclub viel unternommen: vom betreuten Fanprojekt über Ausstellungen bis hin zur Verlegung von Stolpersteinen für jüdische Alemannia-Spieler, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. In Aufsichtsrat, Präsidium und Verwaltungsrat sind nicht wenige entsetzt darüber, dass diese Arbeit jetzt durch das Lavieren in sozialen Medien gefährdet wird.

Vereins-Gremien wollen Vorfälle klären

In den Gremien läuft die Aufarbeitung der Vorfälle, allerdings gründlich. Einen weiteren Schnellschuss wolle man nicht riskieren, sagt Geschäftsführer Sascha Eller. Der Vorsitzende des Sportausschusses im Aachener Stadtrat, der Grüne Sebastian Breuer, erwartet ein deutliches Bekenntnis gegen Rechtsextremismus und für die demokratischen Werte, am besten im Stadion. Der Ball liegt bei der Alemannia.