Rewe stellt Werbeprospekte auf Papier ein - andere Händler machen weiter

Stand: 08.07.2023, 20:59 Uhr

Seit Anfang Juli verschickt Rewe keine Prospekte mehr - damit endet eine 80 Jahre alte Tradition. Andere Supermarktketten wollen sich nicht so schnell von Werbung auf Papier trennen.

Mehr als 28 Milliarden Werbeprospekte landen jährlich in den Briefkästen deutscher Haushalte. Seit 1. Juli sind es weniger. Ein Jahr nach einer entsprechenden Ankündigung hat der Kölner Supermarkt-Konzern Rewe ernst gemacht: Die Papier-Prospekte wurden endgültig eingestellt. Kurz danach verkündete auch die Deutsche Post, dass sie die wöchentliche Prospekt-Sammlung "Einkaufaktuell" einstellen werde - und zwar Ende März 2024.

Vorbilder gibt es bereits: Neben der Baumarktkette Obi haben auch andere Firmen gedruckte Werbung eingstellt: 2018 beendeten die Versandhäuser Otto und Obi die Produktion ihres Katalogs ein, 2020 folgte Möbelriese Ikea.

90 Prozent lesen gelegentlich Prospekte

Noch gehören Prospekte und Handzettel zu den am meisten verbreiteten Werbemitteln in Deutschland. Jede Woche landen sie in Abermillionen Exemplaren in den Briefkästen. "Viele Familien lesen sie samstags am Frühstückstisch. Sie werden aktiv konsumiert – und das macht sie für den Handel so wertvoll. Das ist etwas ganz anderes, als wenn man mit Fernsehwerbung, Radiospots oder Online-Bannern berieselt wird und das mehr oder weniger unwillig über sich ergehen lässt", sagt Jens-Peter Gödde vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH).

Nach einer repräsentativen Umfrage vom IFH lesen 90 Prozent der Menschen in Deutschland zumindest gelegentlich gedruckte Prospekte - gut drei Viertel aller Befragten sogar jede Woche. Auf Prospekte und Handzettel zu verzichten ist für Handelsketten also nicht ohne Risiko. Für die Umwelt aber ein enormer Zugewinn: "Die milliardenfache Herstellung gedruckter Werbung führt zu Unmengen unnötigen Abfalls, verschwendet Ressourcen und heizt massiv den Klimawandel an", sagt die Deutsche Umwelthilfe.

Positive Umwelt- und Energieeffekte

Gleichzeitig erhöhen die dramatisch gestiegenen Papierkosten den Druck auf die Händler, andere Wege in die Köpfe der Kunden zu finden. Rewe-Chef Lionel Souque betonte: Mit dem Verzicht auf Prospekte reduziere man den CO2-Fußabdruck massiv. Die Umstellung spare 7.000 Tonnen CO2, 1,1 Millionen Tonnen Wasser und 380 Millionen Kilowattstunden Energie pro Jahr. Mehr als 73.000 Tonnen Papier landen künftig nicht mehr Müll - das entspricht dem Gewicht von mehr als 600 Blauwalen.

Aldi, Lidl und Edeka halten an Prospekten fest

Für Supermärkte sei der Verzicht auf Werbeprospekte nach Einschätzung von Experten jedoch eine noch größere Herausforderung. "Gerade in der aktuellen Zeit erwarten viele Kunden gezielt die Prospekt-Zustellung, um sich zu informieren, wo sie die günstigsten Lebensmittel in bester Qualität kaufen können", verteidigte etwa Aldi Süd die Prospekt. Auch Lidl schloss sich dem an. Beide Ketten verteilen zwar auch digitale Prospekte - halten aber an der gedruckten Ausgabe fest.

Ähnlich geht auch die Supermarkt-Kette Edeka vor: Zwar werde man künftig verstärkt auf digitalen Kanälen werben. Das Unternehmen wisse aber, dass viele Kunden nicht auf den gedruckten Handzettel verzichten möchten. "Und auch diese Menschen wollen wir erreichen."

Papierprospekte werden teilweise abgeschafft Hier und heute 14.07.2023 08:34 Min. Verfügbar bis 14.07.2025 WDR

Werbung unerwünscht? Das können Sie tun

Daneben gibt es viele Verbraucherinnen und Verbraucher, die mit Reklame in Form von Werbeprospekten rein gar nichts anfangen können und erbost darüber sind, dass sie all das Papier in ihrem Briefkasten auch noch entsorgen müssen. Um dieses Problem zu lösen, können sie einen Aufkleber "Werbung unerwünscht" an ihren Briefkasten anbringen. Weitere Tipps bieten Verbraucherschützer: