Reparaturbonus für Texitilien
Aktuelle Stunde. 08.11.2023. UT. Verfügbar bis 08.11.2025. WDR. Von Jens Eberl.
Reparaturbonus für Kleidung und Schuhe - auch bei uns sinnvoll?
Stand: 08.11.2023, 19:08 Uhr
Wer kaputte Kleidung oder Schuhe reparieren lässt, bekommt in Frankreich jetzt einen Zuschuss. In NRW stellen sich Fachleute die Frage, ob das auch für uns eine gute Idee ist.
Von Jörg Sauerwein
Bis zu 25 Euro Zuschuss für die Reparatur einer Jacke oder eines Schuhs, "das ist erst mal eine gute Idee“", sagt Thomas Fischer vom Fachverband Textilrecycling in Bonn. Und auch die Schneiderin Sandra Gronemeier aus Düsseldorf meint: "Von der Idee her ist das Modell Frankreich gut."
Schnelle und billige Mode meist nicht nachhaltig
Denn generell gehe es bei der Bekleidung noch viel zu wenig um das Thema Nachhaltigkeit, sagt Gronemeier. In den vergangenen Jahren sei die Kleidung oftmals immer noch billiger geworden, gerade bei der so genannten Fast Fashion - und die werde nach viel zu kurzer Zeit dann auch weggeworfen.
Genau an diesem Punkt hat die Obermeisterin der Düsseldorfer Schneiderinnung dann aber auch Zweifel an der Wirksamkeit eines Reparaturbonus: „Die Materialien gerade bei den billigen Stücken geben eine Reparatur oft gar nicht her.“ Wenn sie bei einem entsprechenden Kleidungsstück zum Beispiel die Nähte auftrenne, könne es im Stoff auch schnell ein Loch geben. Deshalb lohne sich die Reparatur oftmals gar nicht.
Deutsche vergleichsweise gut bei Altkleidersammlung
Textilfachmann Fischer ergänzt, dass die Ausgangslage in Deutschland auch anders sei als in Frankreich, wo man den Reparaturbonus jetzt eingeführt hat. Denn „bei uns landet zwischen 60 und 70 Prozent der ausrangierten Kleidung in der Altkleidersammlung“. Diese Sachen könnten dann immerhin zum Beispiel noch in afrikanischen Ländern weiter genutzt werden. Bei unseren Nachbarn liege die Sammel-Quote dagegen nur bei rund 30 Prozent.
Vielleicht sei auch deshalb ein entsprechender Reparaturbonus bisher in Deutschland noch nicht im Gespräch, glaubt Fischer. Die Kleidungsstücke und Schuhe, die wirklich im Müll landen, die könne man zum größten Teil wirklich nicht mehr reparieren – weil sie entweder zu sehr aufgetragen sind oder aber die Qualität zu schlecht ist.
Französischer Bonus unter Beobachtung
In Frankreich haben sich zum Start rund 600 Reparaturbetriebe für das Bonusprogramm registriert und können die Rabatte zwischen 6 und 25 Euro an ihre Kunden weitergeben. Bisher also nur eine kleinere Zahl von Schneidern und Schuhmachern, die dabei sind. Ob das Ganze ein Erfolg wird, müsse sich noch zeigen, sagt Thomas Schneider vom Fachverband Textilrecycling. Das werde man auch in Deutschland beobachten.
Für die Schneiderin Sandra Gronemeier steht allerdings auch fest, dass sich mancher Kunde mit einem Bonus auch überzeugen lassen könnte: „Ich hatte zum Beispiel eine Kundin, die einen Reißverschluss an einer Kinderjacke austauschen lassen wollte. Als sie hörte, dass das 45 Euro kostet, ist sie wieder gegangen - mit den Worten: Dafür kriege ich ja eine neue.“ Mit einem entsprechenden Zuschuss hätte sie die Jacke vielleicht doch noch reparieren lassen.