Hinter einem Banner mit der Aufschrift "Mallorca ist nicht zu verkaufen" marschierten die Demonstranten durch das Zentrum von Palma. Die Zahl der Teilnehmer habe die Erwartungen bei weitem übertroffen, so die Zeitung "Diario de Mallorca". Die Menschen seien aus allen Teilen der Insel gekommen.
Die Organisatoren des Protests verweisen insbesondere auf den Anstieg der Wohnkosten und die damit verbundene Wohnungsnot auf der Insel. Unsere Korrespondentin Kristina Böker hat das Problem auf den spanischen Ferieninseln im WDR-Podcast "Nah dran" erläutert: Für Vermieter ist es lukrativer, an Feriengäste zu vermieten. Dadurch werden die verfügbaren Wohnungen knapp und teuer. Eigentumswohnungen wiederum werden oft von wohlhabenden Ausländern gekauft. Die Einheimischen können sich die hohen Preise wegen ihrer geringen Löhne nicht leisten, müssen ins Hinterland ziehen, zu ihrem Arbeitsplatz pendeln und stehen oft im Stau - zusammen mit den Touristen, die sich die Insel anschauen wollen.
Spanien empfing laut offiziellen Statistiken im vergangenen Jahr 85 Millionen ausländische Besucher, 14,4 Millionen davon auf den Balearen.
Immer mehr Proteste gegen Tourismus-Auswüchse
Die Demonstration fand zwei Tage nach dem Einsturz eines Strandlokals an der Strandpromenade von Palma de Mallorca statt, bei dem zwei deutsche Touristinnen, ein Senegalese und eine spanische Angestellte ums Leben gekommen waren. Eine der Toten ist eine 31 Jahre alte Frau aus dem Saarland, Mutter von zwei Kindern. Das bestätigte die Polizei am Sonntag. Der Überzeugung vieler Inselbewohner zufolge sind zahlreiche Gebäude nicht geeignet für den Massentourismus.
In Spanien gibt es immer mehr Bewegungen, die sich gegen den Übertourismus richten. Die Proteste drehen sich vor allem um die Zunahme der touristischen Vermietungen, aber auch um die massiven Lärm- und Umweltbelastungen.
Ökosteuer in Diskussion
Auf den Kanaren waren mehrere Menschen aus Protest gegen die Auswüchse des Massentourismus zwischenzeitlich in den Hungerstreik getreten. Der Inselpräsident hat in der Folge verkündet, das bisherige Tourismusmodell müsse überprüft und neu ausgerichtet werden. Unter anderem wird nun über eine Ökosteuer diskutiert, die Besucher von Nationalparks entrichten sollen.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP
- WDR-Podcast Nah dran