Der ARD-DeutschlandTrend extra zeigt, dass ausgeprägte rechte oder rechtsextreme Einstellungen seit 2016 nicht zugenommen haben. Allerdings zeigt der DeutschlandTrend auch, dass 67 Prozent der Menschen in Deutschland der Auffassung sind, dass man bei bestimmten Themen ausgegrenzt wird, wenn man seine Meinung sagt.
Was sagen die Menschen in Petershagen?
Fragt man die Menschen in Petershagen dazu, bestätigt sich dieser Trend teilweise. Teilweise wird ihm auch deutlich widersprochen. Manche meinen, schon sehr vorsichtig sein zu müssen, ihre Meinung zu äußern, besonders bei politischen Themen. Eine Frau sagt jedoch auch, dass das Umfeld, in dem man seine Meinung äußert, eine wichtige Rolle spiele: im Privaten "Ja", in der Öffentlichkeit "Nein". Man werde einfach sehr schnell in eine "Schublade" gesteckt.
Andere sind der Auffassung, dass man seine Meinung sehr wohl äußern kann – Klaus Peter Czech sagt: "Das muss man sogar." Doch auch er hat das Gefühl, aufgrund seiner Meinung schnell einer bestimmten Richtung zugeordnet zu werden.
Meinungen werden nicht gehört
Bei der Befragung wurde auch klar, dass viele das Gefühl haben, dass sie ihre Meinung zwar sagen können, dass sie aber nicht gehört werde. Dirk Breves, der Bürgermeister von Petershagen, kann das nicht wirklich verstehen. Er sagt, die Menschen könnten mit Fragen und Sorgen an ihn und seine Mitarbeiter herantreten - das passiere jedoch nicht oft.
Darüber hinaus gebe es auch Gespräche mit Bürgerinitiativen, wie beispielsweise "Petershagen 92.2", die sich kürzlich gegen eine Baumaßnahme in Petershagen gewendet hat. Es gebe jedoch eine größere schweigende Mitte. "Sie hören eigentlich nur die, die dagegen sind", sagt Breves.
Besonders schwierige Themen
Auch wenn die Petershäger es nicht explizit sagen, kristallisieren sich in den Gesprächen doch Themen heraus, bei denen es offensichtlich schwieriger ist, seine Meinung zu äußern: Corona und Flüchtlingspolitik, zwei Themen, die sowohl die Politik als auch die Gesellschaft in den letzten Jahren massiv beschäftigt haben.
Einer der Befragten auf der Straße sagt, dass er "nicht viel von den Corona-Maßnahmen gehalten hat", wodurch er gleich als Impfgegner bezeichnet wurde - dabei sei er sogar geimpft. Ein anderer Befragter erzählt, dass man schnell als rechtsextrem betitelt werde, selbst wenn man nur auf Dinge hinweise, die man nicht richtig finde.
Bundestag hat erstmals einen Bürgerrat eingesetzt
Aber was kann man gegen dieses Gefühl der Ohnmacht, gegen dieses Gefühl, nicht gehört zu werden, machen. Ab heute hat der Bundestag erstmals einen Bürgerrat ins Leben gerufen. Es könnte eine Möglichkeit sein, die Bevölkerung enger mit der politischen Ebene in Verbindung zu bringen.
In einem solchen Bürgerrat kommen 160 Personen zusammen, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden. Sie müssen über 16 Jahre alt sein und ihren Erstwohnsitz in Deutschland haben. Dieser Bürgerrat soll gemeinsam an einem bestimmten Thema arbeiten und dazu dann Empfehlungen vorlegen. Weitere Infos hier:
Mögliche Lösung: Initiative ergreifen
Laut Breves sind die Meinungen, die an ihn herangetragen werden, oft von Sorgen und Ängsten geprägt. Sein Rat, gerade in Bezug auf die Flüchtlingspolitik, ist sich zu engagieren und so mit Menschen in Kontakt zu kommen. Darüber hinaus müssten einzelne Menschen und ihre Schicksale sichtbarer gemacht werden, um ein besseres Verständnis für den anderen zu erlangen.
Heinrich Schmidt, Landwirt aus Petershagen, hat bereits beschlossen sich für etwas zu engagieren. 60 Hektar Land stünden zur Verfügung, um seine Idee von einer genossenschaftlichen Landwirtschaft umzusetzen. Es finden sich jedoch nicht genügend Mitstreiter für das Projekt - 200 Familien wären dafür nötig.