Der Sitz der Deutschen Parkinson-Vereinigung e.V. in Neuss

Parkinson-Vereinigung - Ermittlungen und Durchsuchungen 

Stand: 13.10.2023, 06:00 Uhr

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt gegen ehemalige Verantwortliche der Deutschen Parkinson-Vereinigung wegen Untreue. Nach Informationen von NDR, WDR und SZ gab es bereits Durchsuchungen in mehreren Objekten. 

Von Markus Grill und Nils Wischmeyer

Ende August berichteten NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung erstmals über den Verdacht der privaten Bereicherung bei einer der größten deutschen Patienten-Organisationen, der Deutschen Parkinson-Vereinigung. Jetzt bestätigt auch die Staatsanwaltschaft Düsseldorf, ein Ermittlungsverfahren gegen ehemalige Verantwortliche eingeleitet zu haben wegen des Verdachts auf Untreue.

Ermittlungen wegen Untreue

Mehrere Objekte seien bereits durchsucht worden. "Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat den Anfangsverdacht mit Blick auf die in der Presse erhobenen Vorwürfe bei der Deutschen Parkinson Vereinigung bejaht und ermittelt nun unter anderem wegen Untreue gegen mehrere Personen", erklärte die Behörde auf Anfrage. Weitere Angaben wolle sie nicht machen, außer dass das Verfahren bei der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen geführt werde. 

Die neue Führung der Patientenorganisation hat selbst Anzeige erstattet und wirft ihrem ehemaligen Geschäftsführer Friedrich Wilhelm Mehrhoff vor, "mit hoher krimineller Energie in die eigene Tasche gewirtschaftet" zu haben. Mehrhoff soll dabei über die Jahre mehr als 1,8 Millionen Euro veruntreut haben, allein 540.000 Euro davon soll er am Bankautomaten von einem Schattenkonto abgehoben haben, meist 2.000 Euro pro Tag.

Geld an Assistentin überwiesen?

Auch seiner Assistentin soll Mehrhoff mehrere zehntausend Euro überwiesen haben. Sie selbst bestritt am Telefon die Zahlungen. Mehrhoff selbst beantwortete keine Fragen zu den Vorwürfen. Über seinen Anwalt teilt er mit: "Wir werden uns derzeit nicht gegenüber den Medien äußern. Eine Stellungnahme zu Einzelsachverhalten wird zu einem späteren Zeitpunkt und an anderer Stelle erfolgen."

Nach Recherchen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" hat Mehrhoff möglicherweise auch öffentliche Gelder des Landes Nordrhein Westfalen für seinen Verein nicht rechtmäßig erhalten. NRW hatte während der Corona-Pandemie die Digitalisierung unter anderem von Patientenorganisationen gefördert.

Der Parkinson-Vereinigung hat das Land dabei 30 Computer und 30 Drucker bezahlt. Der Auftrag ging dabei an den Neffen von Mehrhoffs Assistentin – möglicherweise  ohne sich zuvor wie vorgeschrieben andere Vergleichsangebote eingeholt zu haben. Als das von NRW mit der Durchführung der Förderung beauftragte Forschungszentrum Jülich von Mehrhoff die anderen Angebote eineinhalb Jahre nach der Bewilligung sehen wollte, begann er diese offenbar erst zu organisieren.

Nach E-Mails, die NDR, WDR und SZ vorliegen, schrieb er im November 2022 an einen Unternehmer: "Ich hatte dich angesprochen bzw. eines Kostenvoranschlags, datiert auf Januar 21". Weiter heißt es in der E-Mail: "Ich hatte Dich gebete, mir einen KV zu besorgen, der preislich über diesen Preisen liegt. Ist das möglich?" Der Unternehmer versprach, sich darum zu kümmern. Tatsächlich reichte Mehrhoff später dann ein Angebot dieser Firma beim Forschungszentrum Jülich ein, womöglich um eine angeblich ordnungsgemäße Auftragsvergabe zu belegen. 

Forschungszentrum könnte Förderung zurückfordern

Mehrhoff selbst beantwortete auch zu diesem Sachverhalt keine Fragen. Die neue Vorsitzende des Parkinsonvereins, Tina Siedhoff, teilt auf Anfrage mit, der Vorwurf sei bekannt und habe im Mai "letztendlich einen größeren Teil des Gesamtvorstands zum Rücktritt bewogen".

Siedhoff schließt nicht aus, dass das Forschungszentrum Jülich die Förderung nun ganz oder teilweise wieder zurück fordert. Der neue Vorstand sei "intensiv damit beschäftigt, diese Sachverhalte aufzuklären", so Siedhoff. "Gleichzeitig werden wir natürlich versuchen, entsprechende Schadensersatzforderungen zivilrechtlich gegen Herrn Mehrhoff durchzusetzen."