Profifußball – Werden Spielerfrauen systematisch zum Schweigen gebracht?
Stand: 06.11.2022, 17:46 Uhr
Der Ex-Bundesliga-Spieler Jérôme Boateng ist in einem Berufungsprozess wegen Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 1,2 Millionen Euro verurteilt worden. Dass das kein Einzelfall ist, erzählt Lena Kampf von der Süddeutschen Zeitung im Podcast „nah dran“.
Im Fall Boateng ging es um einen Urlaub mit der damaligen Freundin in der Karibik. Er soll sie damals verletzt und beleidigt haben – das sieht das Landgericht München als erwiesen an. Boateng streitet die Vorwürfe ab. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der Fall Boateng ist möglicherweise kein Einzelfall.
Machtmissbrauch, Psychoterror, teilweise sogar Gewalt – was Ex-Spielerfrauen einem Rechercheteam von Süddeutscher Zeitung und Correctiv zu erzählen haben, ist nur schwer auszuhalten. Was diese Geschichten aber zeigen, ist, dass es im Profifußball womöglich ein System geben könnte, mit dem Spielerfrauen zum Schweigen gebracht werden sollen.
Lena Kampf recherchiert für die Süddeutsche Zeitung
Verschwiegenheitserklärungen spielen in solchen Fällen oft eine Rolle. Das sind Verträge, die regeln sollen, was die Ex-Freundin oder -Frau über die Beziehung in der Öffentlichkeit erzählen darf – und das ist meist gar nichts. Ob diese Erklärungen in dieser einseitigen Form rechtlich legitim sind, ist mindestens umstritten. Auch Boateng soll so eine Verschwiegenheitserklärung schon einmal genutzt haben.
SZ-Reporterin Lena Kampf hat mit mehreren betroffenen Frauen gesprochen, die ihr von körperlicher und psychischer Gewalt, öffentlichem Druck und subtilen Drohungen berichtet haben. Welche Eindrücke hat Lena Kampf aus dem Berufungsprozess gegen Boateng? Was haben ihr die ehemaligen Spielerfrauen erzählt? Und wie blickt sie nach ihren Recherchen auf den Profifußball? Darüber spricht Andreas Bursche mit der SZ-Reporterin in unserer neuen Folge von „nah dran“.
Im Podcast "nah dran - die Geschichte hinter der Nachricht" erzählen unsere Reporterinnen und Reporter, was sie bei ihren Recherchen erlebt haben. Sie werfen einen Blick hinter die Nachrichten, hören Betroffenen zu und erleben selbst mit, wovon die meisten nur kurz in den wöchentlichen Schlagzeilen lesen. Näher ran als sie kommt keiner - egal ob im Ausland, in der Hauptstadt oder direkt vor unserer Tür in der Region.