Zwei Jahre nach der Flut: Frust statt Aufarbeitung?

Stand: 23.06.2023, 18:53 Uhr

Im Ahrtal werden wieder Weinfeste gefeiert, der Wiederaufbau läuft. Doch viele Menschen haben auch zwei Jahre nach der Flut noch mit den Folgen zu kämpfen.

Die Spuren der Flut, die vor allem das Ahrtal schwer getroffen hat, sind dort noch immer allgegenwärtig: Abgebrochene Straßen, eingeschränkte Zugverbindungen und fehlende Brücken erinnern an die Nacht auf den 15. Juli 2021.

Häufig verzögern bürokratische Hürden den Wiederaufbau. Reporter Marius Reichert, der im Ahrtal lebt, ist selbst von den Folgen der Flut betroffen und kann den Frust der Menschen verstehen:

"Die Brücke, über die ich ganz oft gefahren bin, drüber gelaufen bin – da steh ich jetzt immer noch davor und die ist halt weg. Und da frag ich mich schon, wieso ist da gar nichts passiert? Warum wird die nicht wieder aufgebaut? Warum dauert das so lange?" Marius Reichert, Reporter

Für seinen preisgekrönten Podcast „Die Flut – warum musste Johanna sterben?“ begleitete Marius Reichert Inka und Ralph Orth, deren Tochter bei der Flutkatastrophe ums Leben kam. Ihre Geschichte teilten sie im Podcast auf eindrückliche und berührende Weise.

Der Reporter Marius Reichert steht vor der Ahr mit einem Mikrofon in der Hand. | Bildquelle: Marius Reichert

Von der Politik fordern die Orths und andere Betroffene die Übernahme von Verantwortung. Zwar werden die Untersuchungsausschüsse von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz als wichtiges Instrument der politischen Aufarbeitung wahrgenommen, vieles bleibt aber noch offen. Etwa, ob es zu einem Verfahren gegen den Ahrweiler Landrat Jürgen Pföhler kommt. Und auch auf eine ehrliche Entschuldigung für die Versäumnisse der Flutnacht warten viele Betroffene.

Das Gedenken an die Flutnacht findet in diesem Jahr dezentral statt: Fast jedes Dorf hat sein eigenes Fest. Es wird in die Zukunft geblickt, aber auch gemeinsam getrauert: Kerzen erinnern an die über 180 Todesopfer.

Und auch wenn viele Menschen das Ahrtal verlassen, macht die enge Gemeinschaft, die sich hier zeigt, das Ahrtal für Marius Reichert immer noch lebenswert:

"Das ist unsere Heimat, das hat uns vielleicht noch mehr zusammengeschweißt, was hier passiert ist. Das ist ein ganz besonderer Spirit, der da im Ahrtal ist." Marius Reichert, Reporter

Der Podcast "nah dran"

Zwei Jahre nach der Flut: Frust statt Aufarbeitung? I nah dran nah dran – die Geschichte hinter der Nachricht 14.07.2023 22:15 Min. Verfügbar bis 13.07.2028 WDR Online

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Im Podcast "nah dran - die Geschichte hinter der Nachricht" erzählen unsere Reporterinnen und Reporter, was sie bei ihren Recherchen erlebt haben. Sie werfen einen Blick hinter die Nachrichten, hören Betroffenen zu und erleben selbst mit, wovon die meisten nur kurz in den wöchentlichen Schlagzeilen lesen. Näher ran als sie kommt keiner - egal ob im Ausland, in der Hauptstadt oder direkt vor unserer Tür in der Region.