Trend Imkern: Trotzdem Bienensterben nicht vorbei Aktuelle Stunde 19.08.2024 16:33 Min. UT Verfügbar bis 19.08.2026 WDR Von Andreas Hodapp

Gute Nachricht: In NRW gibt es immer mehr Bienen

Stand: 19.08.2024, 18:38 Uhr

Vor allem in den Städten wächst die Zahl der Hobby-Imker. Je nach Stadt finden Bienen hier mehr Nahrung, als auf dem Land.

Von Nina Magoley

Gibt es immer weniger Bienen, dann gilt das als untrügliches Zeichen dafür, dass unsere Umwelt nicht mehr in Ordnung ist. Und genau wie Insekten waren Bienen über viele Jahre weltweit auf dem Rückzug.

In NRW zumindest scheint sich dieser Trend jetzt etwas zu wenden: Innerhalb der letzten zehn Jahre ist die Zahl der Bienenvölker von 62.000 auf 163.000 gestiegen. Auch die Zahl der Imker hat sich laut Landwirtschaftskammer NRW von 9.000 auf 19.000 erhöht.

Immer mehr Hobby-Imker

Wohl auch, weil sich zunehmend Hobby-Imker finden, die Bienenvölker in ihren Gärten, auf Hausdächern oder sogar auf Balkonen halten. "Die Mehrzahl betreibt die Imkerei als Hobby und verkauft den Honig als Nebenerwerb meist direkt an den Verbraucher", schreibt das NRW-Landwirtschaftsministerium.

Trend Imkern Porträt Matthew Jones | Bildquelle: Matthew Jones

Nur ein Prozent der Imker betreue mehr als 50 Völker. Zu ihnen zählt Matthew Jones, Bio-Imker in Engelskirchen im Bergischen Land. 200 Bienenvölker hält er in der Umgebung, jedes Volk besteht aus bis zu 50.000 Bienen. Er bekomme jeden Tag Anrufe von Hobby-Imkern die seinen Rat suchen, sagt Jones - auch aus der Stadt.

Stadt und Land - beides hat Vor- und Nachteile

Denn mittlerweile seien die Lebensbedingungen für Bienen in Städten oft besser als auf dem Land: Stadtverwaltungen lassen beim Mähen öffentlicher Wiesen oft große Flächen mit Blumen wild stehen. Gartencenter werben mit bienenfreundlichen Balkonpflanzen, "die Menschen haben mehr Bewusstsein entwickelt, verwenden weniger Chemie bei der Pflanzenpflege", stellt Jones fest. Auf dem Land dagegen wachsen dort, wo Bauern Landwirtschaft betreiben, immer weniger blühende Pflanzen. Bienen finden weniger Futter.

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Geht es den Bienen also in der Stadt tatsächlich besser? Ganz so pauschal lässt sich das nicht sagen, erklärt Bernd Grünewald vom Institut für Bienenkunde. Schließlich sei auch nicht jede Stadt gleich. Ganz entscheidend sei die Bepflanzung. "In Städten wo es viele Parks und wilde Bäume gibt, fühlt sich eine Biene in der Tat sehr wohl. In sehr verdichteten Städten mit wenig Grün lebt es sich für die Tiere dagegen weniger gut." Auch müsse man bedenken, dass es in Städten oft sehr viel heißer werde als auf dem Land, was den Bienen ebenfalls nicht gut bekomme, so Grünewald.

Zudem wird auf dem Land einiges getan, um den Bienen wieder mehr Lebensraum zu geben. Stichwort: "Blühstreifen". Diese werden aktiv auf Ackerflächen eingesät und bieten Insekten, Amphibien und anderen Tierarten Nahrung, Rückzugsräume und Brutmöglichkeiten. Laut Grünewald ist das eine "sehr sinnvolle Sache", das alleine reiche aber nicht aus.

2024 Schlechte Honigernte

Das laufende Jahr war allerdings weder auf dem Land noch in der Stadt besonders erfolgreich für viele Imker: Durch den praktisch ausgefallenen Frühling und späten Frost hätten die Bienen weniger Futter gefunden, als in anderen Jahren. Seine Honigernte sei diesmal um etwa ein Drittel geringer ausgefallen als im letzten Jahr, sagt Imker Jones.

Gleichzeitig seien die Kosten auch für die Imker fast um die Hälfte gestiegen. "Der Preis für die Gläser hat sich teils verdoppelt." Außerdem sei der Zucker teurer geworden, den die Bienen über Winter bekommen, um nicht zu verhungern. Honigfreunde spüren das: Der Preis für ein Glas Honig ist deutlich gestiegen.

Mitgliederzuwachs beim Imkerbund

Zwar gab es mal deutlich mehr Imker in Deutschland als heute. Dennoch beobachtet auch der Deutsche Imkerbund einen Anstieg der Mitgliederzahlen seit 2005.

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Ist die Honigbiene eine Gefahr für Wildbienen?

Viel diskutiert wurde in letzter Zeit über Wildbienen. Auch sie würden "mit ihrer Bestäubungsarbeit einen unschätzbaren Beitrag zur biologischen Vielfalt" leisten, schreibt die Deutsche Wild Tierstiftung. Von den über 550 Wildbienenarten in Deutschland sind laut Umweltverband BUND mittlerweile 31 vom Aussterben bedroht, 197 sind gefährdet. 42 Arten stehen auf der Vorwarnliste.

Zahlreiche Studien würden zeigen, dass die Gefährdung der wildlebenden Insekten durch die konkurrenzstarken Honigbienen – vor allem in blütenarmen Lebensräumen – weiter verschärft werde, sagt die Deutsche Wildtier Stiftung. Speziell zum Schicksal der Wildbienen fehlten allerdings aussagekräftige Studien. Dennoch könne man davon ausgehen, dass zwischen Honig- und Wildbienen eine Konkurrenz besteht, die "ein ernstzunehmender Gefährdungsfaktor für Wildbienen in bestimmten Lebensräumen darstellen kann".

Rote Mauerbiene: Weibchen mit schwarzem Kopf | Bildquelle: imago stock&people

"Honigbiene soll nicht als Sündenbock dienen"

Allerdings sagt die Deutsche Wildtier Stiftung auch: Für sämtliche Insekten gehen durch zunehmende Versiegelung von Flächen und Landwirtschaft wichtige Nahrungsquellen verloren. "Die Honigbiene ist nicht Auslöser der Gefährdung und soll auch nicht als Sündenbock dienen." Wo es genügend Blüten gibt, könnten Wildbienen durchaus mit Honigbienen-Völkern zurechtkommen.

Bienen in NRW geht es offenbar besser WDR aktuell - Der Tag 19.08.2024 10:07 Min. Verfügbar bis 19.08.2025 WDR 3

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