Der Klimawandel macht es möglich: Tropische Insekten fühlen sich mittlerweile auch in unseren Breitengraden immer wohler. Vor allem die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse wird von Experten mit Sorge beobachtet - denn auf dem Speiseplan der Räuber stehen auch die bedrohten Honig- und Wildbienen. Zudem können die Tiere große Schäden an Trauben und Äpfeln anrichten.
Imkerverband: Asiatische Hornisse Bedrohung für unsere Bienen
"Sie kommt jetzt langsam zu uns rüber, es ist eine neue Bedrohung für unsere Bienen", erklärte schon im vergangenen Jahr der Vorsitzende des Imkerverbands Rheinland, Dirk Franciszak. Tatsächlich hat die Hornissenart in den vergangenen Jahren bereits weite Gebiete in Frankreich besiedelt und macht sich auch in Süddeutschland immer breiter. Im Jahr 2022 wurden im Regierungsbezirk Karlsruhe laut dem Landesverband Badischer Imker 15 Nester gezählt, 2023 waren es schon 550 und in diesem Jahr geht der Verband davon aus, dass es über 1.000 sein könnten.
Auch in Nordrhein-Westfalen ist sie inzwischen vereinzelt aufgetaucht: Der erste bestätigte Fund war nach Angaben des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) im Jahr 2020 im Kreis Heinsberg. 2022 wurden bereits acht Sichtungen gemeldet, etwa in Düsseldorf, Duisburg und Köln.
Hornissenköniginnen sind unterwegs und bauen Nester
Die Europäische Union hat die Asiatische Hornisse als invasive Art eingestuft, die gemeldet und bekämpft werden muss. Am wichtigsten sei es, die Nester der Tiere ausfindig zu machen, damit diese entfernt werden könnten, ehe die Königinnen flügge würden, heißt es beim LANUV. Die Behörde rief dazu auf, sich zu melden, wenn man ein Exemplar entdeckt. Die Chancen dazu könnten derzeit ganz gut stehen. Denn manche der jungen Hornissenköniginnen sind bereits unterwegs und bereiten die Saison vor. Die Königinnen gründen zunächst kleinere Anfangsnester in niedriger Höhe, die man in Büschen und Bäumen findet. Erst, wenn die Völker größer werden und die Population wächst, bauen sie neue, große Nester in Bäumen und an Häusern.
NABU-Expertin: Asiatische Hornissen wohl mit Importware eingeschleppt
"Die Asiatische Hornisse wurde vermutlich mit asiatischen Importwaren eingeschleppt", sagte NABU-Expertin Melanie von Orlow. Im Zuge des Klimawandels würden die Winter milder, sodass auch exotische Arten in Europa stabile Populationen bilden könnten. Dies zeige erneut, dass der weltweite Warenverkehr auch Gefahren für Ökosysteme mit sich bringen könne, so von Orlow.
Auswirkungen auf das Ökosystem noch nicht absehbar
Noch sei die Situation nicht kritisch, meint die Expertin, aber man müsse wachsam bleiben: "Zwar bringt Vespa velutina aller Voraussicht nach keine essentielle Bedrohung für die europäische Imkerei, die genauen Auswirkungen auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt sind jedoch noch nicht abzusehen."
Übrigens gibt es Insektenmigration nicht nur in Richtung Europa. So habe beispielsweise die Einfuhr der Deutschen Wespe und der Gemeinen Wespe nach Neuseeland eine verheerende Wirkung für die dortigen Ökosysteme gezeigt.
Gefährlich sind Asiatische Hornissen für den Menschen übrigens nicht: Nur wer stark allergisch auf Hornissen-Gift reagiert, sollte einen Kontakt möglichst vermeiden.