Masern in NRW auf dem Vormarsch! Aktuelle Stunde 26.02.2024 UT Verfügbar bis 26.02.2026 WDR Von Anne Bielefeld

Masern-Fälle in NRW: Wie groß ist die Gefahr?

Stand: 26.02.2024, 12:54 Uhr

In diesem Jahr sind schon 24 Fälle von Masern in NRW registriert worden, obwohl es eine Impfpflicht gibt. Wir klären, wie gefährlich das Virus in Deutschland ist.

24 Masernfälle in nur zwei Monaten. Das ist deutlich mehr als im gesamten vergangenen Jahr. Was wir zu den Infektionen, der Impfpflicht und den Gefahren durch das Virus wissen:

Gibt es regionale Schwerpunkte?

Ja. Neun Fälle sind aus dem Hochsauerlandkreis gemeldet worden, die alle zusammen hängen. Acht Fälle sind in Köln registriert worden, von denen fünf zusammen hängen.

Die restlichen Infektionen sind über NRW verteilte Einzelfälle, teilt das Landesgesundheitsministerium mit. Die meisten Infektionen sind bei Kindern und Jugendlichen aufgetreten. Keine der betroffenen Personen war vollständig gegen Masern geimpft. Warum, ist nicht bekannt.

Masern-Fälle in NRW: Wie groß ist die Gefahr? WDR Studios NRW 26.02.2024 02:22 Min. Verfügbar bis 25.02.2026 WDR Online

Wieso gab es in den vergangenen Jahre weniger Fälle?

Der typische Masernausschlag | Bildquelle: WDR

2023 wurden im gesamten Jahr 15 Maserninfektionen in NRW gemeldet, in den beiden Jahren davor waren es nur zwei. Allerdings informiert das RKI, dass damals auch die Corona-Schutzmaßnahmen dafür gesorgt haben, dass es generell weniger Infektionen gab. Mit den jetzt gemeldeten Infektionen bewegen wir uns demnach wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie.

Welche Rolle spielt die Masern-Impfpflicht?

Seit 2020 müssen alle Kinder ab einem Jahr mindestens eine der beiden Impfungen vorweisen, wenn sie in die Kita oder eine Betreuung oder spätestens in die Schule kommen. Kinder ab zwei sogar beide Impfungen.

Die Pflicht gilt auch für erwachsene Beschäftigte in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas, Schulen oder Heimen. Laut RKI erreicht Deutschland eine Impfquote von gut 93 Prozent, die WHO empfiehlt 95 Prozent, um die Krankheit "auszurotten". Oft fehlt die zweite Impfung, die für einen vollständigen Schutz sorgt.

Wird die Impfung auch zwangsweise verabreicht?

Nein. Das Bundesgesundheitsministerium sagt, dass Zwangsimpfungen nicht in Frage kommen. Allerdings können Bußgelder und Zwangsgelder verhängt werden, wenn Menschen gegen die Impfplicht verstoßen.

Schulen und Kitas müssen den Impfnachweis von Kindern kontrollieren und zumindest Kitas können ungeimpfte Kinder ablehnen. Schulen können das nicht, weil die Schulpflicht die Impfpflicht schlägt. Im Zweifel gehen also auch ungeimpfte Kinder zur Schule.

Wie gefährlich sind Masern?

Masern sind sehr ansteckend und damit vor allem für kleine Kinder unter einem Jahr gefährlich, die noch nicht gimpft werden können. Die ersten, vermeintlich harmlosen, Symptome sind Husten, Schnupfen und Fieber. Der typische Ausschlag tritt erst einige Tage später auf.

Weil Masern das Immunsystem schwächen, können aber Folgeerkrankungen wie Mittelohrentzündungen, Bronchitis oder Lungenentzündungen auftreten. Bei etwa einem von 1.000 Erkrankten kommt es zu einer Gehirnentzündung. Bei etwa 20 bis 30 Prozent der Betroffenen bleiben schwere Folgeschäden, wie eine geistige Behinderung und Lähmungen, zurück. Für etwa 10 bis 20 Prozent der Betroffenen zeiht die Erkrankung sogar den Tod nach sich.

Wie sieht es in anderen Ländern aus?

Weltweit sind die Maserninfektionen zuletzt gestiegen. Es wird erwartet, dass die Zahlen in Europa auch in den kommenden Monaten zunehmen, weil die Impfquoten unterschiedlich sind.

In Österreich beispielsweise besteht keine Impfpflicht, dort waren 2022 nur 45 Prozent der damals einjährigen Kinder vollständig geimpft. Mehr Fälle im Ausland haben nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums auch Auswirkungen auf Deutschland.

Wie kann man sich schützen?

Der einzig wirksame Schutz vor der Krankheit ist eine vollständige, also zweifache, Impfung. Geimpft wird als Kombi-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln.

Nach einer vollständigen Impfung geht man von einem lebenslangen Schutz aus. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sind relevante Masernausbrüche unter Geimpfte bislang noch nie vorgekommen. Die Kosten für die Impfung übernehmen die Krankenkassen.

  • Unsere Quellen:
  • Robert-Koch-Institut
  • Techniker Krankenkasse
  • NRW-Gesundheitsministerium
  • Bundesgesundheitsministerium
  • Paul-Ehrlich-Institut