25 Jahre Westblick

Seit 25 Jahren schaut der "Westblick" auf ganz NRW

Stand: 01.09.2022, 06:00 Uhr

Politisches, Musik und sogar Mord in einer Sendung? Was vor 25 Jahren schwer vorstellbar klang, ist heute das erfolgreiche Landesmagazin des WDR. Nun feiert der "Westblick" großen Geburtstag.

Von Rainer StriewskiRainer Striewski

Die Aufregung war damals groß: "Der WDR macht die nächste Welle", konnte man vor genau 25 Jahren in der Zeitung lesen. Und tatsächlich, auf dem Sender, der damals noch "WDR Radio 5" hieß, tat sich viel Neues: Besonders am Nachmittag wurde das Programm umfassend reformiert, um neue Zielgruppen zu erreichen und "frischer und moderner" zu klingen, wie der damalige Wellenchef Wolfgang Schmitz zu Protokoll gab.

Lange Tradition im WDR

Besonders ein Kind dieser Reform sollte so erfolgreich werden, dass es heute, 25 Jahre danach, aus dem Nachmittagsprogramm von WDR 5 nicht mehr wegzudenken ist: der "Westblick".  Am 1. September 1997 ging er als Nachfolger von "Forum West" auf Sendung.

Damit setzt der "Westblick" eine lange Tradition im WDR fort, die bereits 1961 mit der Gründung der Landesredaktion begonnen hatte. 1974 ging dann "Forum West" auf Sendung, 1997 schließlich der Nachfolger "Westblick", der heute 25-jähriges Sendejubiläum feiert. 

Der Westblick wollte und sollte dabei bewusst auch Neues ausprobieren: "Wir werden auch etwas längere Formen pflegen, also nicht nur den kurzen Bericht oder das kurze Interview", kündigte der damalige Redaktionsleiter Wolf Bierbach in der ersten Sendung an. "Wir wollen uns beschäftigen mit allem Wichtigen, was in der Landespolitik geschieht. Das heißt natürlich auch, was in der Wirtschaft geschieht, was im sozialen Leben und auch im kulturellen Leben geschieht. Darüber wollen wir berichten, tagesaktuell, aber natürlich auch mit Hintergrund."

Wohin schaut der "Westblick"?

Aber wie das so ist mit neuen Ideen: Das neue Konzept wurde auch kritisch betrachtet, auch im WDR selbst. "Jetzt machen die auch noch Musik und fangen auch noch an, locker zu werden", erinnert sich Moderatorin Beate Kowollik an einige Stimmen aus dem Sender. Gerade der Wechsel vom "Forum West" gefiel nicht jedem. "Das ist doch so eine richtig seriöse Sendung, hieß es damals. Aber ich finde, das ist der Westblick heute noch", so Kowollik.

WDR 5 Westblick Ganze Sendung (01.09.2022)

WDR 5 Westblick 01.09.2022 38:17 Min. Verfügbar bis 30.08.2028 WDR 5


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Auch der Name "Westblick" war nicht unumstritten. "Es gab die Befürchtung, die Sendung würde sich nur mit dem Westen NRWs beschäftigen", erinnert sich Landespolitik-Redakteurin Daniela Junghans. Deshalb versprach Redaktionsleiter Bierbach schon zum Sendungsstart: "Westblick, das ist einfach nur ein Name. Sie werden bei uns über das Geschehen in Minden genauso gut etwas erfahren können wie in Siegen."

Landeshauptstadt und die Regionen

Ein Versprechen, das auch heute noch gilt. "Das hat mich an der Sendung auch immer gereizt: Die Geschichten aus den Regionen", erzählt Wolfgang Meyer, neben Beate Kowollik der dienstälteste "Westblick"-Moderator. In unzähligen Städten und Gemeinden waren die Reporterinnen und Reporter mittlerweile unterwegs. Der Ü-Wagen der Sendung stand auf so manchem Marktplatz, um live von vor Ort zu senden.

Aus dem "Westblick"-Fotoalbum

Westblick-Moderatoren im Gespräch

In seinen 25 Jahren war der "Westblick" oft vor Ort in der Region, häufig mit Bühne und Ü-Wagen, wie hier 1998 in Ahaus.

In seinen 25 Jahren war der "Westblick" oft vor Ort in der Region, häufig mit Bühne und Ü-Wagen, wie hier 1998 in Ahaus.

Auch in Mülheim an der Ruhr machte der Ü-Wagen Station. Dort stellte sich im Jahr 2000 unter anderem Karl Lauterbach (SPD) den Fragen von "Westblick"-Moderatorin Beate Kowollik.

2002 stand die damalige Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) in Oberhausen Rede und Antwort.

Fünf Jahre nach dem Brandanschlag sendete der "Westblick" 1998 live aus Solingen.

Beim Studiofest in Dortmund waren der damals älteste (Eckhard Uhlenberg) und die jüngste Landtagsabgeordnete (Josefine Paul) auf der "Westblick"-Bühne zu Gast.

Viele Gespräche wurde aber auch im Düsseldorfer Studio geführt, hier mit der damaligen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD).

... wie auch Hendrik Wüst (CDU), hier noch als Verkehrsminister.

Apropos: Auch alle Ministerinnen und Minister stellten sich (mehr oder weniger) gern den Fragen der "Westblick"-Redaktion, hier die damalige Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne).

Und auch die Opposition kam natürlich stets zu Wort - hier der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Kutschaty.

Oder auch Christian Lindner (FDP) vor der Landtagswahl 2017.

Manchmal gab's auch Streitgespräche wie hier zwischen Gregor Golland (CDU) und Markus Wagner (AfD) zum Thema "Innere Sicherheit".

Neben dem Blick in die Region war und ist die Düsseldorfer Landespolitik ein wichtiges Element der Sendung - mit allen damit verbundenen Herausforderungen für die Mitwirkenden. Denn während sich die überregionalen Berichterstatter in den vergangenen 25 Jahren auf gerade einmal drei Bundeskanzler und eine Kanzlerin einstellen mussten, bekam es die "Westblick"-Redaktion mit acht (teils kommissarischen) Ministerpräsidenten und einer Ministerpräsidentin zu tun.

Mit nötigem Abstand nah dran

Moderator Wolfgang Meyer hat die Gedächtnisleistung der Redaktion beziffert: "Wir haben rein rechnerisch alle 2,77 Jahre neu lernen müssen, wie der Ministerpräsident heißt. Oder die Ministerpräsidentin." Aber nicht nur die Landesmutter und Landesväter waren gern und oft Gast in der Sendung: "Wir haben auch alle Ministerinnen und Minister gehabt", ergänzt Senderedakteurin Heide Rasche. Geholfen hat dabei sicherlich auch die räumliche Nähe zum Regierungsviertel und zum Landtag in Düsseldorf.

Bunte Themen in Serie

Dabei kamen und kommen im "Westblick" nicht nur die Regierenden zu Wort. In der Serie "Wer sitzt eigentlich für uns im Landtag" wurden nach der Wahl 2017 viele "einfache" Mitglieder des Landesparlaments vorgestellt. In weiteren Serien standen Kommunal- oder Landtagswahlen im Mittelpunkt, aber natürlich auch immer wieder die Themen jenseits der großen und kleinen Politik. So wurden "Geschichten nach dem Mauerfall" erzählt, es wurde in weiteren Serien auf den Fachkräftemangel in NRW geschaut oder auch auf die Luftqualität der Gemeinden.

Sogar Mord und Totschlag schafften es in die Sendung - und das auch noch mehrfach. Die Serie "Historische Kriminalfälle" schaute auf spektakuläre und kuriose Kriminalfälle in der einstigen preußischen Provinz Westfalen, in "Mord vor der Haustür" kamen Krimi-Autoren aus der Region zu Wort. Und "Westblick"-Moderator Michael Lenz erinnert sich noch an eine Begegnung mit einem mehrfachen Mörder: "Da haben wir live vom Marktplatz einer Stadt gesendet, in der eine forensische Klinik erweitert werden sollte. Und als Gesprächspartner hatte ich auf der Bühne neben mir einen verurteilten Mörder sitzen, zusammen mit zwei Wachleuten. Das war schon ungewöhnlich."

Ausnahme-Situation Corona

Ob Live-Sendung von den Marktplätzen in der Region, Call-In-Gespräche im Studio oder Reportagen und Serien, die das Land bewegen - der "Westblick" hat sich in den 25 Jahren seines Bestehens von einem landespolitischen Magazin zu einem echten Landesmagazin entwickelt. "Und als Corona das Land im Griff hatte, haben wir sogar über Wochen vier Stunden täglich aus Düsseldorf gesendet", erinnert sich Beate Kowollik. Die Wellenleitung von WDR-5 hatte die Düsseldorfer Redaktion darum gebeten, um das Programm gegen mögliche Ausfälle durch Corona abzusichern. "Das hat ziemlich gut funktioniert und gezeigt, was in uns steckt", bestätigt auch Jochen Trum, Leiter der WDR-Landespolitik-Redaktion.

Veränderungen als ständiger Prozess

Aber abgesehen von notwendigen Änderungen aufgrund äußerer Einflüsse: Welche Veränderungen stehen in den kommenden Jahren noch an? "Wir haben ja bereits alle Spielarten, die das Radio bietet, im Einsatz: Live-Schalten, Interviews, Reportagen - alle denkbaren Formen finden sich in der Sendung", erklärt Redaktionsleiter Trum. "Dabei schauen wir natürlich immer: Was gibt es zu optimieren, um vielleicht auch neue Hörerinnen und Hörer zu erreichen? Das ist ein ständiger Prozess."

Das Ziel, so Trum, bleibe dabei aber immer gleich: "Wir wollen eine schöne Mischung machen, so dass die Hörerinnen und Hörer am Ende des Tages sagen können: Jetzt weiß ich, was heute in NRW passiert ist. Jetzt weiß ich, was wichtig war."

Ich verbinde mit dem "Westblick" ...

Beate Kowollik

... seit vielen Jahren die Landespolitik in NRW intensiv mitzuerleben, die Politiker und Politikerinnen persönlich immer wieder im Studio zu interviewen und so auch näher kennenzulernen. Zudem erstaunt mich immer noch die Vielfalt dieses Landes, über die ich sehr gerne berichte und ständig Neues erfahre.

Beate Kowollik, "Westblick"-Moderatorin

... seit vielen Jahren die Landespolitik in NRW intensiv mitzuerleben, die Politiker und Politikerinnen persönlich immer wieder im Studio zu interviewen und so auch näher kennenzulernen. Zudem erstaunt mich immer noch die Vielfalt dieses Landes, über die ich sehr gerne berichte und ständig Neues erfahre.

Beate Kowollik, "Westblick"-Moderatorin

... für mich persönlich eine aufregende Zeit: in meiner ersten landesweiten Sendung als Moderator; in einem komplett neuem Umfeld mit klugen Leuten im Team; und in spannenden, politischen Zeiten mit der ersten rot-grünen Landesregierung.

Michael Lenz, "Westblick"-Moderator der ersten Sendung

... ein großes Fenster ins Land. Er ist für mich die ideale Mischung aus Politik und den Auswirkungen, die die Entscheidungen hier in Düsseldorf auf die Menschen zwischen Bielefeld und Heinsberg so haben.

Heide Rasche, "Westblick"-Redakteurin

... die größtmögliche Nähe zu den Menschen in Nordrhein-Westfalen. Und täglich eine neue Reise durch das Land.

Wolfgang Meyer, "Westblick"-Moderator

... spannende Interviews und das Wichtigste, was im Land passiert. Das war immer zuverlässig, das war interessant, das war verlässlich. Also alles Gute für die nächsten 25 Jahre.

Herbert Reul, NRW-Innenminister

... fundierte Informationen darüber, was heute in NRW passiert ist und wer die wichtigen Entscheidungen im Land trifft.  

Daniela Junghans, "Westblick"-Redakteurin

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