NRW-Regierung zu Geldautomaten-Sprengungen

WDR aktuell 08.03.2024 Verfügbar bis 08.03.2026 WDR Von Per Quast

Deutlich weniger Geldautomaten-Sprengungen in NRW

Stand: 08.03.2024, 16:10 Uhr

Die Banken in NRW scheinen umzudenken: Laut NRW-Innenminister Reul sind inzwischen viele Geldautomaten mit Farbpatronen gesichert. Die Zahl der Sprengungen ist seitdem gesunken.

Es ist nur eine vorläufige Zahl für die ersten Monate des Jahres 2024. Aber sie könnte auf eine echte Trendwende hindeuten: Sieben Automatensprengungen hat es in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr bisher gegeben. Zum Vergleich: 2023 waren es zu diesem Zeitpunkt schon 35, im Jahr 2022 sogar 48.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU)

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU)

Von einem Durchbruch wollte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) noch nicht sprechen, "dafür ist es noch zu früh", sagte er. Aber die Behörden und die Banken seien gemeinsam "einige Schritte vorangekommen", betonte Reul am Freitag in Düsseldorf. Nordrhein-Westfalen sei jetzt nicht mehr das "Eldorado" der Automatensprenger.

Färbung macht Geld wertlos

Das war es jahrelang auch deswegen gewesen, weil organisierte Banden aus den Niederlanden leichtes Spiel hatten. Es gibt mehr als 10.000 Geldautomaten in NRW. Die meisten sind mit ordentlich Bargeld gefüllt, weil die Erwartung der Bankkunden ist, jederzeit ausreichend abheben zu können. Einen Automaten zu sprengen dauert teilweise weniger als eine Minute. Über das gut ausgebaute Autbahnnetz können die Täter dann schnell wieder in die Niederlande fliehen. Geschnappt werden nur wenige.

Die Banken haben zwar in den vergangenen Jahren einiges in die Sicherheit der Geldautomaten investiert, etwa in verstärkte Türen oder in Betongehäuse um die Automaten. Anders als in den Niederlanden und weiteren Ländern waren hier allerdings lange Zeit so gut wie keine Geldautomaten mit Farbpatronen gesichert. Die färben das Geld bei einer Explosion ein und machen die Beute so unbrauchbar.

"Das hat eine elementare Wirkung", sagte Reul, "aber da mussten auch wir selber dazulernen". Vor einiger Zeit sei auch das Innenministerium noch davon ausgegangen, dass es selbst für verfärbtes Geld noch einen Schwarzmarkt gebe und eine Sicherung der Automaten mit Farbpatronen die Täter nicht abhielte. Zu diesem Zeitpunkt hatten andere Länder die Technik allerdings schon erfolgreich gesetzlich festgeschrieben.

Banken wollten Sicherung der Automaten nicht bezahlen

In Deutschland, so ein offenes Geheimnis, ist der Bankenwirtschaft die Umrüstung lange Zeit schlicht zu teuer gewesen. Alle Geldautomaten mit Farbpatronen auszustatten und diese regelmäßig nachzufüllen kostet viele Millionen Euro. Für das gestohlene Geld und die Schäden kommen dagegen in der Regel Versicherungen auf.

Doch im vergangenen Jahr hat das NRW-Innenministerium der Bankenwirtschaft und auch der Versicherungsbranche eine neue Geldeinfärbetechnik aus Südafrika vorgeführt. Die sei deutlich günstiger als bisherige Systeme. Laut der Abteilungsleiterin der Sonderkommission zur Bekämpfung der Automatensprengungen wurde dieses System inzwischen auch von der Versicherungsbranche zertifiziert. "Manchmal braucht es Zeit", sagte Reul dazu.

Besonders die Sparkassen hätten laut Innenministerium die Umrüstung in großem Stil umgesetzt. Etwa 75 Prozent der Sparkassen-Geldautomaten seien inzwischen mit Farbpatronen ausgestattet. Reul hofft, dass jetzt auch andere Großbanken nachziehen.

Dann, so scheint es, könnte sich der gute Trend zu deutlich weniger Sprengungen fortsetzen.

Weitere Themen