Worum es für FDP, Grüne und AfD in NRW bei der Europawahl geht

Stand: 23.05.2019, 09:00 Uhr

  • FDP schickt hoffnungsvolles Jungtalent ins Rennen
  • Grüne auf Erfolgswelle mit Neumitgliedern
  • AfD setzt auf einen selbsternannten "Hobbypolitiker"

Von Sabine Tenta

Die FDP kann bei der Europawahl am Sonntag (26.05.2019) nur gewinnen - wenn man auf das Ergebnis von 2014 schaut. Frisch aus dem Bundestag geflogen landete sie bei mageren 3,4 Prozent und 3 Abgeordneten – 9 Sitze gingen verloren. Fünf Jahre später steht die FDP in Umfragen zwischen 6 und 7 Prozent.

Von der Düssel nach Brüssel

Die NRW-FDP schickt ein vielversprechendes Talent nach Straßburg und Brüssel. Der Landtagsabgeordnete Moritz Körner hat mit Listenplatz 4 beste Chancen, ins Europaparlament zu kommen. Der 28-Jährige ist eloquent und als ehemaliger Vorsitzender der Jungliberalen politikerfahren.

Als Regierungspartei steht die NRW-FDP besser da als die Mutterpartei. Landeschef Joachim Stamp hat seinen Laden im Griff, die Regierungszusammenarbeit mit der CDU läuft geräuschlos. In Berlin hingegen hängt Lindner das Ende der Jamaika-Koalitionsverhandlungen immer noch nach.

Grüne im Höhenflug

Die Grünen könnten der große Wahlgewinner sein. Sie haben gute Chancen, die SPD zu überflügeln. Das liegt an der Schwäche der Sozialdemokraten und an der Stärke der Grünen mitten in der Klimakrise. Die Landespartei verzeichnet einen Mitgliederzuwachs und wertet dies als weiteres Indiz für wachsenden Erfolg.

Können die Grünen Volkspartei?

Es ist nicht zum ersten Mal, dass die Grünen von einer umweltpolitischen Großwetterlage nach oben getragen werden. Ähnlich war es nach der Atomkatastrophe von Fukushima. Die zentrale Frage ist: Kann die Partei dies in einen dauerhaften Erfolg ummünzen? Haben die Grünen das Zeug zur Volkspartei?

Die NRW-Grünen sind bei den Landtagswahlen 2017 vom Wähler für die Regierungsarbeit regelrecht abgestraft worden, landeten nach starken Verlusten nur noch bei 6,4 Prozent. Jetzt muss die kleine 6-Prozent-Partei zeigen, ob sie auch ganz groß kann.

AfD setzt auf "Hobbypolitiker"

Es gibt in diesem Wahlkampf keinen zweiten Spitzenkandidaten, der seine Unwissenheit so offensiv vor sich her trägt, wie AfD-Mann Guido Reil aus Essen: Zu konkreten inhaltlichen Positionen befragt, antwortet er häufig ausweichend mit Sätzen wie "Ich bin Bergmann" oder "Ich bin nur Hobbypolitiker". 26 Jahre war Reil Mitglied der SPD. Nun soll er den Sozialdemokraten in deren einstiger Hochburg, dem Ruhrgebiet, Stimmen abjagen - so das Kalkül der AfD.

Reil leugnet den Einfluss von CO2 auf das Klima. Weil er und AfD-Chef Meuthen illegale Parteispenden angenommen haben, muss die Partei über 400.000 Euro Bußgeld zahlen. Am Wahltag wird sich zeigen, ob Guido Reil der AfD mehr nützt oder schadet.

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