Rathaus Dortmund, symbolisches Balkendiagramm

Städtetrend Dortmund: SPD und CDU im Stimmungstief

Stand: 02.09.2020, 16:00 Uhr

SPD und CDU müssen bei den Kommunalwahlen in Dortmund wohl mit erheblichen Verlusten rechnen - wenn es nach der derzeitigen Stimmung geht. Das hat eine Umfrage im Auftrag des WDR ergeben. Die Grünen dürften sich hingegen auf einen Rekord freuen.

Wie ist die politische Stimmung in Dortmund elf Tage vor der Kommunalwahl 2020? Um ein Stimmungsbild zu erhalten, hat Infratest dimap im Auftrag des WDR zwischen dem 11. und 27. August insgesamt 1000 repräsentativ ausgewählte Dortmunderinnen und Dortmunder befragt.

Die Sonntagsfragen zur Stadrats- und zur OB-Wahl messen dabei lediglich aktuelle Wahlneigungen und sind keine Prognosen. Bis zum Wahltag kann sich noch einiges ändern. Allerdings versprechen die Zahlen bereits jetzt einen spannenden Wahlabend am 13. September.

1. Mehrheit lebt gerne in Dortmund

Die Lebensverhältnisse in Dortmund werden von den Bürgerinnen und Bürgern überwiegend positiv bewertet. 15 Prozent sind sehr zufrieden und 67 Prozent zufrieden. Damit leben 82 Prozent der Dortmunderinnen und Dortmunder offensichtlich gerne in der Stadt.

17 Prozent sind bei dieser Frage skeptischer und geben an, weniger (13 Prozent) oder gar nicht zufrieden (4 Prozent) mit den Lebensbedingungen zu sein. Ein tieferer Blick in die Zahlen zeigt, dass Wählerinnen und Wähler der Grünen mit 94 Prozent am häufigsten zufrieden sind, Wählerinnen und Wähler der Linken sind es mit 57 Prozent am seltensten.

Insgesamt hat sich damit die Lebenszufriedenheit in Dortmund in den letzten Jahren nicht verändert. 2009 hatten ebenfalls 82 Prozent der Befragten die Lebensverhältnisse positiv beurteilt.

2. SPD-Kandidat Westphal vorn

Im Rennen um das Amt des Oberbürgermeisters hätte zurzeit der Kandidat der SPD, Thomas Westphal, die Nase vorn. 36 Prozent der Wählerinnen und Wähler würden für ihn stimmen. Dahinter zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. Die Kandidatin und der Kandidat von CDU und Grünen, Andreas Hollstein und Daniela Schneckenburger, würden auf jeweils 24 Prozent kommen.

Nach diesen Zahlen ist es eher unwahrscheinlich, dass einer der Kandidaten schon am 13. September direkt gewählt wird. Dafür müsste er oder sie einen Stimmenanteil von mehr als 50 Prozent erreichen. Thomas Westphal wird also aller Voraussicht nach in die Stichwahl zwei Wochen später gehen müssen. Gegen wen, ist jedoch noch völlig offen.

3. SPD stärkste Kraft, Grüne vor der CDU

Neben der Wahl des Oberbürgermeisters wird am 13. September auch der Stadtrat neu bestimmt. Zum jetzigen Zeitpunkt würden in Dortmund 32 Prozent die SPD wählen. Die Partei bliebe damit stärkste Kraft im Dortmunder Stadtrat. Allerdings mit erheblichen Verlusten. Es wäre das schlechteste Ergebnis seit Ende des 2. Weltkriegs.

Die Grünen könnten hingegen mit einem deutlichen Plus gegenüber der letzten Wahl rechnen. Sie lägen aktuell mit 26 Prozent auf dem zweiten Platz - so viele Stimmen hatten die Grünen noch nie in Dortmund. Dahinter folgte die CDU mit 21 Prozent, was wie für die SPD ein historisch schlechtes Ergebnis wäre.

Die AfD könnte ihren Stimmenanteil auf 6 Prozent hingegen fast verdoppeln und die Linke landete bei 5 Prozent. Die FDP und Die Partei könnten 3 Prozent erzielen und wären damit auch im Rat vertreten. Die übrigen Parteien und Wählerinitiativen kämen in Dortmund zusammen auf 4 Prozent.

4. Verkehr ist das größte Problem der Stadt

Die Problemsicht der Dortmunder variiert sehr deutlich. So gibt es aktuell kein Thema, auf das sich die Mehrheit der Wahlberechtigten als wichtigstes Problem der Stadt einigen könnte: 15 Prozent der Wahlberechtigten nennen am häufigsten städtische Verkehrsprobleme.

9 Prozent stoßen sich am ehesten an zu vielen und schlecht integrierten Ausländern. 7 Prozent problematisieren wiederum Rassismus und eine sichtbare Ausländerfeindlichkeit in der Stadt. Ebenso viele nennen Probleme an Schulen und Kitas als größte Herausforderung für Dortmund. 

5. Überwiegend positives Zeugnis für Corona-Krisenmanagement

Gefragt nach dem wichtigsten Problem in Dortmund stehen die Folgen der Corona-Pandemie bei den Bürgerinnen und Bürgern derzeit nicht an vorderster Stelle. Dies mag auch daran liegen, dass die politische Verantwortung hierfür stärker auf der Landes- und Bundes-Ebene gesehen wird.

Für den Umgang von städtischen Behörden und Verwaltung mit der Corona-Pandemie stellen die Dortmunder ein überwiegend gutes Zeugnis aus. 25 Prozent sind zwar weniger (20 Prozent) oder gar nicht zufrieden (5 Prozent). Zwei Drittel (68 Prozent) äußern sich dagegen sehr zufrieden (12 Prozent) bzw. zufrieden (56 Prozent).

Wissenswertes über Meinungsumfragen

Für diesen Städtetrend wurden gut 1.000 Wahlberechtigte telefonisch befragt. Die Sonntagsfrage zur Stadtrats- und Bürgermeister-Wahl misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse von der Sonntagsfrage auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem der Wahlkampf mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern. Aus methodischen Gründen sind in der Sonntagsfrage nur Parteien, Wählerinitiativen bzw. deren Kandidaten separat ausgewiesen, die aktuell mindestens einen Stimmenanteil von 3 Prozent erzielen würden.