Streit im Kölner Karneval: "Schnitzel-Song" provoziert Veganer und Fleischesser
Stand: 29.01.2023, 14:48 Uhr
Schon wieder Streit im Kölner Karneval: Der "Schnitzel-Song" des Duos "Zwei Hillije" polarisiert offenbar im Publikum - bei Veganern und Fleischessern. Dabei ist die Debatte um ein "Höhner"-Lied noch gar nicht beendet.
Der Song, der für so viel Aufregung sorgt, hat den Titel "Et letzte Schnitzel". Gesungen wird er vom Sänger-Duo "Zwei Hillije" - Bernd und Wolfgang Löhr. Die beiden "Heiligen" haben es in den Kölner Kneipen-Wettbewerb "Loss mer singe" geschafft. Ihr Lied ist bei den Top 20 dabei, die vom Publikum gewählt werden können.
Doch jetzt gibt es Ärger um den Liedtext. Im - auf Hochdeutsch übersetzten - Refrain heißt es: "Das letzte Schnitzel, das steht in meinem Stall. Ich passe gut darauf auf, denn gesetzt den Fall, dass Fleisch verboten wird, ist das meine Notration. Und alle meine Freunde kriegen dann eine große Portion."
"Der Brisanz des Themas bewusst"
Nach "Loss mer singe" führte das Lied zu einer Auseinandersetzung. "Da haben sich Veganer beschwert, man solle das Lied aus dem Contest nehmen, aber auch Fleischfresser, die das auch nicht toll fanden", sagte Wolfgang Löhr am Samstag dem WDR. Dem Kölner "Express" bestätigte Harald van Bonn, Moderator von "Loss mer Singe", den Vorfall: "Ein Gast ist auf mich zugekommen und meinte, der Song verherrliche Fleischkonsum." Ein anderer Gast habe sich gestört gefühlt, weil er gerne weiter Fleisch essen wolle.
"Da standen wir jetzt völlig dazwischen", so Sänger Löhr. Dass das Lied so stark polarisiere, habe das Duo nicht gedacht. "Aber wir sind uns schon der Brisanz des Themas bewusst." Dabei erklärten beide Sänger, auch ihnen sei es ein Anliegen, dass der Fleischkonsum sinke.
Festkommitee gegen Ausschluss des Liedes
Ein Karnevalslied auf dem Index? Das geht gar nicht, meint Christoph Kuckelkorn, Präsidenten des Festkommitees des Kölner Karnevals: "Der Karneval, speziell der Kölner Karneval, erfüllt ganz besondere Funktionen. Eine der wichtigsten Funktionen ist quasi schon fast eine politische." Es gehe darum, den Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. "Da gehören alle aktuellen Themen dazu." Auch die Ernährung werde kritisch hinterfragt.
Das Duo hofft nun, dass sein Lied beim Contest dabei bleibt. "Für uns ändert sich eigentich nichts", sagt Bernd Löhr. "Wir spielen das Lied weiter und finden das Ganze eher amüsant und schmunzeln drüber."
Sexistisch oder nicht?
Die Kontroverse um das "Schnitzel-Lied" erinnert an einen anderen Aufreger, der gerade ein paar Wochen her ist. Da ging es um folgende Textzeile eines alten "Höhner"-Songs: "Blootwoosch, Kölsch un lecker Mädche". Diese Textzeile steht auch auf der Fassade eines Kölner Hotels. Eine Anwohnerin findet dieses Zitat sexistisch. Sie beschwerte sich beim Hotelchef - und der entschied: Das Zitat bleibt.
Vieles, was früher im Karneval als in Ordnung angesehen wurde, ist heute umstritten. In der Vergangenheit gab es schon Debatten um schwarzgeschminkte Gesichter weißer Menschen und Kostüme, die als diskriminierend empfunden werden.