LESER-KOLUMNE

Zukunftsangst: So bewältigen wir sie!

Stand: 22.06.2022, 09:30 Uhr

Wie können wir Zukunftsängste besser bewältigen? Oder was können wir machen, damit sie erst gar nicht entstehen? Diese Frage hat sich Leser Pascal Scherwitz nach der letzten Kolumne gestellt und nach Antworten gesucht.

Von Pascal Scherwitz

Liebe Frau Wißing,

als Chirurg bin ich es gewohnt, meinen Patienten bei ihren gesundheitlichen Problemen schnell zu helfen, was im Notfall oft rasche Entscheidungen erfordert. Sie sprechen in Ihrer Kolumne über "Zukunftsangst" aber auch über akute und chronische Krisen, die uns alle herausfordern. Dazu gehört Corona, der Klimawandel oder die Angst vor den Folgen des Kriegs in der Ukraine.

Solche Krisen betreffen nicht nur eine bestimmte Generation in einem bestimmten politischen System. Durch die Globalisierung zeigen sich die Katastrophen dieser Welt auch hier in Deutschland stärker - und das macht uns allen Angst.

In meinem Beruf suche ich jeden Tag nach großen und kleinen Lösungen, die mir und meinen Patienten dabei helfen, Probleme besser bewältigen zu können. Ich möchte Ihnen und mir Mut machen. Wir haben jetzt die Chance zu erkennen, dass Veränderung notwendig ist.

Probleme anpacken statt auf Lösungen zu warten

Wir dürfen nicht nur darauf warten, dass Probleme in der Politik für uns gelöst werden. Wir müssen uns auch als Teil der Lösung begreifen.

Wir brauchen die demokratische, freie, diverse Gemeinschaft, damit alle guten Ideen gehört werden und gegenseitige Hilfe möglich wird. Kolumnen-Leser Pascal Scherwitz, Chirurg
Leser Pascal Scherwitz | Bildquelle: Pascal Scherwitz

Jeder darf seinen Beitrag leisten wo es möglich ist.

Klimaschutz in den eigenen vier Wänden

Wir können zum Beispiel unsere Gewohnheiten hinterfragen: Brauche ich das zweite Auto? Oder tun es öfter auch mal Bus und Bahn? Wir können unseren Energieverbrauch reduzieren und weniger heizen und uns an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Wir können unsere Ernährung anpassen und zum Beispiel saisonale oder lokale Produkte kaufen, statt welche, die bereits lange Transportwege hinter sich haben.

Jeder von uns kann einen Umweltbeitrag leisten und damit sofort unterstützen und dabei auch eigene Kosten reduzieren.

Nachbarschaftshilfe stärkt die Gemeinschaft

Wir sollten uns aber auch häufiger die Frage stellen: Wie geht es den Menschen in meinem Umfeld gerade? Wir können uns gegenseitig unterstützen, indem wir zum Beispiel die Nachbarn zum Abendessen einladen, für die betagte Nachbarin mit einkaufen oder bei Reparaturen helfen. Manchmal helfen kleine Gesten dabei Ängste zu mindern.

Wer Zuhause noch Platz hat kann Flüchtlingen ein Zimmer zur Verfügung stellen. Wer keinen Platz, aber Zeit übrig hat, kann sich in Vereinen oder Selbsthilfegruppen engagieren und sich so auch den Ärmsten unserer Gesellschaft annehmen.

Unsere Gesellschaft ist nicht nur reich an Geld und Privatvermögen. Wir lernen auch etwas davon abzugeben. Jeder von uns kann auf seine Weise die eigene Lebensgemeinschaft stärken.

Auch politisch können wir was bewegen, indem wir dafür werben, wählen zu gehen. Wir können uns in Parteien engagieren und freiwillige Dienste übernehmen. Politik funktioniert auch im Privaten, indem wir Vorurteile überwinden. Indem wir uns öffnen für eine gleichberechtigte Gesellschaft, die wir aktiv oder passiv fördern und damit sicherer machen. Jeder von uns kann auf seine Weise das freiheitliche System unterstützen.

Wir lernen, dass wir im Team stärker sind und versuchen uns als einen Teil der Gemeinschaft zu betrachten. Wir öffnen uns für die Probleme anderer Menschen und betrachten nicht nur unseren eigenen kleineren Radius. Wir lernen, dass auch einfache Maßnahmen viel bewegen können und wissen, dass die Hilfe nicht immer von anderen oder dauerhaft vom Staat kommen kann.

Aus der Medizin wissen wir, dass einfache, kurze, sichere Interventionen gerade bei fragilen Patienten oft segensreich helfen können.
Wenn ich diese Idee auf unsere Ängste übertrage, so möchte ich uns allen Mut machen, selbst darüber nachzudenken, wie wir mit einfachen, praktischen Überlegungen und Taten unsere Ängste und die anderer nachhaltig reduzieren können.

Es liegt offenbar in unseren Händen.

Gruß aus Köln! Pascal Scherwitz

Sie haben Lust auf Meinungsaustausch und wollen keinen ImPuls mehr verpassen? Dann können Sie die Kolumne ganz einfach in der App unter "Meine Themen" abonnieren. Dafür müssen Sie nur die Nachrichten-Kategorie "Kolumne" auswählen.

Kommentare zum Thema

  • Tobi 26.06.2022, 19:39 Uhr

    ..werben wählen zu gehen... Guter Ansatz; bringt aber nichts, wenn alle Wahlversprechen aus "Machtgeilheit" einkassiert werden und letztendlich eine Partei entscheidet, die von ca. 90% nicht gewählt wurde. Schon Müntefering äußerte sich einmal sinngemäß: Messen Sie mich nicht an meinen Wahlkampfaussagen. Noch Fragen?

  • Hennes 26.06.2022, 19:29 Uhr

    Thilo Sarrazin hat seinerzeit analoge Vorschläge zu Einsparungen geäußert. Nachdem er aus der SPD ausgeschlossen wurde düften ihm die jetzt gemachten Vorschläge eine Genugtuung bereiten.

  • Entspanner 25.06.2022, 12:29 Uhr

    Wenn ich heute auf wdr.de den Artikel "Gaskrise: Sollte ich auch Energiesparen, wenn ich kein Gas nutze?" lese, soll ich also keine Zukunftsangst bekommen? Dabei läuft mir aber der Angstschweiß nur in Bächen den Rücken runter, wenn ich Habecks Pläne mit der Zahl in der Stromtabelle von 2021 Stromerzeugung Vergleiche. Dort steht, dass 37% im Jahr 2021 mittels Gas erzeugt wurde und nur 17% per Erneuerbaren Energien. Das nach 15 Jahren Hochdrucksubventionen für die Erneuerbaren??!!! Hunderte von Milliarden EURO SUBVENTIONEN erzeugen nur 17% des Stromes in BRD?! Und nun soll ich also entspannt sein, wenn Habeck mit dem forcieren Ausbau der Erneuerbaren die37 % Gaslücke füllen will. Ich persönlich und mein Taschenrechner glauben allerdings, nach diesem Plan ist nur noch das Stromnetz entspannt. Sorry, ich kann leider noch rechnen, muss ich aber wirklich damit rechnen?

    • Hennes 26.06.2022, 19:31 Uhr

      Hr. Habeck ist Philosoph, also Geistes- und kein Naturwissenschaftler.