Illegale Straßenrennen mit tragischem Ausgang: Das sorgt immer wieder für Bestürzung. Viele dieser Rennen enden durch rücksichtsloses und grob verkehrswidriges Verhalten in teils schwersten Verkehrsunfällen - und oft handelt es sich bei den Fahrern um männliche Täter im Alter zwischen 18 und 27 Jahren. Das veranlasst nun den Verkehrsexperten Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zu einem drastischen Vorschlag: Männer sollten erst mit 26 statt mit 18 den Führerschein bekommen.
Wie viele illegale Straßenrennen sind überhaupt amtlich registriert?
Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) gab es im Jahr 2023 deutschlandweit insgesamt 1.733 Kraftfahrzeug-Rennen, die als Straftaten gelten. Auch in NRW registriert die Polizei immer wieder verbotene Auto- oder Motorrad-Rennen – allein im Jahr 2023 waren es 2.144, so viele wie noch nie. 526 davon endeten mit einem Verkehrsunfall, wie aus der Verkehrsunfallbilanz für NRW hervorgeht. Das ist die höchste Zahl seit Oktober 2017. Damals wurden solche Rennen erst verboten und können seitdem mit bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe bestraft werden.
Die Zahl steigt laut NRW-Innenministerium von Jahr zu Jahr. 2023 kamen dabei drei Menschen ums Leben.
Wo in NRW kommt es besonders häufig zu verbotenen Rennen?
Besonders häufig werden die verbotenen Rennen laut Innenministerium in Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Essen und Köln registriert.
Stößt der Vorschlag, Männer sollten erst ab 26 den Führerschein bekommen, auf Zustimmung?
Nein, Kay Schulte vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) äußert sich ablehnend. Zwar sei die Gruppe von Kraftfahrerinnen und Kraftfahrern im Altersbereich von 18 bis 24 Jahren "unfallauffällig". "Richtig ist, dass junge Männer eher auffällig sind als junge Frauen", sagt Schulte dem WDR. Allerdings sei bekannt, dass es sich bei jungen Rasern um eine "kleine Hardcoregruppe" von jungen Männern handele und "nicht um ein generelles Problem von jungen Männern". "Insofern spricht momentan kein Argument dafür, hier ein Geschlecht in einem bestimmten Alter unter Generalverdacht zu stellen", so Schulte.
Was lässt sich präventiv gegen verbotene Kraftfahrzeug-Rennen tun?
Die Polizei in NRW hat das Bildungskonzept "Verantwortung stoppt Vollgas" entwickeln lassen. In Schulen kann es ab der 10. Klasse eingesetzt werden, also unmittelbar vor dem Zeitpunkt, an dem Jugendliche ihren Führerschein machen. Das Konzept beinhaltet Filme, Rollenspiele und Diskussionsthemen, das Ziel: Schülerinnen und Schüler nachdenklich machen, damit sie im Straßenverkehr gute und umsichtige Entscheidungen treffen.
Wie handelt man als Zeugin oder Zeugen eines illegalen Autorennens richtig?
Die Deutsche Verkehrswacht in Baden-Württemberg hat Tipps für alle zusammengestellt, die Zeugin oder Zeuge eines solchen Autorennens werden. Dazu gehören:
- Sich nicht provozieren lassen
- Am eigenen Fahrzeug Warnblinkanlage einschalten
- Ausreichend Abstand zu allen Beteiligten halten und jederzeit mit dem Fahrzeug bremsbereit sein
- Möglichst nicht die Fahrspur wechseln
- Die Polizei unter 110 anrufen
Unsere Quellen:
- Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) gegenüber dem Sender rbb24
- Kraftfahrt-Bundesamt (KBA)
- Verkehrsunfallbilanz 2023 für NRW
- Polizei NRW, Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste
- Kay Schulte vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) gegenüber dem WDR
- Landesverkehrswacht Baden-Württemberg
Über dieses Thema berichtet der WDR am 12.11.2024 auch im Fernsehen, in der Aktuellen Stunde ab 18.45 Uhr.