Der tödliche Messerangriff in einem Regionalzug zwischen Kiel und Hamburg am vergangenen Mittwoch hat viele Menschen erschüttert. Insgesamt ist die Zahl der Gewaltdelikte in Zügen und Bahnhöfen im vergangenen Jahr deutlich gestiegen im Vergleich zu 2021. Die Zahlen liegen dem WDR vor, zuerst hatte die Bild am Sonntag berichtet.
Wie hoch ist der Anstieg?
2022 gab es rund 24.800 Gewaltdelikte in Zügen und an Bahnhöfen. Das ist ein Anstieg von knapp 7.000 im Vergleich zum Jahr 2021. Darunter fallen zum Beispiel Körperverletzungen, aber auch andere Delikte wie Widerstand gegen die Staatsgewalt, Landfriedensbruch und Raubdelikte.
Die Zahl der Angriffe mit Messern in Zügen hat sich nach Angaben der Bundespolizei fast verdoppelt. 2021 gab es 44 Angriffe mit Messern in Zügen, 2022 waren es 82.
Allerdings gibt es keine Angaben darüber, wie es in den Jahren davor war, also ob die Zahl in den vergangenen Jahren gestiegen oder gesunken ist – oder auf einem ähnlichen Niveau liegt.
Was sind die Gründe für den Anstieg?
Darüber geben die Angaben der Bundespolizei keinen Hinweis. Natürlich ist die Zahl der Bahnreisenden im vergangenen Jahr insgesamt gestiegen, durch den Wegfall von Corona-Beschränkungen aber auch durch das 9-Euro-Ticket. Aber das allein kann die hohe Zahl der Gewaltdelikte nicht erklären. Denn schaut man auf die Jahre vor der Pandemie sieht man: Auch damals lag die Zahl der Gewaltdelikte teils deutlich niedriger.
Was sagen die Zahlen über den Hintergrund der Tatverdächtigen?
Laut Bundespolizei wurde 2022 gegen 71 Tatverdächtige wegen Gewaltstraftaten mit Messereinsatz ermittelt. Davon waren 36 "Nicht-Deutsche". Der Anteil der "nicht-deutschen" Tatverdächtigen bei schwerer Körperverletzung, Raub, Mord und Totschlag beträgt laut Bundespolizei 55,5 Prozent. Das ist etwas weniger als noch im Vorjahr, da lag der Anteil bei diesen Delikten bei 57,6 Prozent.
Die Zahlen stammen jeweils aus der sogenannten Polizeilichen Eingangsstatistik (PES) der Bundespolizei. Es geht also um Tatverdächtige, nicht um verurteilte Täter. Über die Herkunft und einen etwaigen Aufenthaltsstatus der "nicht-deutschen" Tatverdächtigen gibt die Statistik keine Auskunft.
Über dieses Thema berichtet am Sonntag, 29.01.2023, auch die Aktuelle Stunde im WDR Fernsehen.