"Er stirbt, weil er ungekühlte Pasta gegessen hat", so trendet gerade der tragische Fall eines 20 Jahre alten Studenten aus Belgien auf der Social-Videoplattform TikTok. Er hatte Spaghetti mit Tomatensoße gegessen, die er fünf Tage bei Zimmertemperatur aufbewahrt hatte. Das Problem: Sie waren mit dem Bakterium Bacillus cereus kontaminiert, das häufig in Lebensmitteln vorkommt. Das kann unter bestimmten Umständen Toxine bilden und tödlich sein. Man spricht vom "Fried Rice Syndrom", weil es besonders stärkehaltige Lebensmittel wie gekochten Reis befallen kann.
Der Fall des Belgiers wurde in der amerikanischen Wissenschaftszeitschrift "Journal of Clinical Microbiology" beschrieben. Schon 2008 kochte er sich die Spaghetti und aß die Reste Tage später. Wenige Stunden danach wurde ihm übel, er bekam Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Durchfall und musste sich erbrechen. Zehn Stunden nach dem Verzehr der kontaminierten Nudeln starb er. Seine Autopsie ergab Schäden an Leber, Lunge, Galle, Herz und Darm.
Ein weiterer Fall ereignete sich 2003: Damals sollen fünf Kinder einer Familie an einem Nudelsalat, der vier Tage alt war, erkrankt sein. Er war bei 14 Grad im Kühlschrank aufbewahrt worden. Obwohl die Eltern ihre Kinder schnell ins Krankenhaus brachten, verstarb das jüngste Kind an einer Lebensmittelvergiftung.
Ist das Bakterium wirklich so tödlich?
Bacillus cereus ist ein weltweit verbreitetes Bakterium. Es kommt in der Landwirtschaft im Erdboden oder auch im Staub vor und bildet Sporen, die auch noch nach Jahren auskeimen können - insbesondere bei warmen oder feuchten Bedingungen.
Dabei können sich unterschiedliche Giftstoffe bilden: "Einige führen zu Bauchkrämpfen und Durchfall, die etwa 24 Stunden anhalten, andere zu Übelkeit und Erbrechen", so Marina Denisow, zertifizierte Ernährungsberaterin aus Düsseldorf. Es wird geschätzt, dass 1,4 bis 12 Prozent aller Lebensmittelvergiftungen auf Bacillus cereus zurückzuführen sind. Die meisten Fälle sind jedoch mild und heilen von selbst. Nur selten kann es zu schweren oder tödlichen Komplikationen kommen. Besonders gefährdet sind hier immungeschwächte Menschen, Säuglinge, ältere Personen oder auch Schwangere, so Denisow.
Welche Lebensmittel sind betroffen?
Bacillus cereus kann in fast jedem Nahrungsmittel vorkommen, das mit dem Boden oder Pflanzen in Kontakt kommt. Besonders kritisch sind jedoch stärkehaltige Lebensmittel wie Reis, Nudeln, Kartoffeln aber auch Quinoa oder Zartweizen. Werden diese gekocht und längere Zeit bei Zimmertemperatur gelagert, fühlt sich das Bakterium dort besonders wohl.
"Da es sich von Stärke ernährt, kann es sich unter diesen Bedingungen besonders gut vermehren", sagt Georg Wittich, Professor der Oecotrophologie an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach "Es kommt dann zu einem exponentiellen Wachstum, das Bakterium verdoppelt sich alle 20 Minuten." Auch getrocknete Pilze oder Gewürze können von dem Bakterium befallen sein und bei Kontakt mit Flüssigkeit zum Problem werden.
Doch nicht nur Lebensmittel sind betroffen, erklärt Marina Denisow: "Woran man nicht so häufig denkt, sind zum Beispiel Küchengeräte, wie Kaffeemaschinen. Dort kann sich das Bakterium ebenfalls sehr stark vermehren."
Wie kann man sich schützen?
Ob gekochte Nudeln, Reis und Co von Bakterien befallen sind, kann man nicht sehen. Klar ist jedoch, je länger die Lebensmittel ungekühlt draußen stehen, desto mehr Zeit hat das Bakterium, sich zu vermehren.
- Lässt man etwa gekochte Nudeln zum Abkühlen auf dem Herd stehen, könnte der Verzehr schon nach vier bis fünf Stunden ungesunde Folgen haben, so diese von dem Bakterium befallen sind. Besser: Spätestens nach ein bis zwei Stunden in den Kühlschrank stellen und dort bei einer Temperatur von unter 7 °C, besser noch unter 5 °C, lagern. So kann das Wachstum des Bakteriums gestoppt werden.
- Das Wasser, in dem man getrocknete Pilze eingeweicht hat, sollte man entsorgen oder es bei der Weiterverarbeitung gut durchkochen, da das Bakterium sonst überlebt und aufgenommen werden könnte. Wichtig auch: Hände danach gut zu waschen, um das Bakterium nicht weiter in der Küche zu verteilen.
- "Auch Kaffeemaschinen sollte man wirklich regelmäßig reinigen, das feuchte und warme Klima dort ist ein idealer Nährboden für Bacillus cereus", so Ernährungsberaterin Marina Denisow.
- Wärmt man Lebensmittel noch einmal auf, sollte man sie wirklich gut erhitzen, heißt es sollte sprudeln und dampfen. Mindestens 70 °C für 2 Minuten lautet die Empfehlung. Das Essen sollte dabei überall erwärmt werden und nicht nur punktuell, wie etwa in der Mikrowelle.
- Aufgewärmte Lebensmittel, die man im Kühlschrank lagert, sollten grundsätzlich schnell verbraucht werden.
Wichtig zu wissen: Bacillus cereus kann auf den genannten Lebensmitteln vorkommen, das Bakterium ist aber längst nicht immer dort zu finden.
Unsere Quellen unter anderem:
- Journal of Clinical Microbiology
- Food Science and Food Safety
- Comprehensive Reviews in Food Science and Food Safety
- Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
- Georg Wittich, Professor der Oecotrophologie an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach
- Marina Denisow, zertifizierte Ernährungsberaterin aus Düsseldorf