Die drei Mitglieder von Alphaville 1984 bei einem Auftritt in einer TV-Show

"Forever young": Dieser Tiktok-Song ist 40 Jahre alt und aus Münster

Stand: 18.08.2024, 19:20 Uhr

1984 war "Forever young" der Band Alphaville ein Megahit. Jetzt taucht der Song wieder in den Charts auf. Wie schaffen die Pop-Veteranen das?

Von Nina Magoley

Als der Song am 3. September 1984 als Single in die Plattenläden kam, ahnten die drei jungen Bandmitglieder von Alphaville wahrscheinlich nicht, dass "Forever young" nicht nur ein Riesenhit werden würde, sondern auch 40 Jahre später noch einmal ein Comeback feiern würde.

Mit dem Titel "Big in Japan" hatte die Boyband aus Münster kurz vorher ihren ersten Hit gelandet, und auch "Forever young" schlug ein: Sieben Wochen lang hielt sich das Lied über die ewige Jugend in den Top 10. Auch im Ausland konnte sich Alphaville wochenlang in den Charts platzieren.

Sechs weitere Alben produzierten die Münsteraner seitdem - an den Erfolg ihres Debüts konnten sie allerdings nie wieder anknüpfen.

"Das in meinem Alter!"

Anfang August 2024 tauchte der Oldie-Hit plötzlich in den deutschen Singlecharts auf, in dieser Woche steht er immerhin auf Platz 59 - nur drei Plätze hinter Taylor Swifts "Cruel Summer".

"Ist das zu glauben?" ruft der heute 70-jährige Sänger Marian Gold bei einem Konzert im Juli dieses Jahres lachend - er kann es selber kaum fassen: "Das in meinem Alter!" Die Band geht bald auf Deutschland-Tour, und der zweite Frühling ihres damaligen Superhits dürfte dem Kartenverkauf zugute kommen.

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Tiktok holt Oldies wieder vor

Warum "Forever young" ausgerechnet nach 40 Jahren nochmal in die Charts aufsteigt? Darüber kann man nur mutmaßen. Auf Tiktok diente das Lied zuletzt als emotionaler Soundtrack für Videos, die teils mehrere Millionen Likes bekamen. Zu der Musik aus Münster sieht man euphorisch tanzende Mädchen mit Zahnspangen oder romantische Sonnenuntergänge am Meer.

"Forever young" wäre nicht der erste alte Song, der durch Tiktok plötzlich wieder zum Hit wird. Die britische Zeitung "The Guardian" berichtete über die kanadische Band "Mother mother", die kürzlich feststellte, dass ihr Album "O My Heart" von 2008 auf Streamingplattformen plötzlich stark nachgefragt wurde: Acht Millionen Hörer monatlich auf Spotify - das übertraf den Erfolg des Albums, als es herauskam, um Längen. Die Band fand heraus, dass ihre Musik auf Tiktok plötzlich millionenfach geteilt wurde.

Wie kommt ein Lied eigentlich in die "Charts"?

Seit 1954 zeigen die offiziellen deutschen Singlecharts wöchentlich die gerade 100 erfolgreichsten Hits der Musikindustrie an. Ermittelt durch das Marktforschungsunternehmen GfK Entertainment in Baden-Baden, im Auftrag des Bundesverbands Musikindustrie.

Eine Jukebox

Mit der Singlezählung in Jukeboxen fing es an

Ganz zu Anfang wurde einfach gezählt, wie oft eine Single in öffentlichen Jukeboxen lief - Musikautomaten, die in Kneipen oder Bars für musikalische Stimmung sorgten. Der allererste Nummer-eins-Hit wurde so der Schlager "Wir, wir, wir haben ein Klavier" von der Band "Zehn Whiskys und ein Soda".

Im Lauf der Zeit kamen Platten- und CD-verkäufe hinzu, seit 2022 werden verschiedene Ausspielwege ausgewertet: Radioauftritte, Downloads, CDs, Schallplatten, und Musik- und Videostreamings. Außerdem fließen noch Daten des Videoportals YouTube mit ein.

Rund 2.600 Anbieter, die Musik in irgendeiner Art direkt verkaufen, können für die Chartermittlung Meldungen abgeben: Vom kleinen Plattenladen über Elektronikfachhändler bis zu Downloadanbietern und Streamingdiensten. Nach Angaben der GfK Entertainment werden so 90 Prozent des deutschen Musikmarkts erfasst. Ermittelt würden die Daten über computergestützte Kassensysteme. Die Datenübertragung von Downloads und Streaming-Verkäufen läuft direkt von den Shops aus.

Alphaville: Inhaltlich topaktuell?

Vielleicht liegt es ja auch am Text, der plötzlich wieder aktuell erscheint, dass "Forever young" plötzlich wieder trendet. Denn um die ewige Jugend geht es nur vordergründig: "Hoping for the best but expecting the worst. Are you gonna drop the bomb or not?" heißt es gleich am Anfang: "Das beste hoffen, aber das Schlimmste erwarten. Werdet ihr die Bombe werfen oder nicht?". In den nächsten Zeilen ist von Ohnmacht die Rede, von "Führern", die verrückt geworden sind.

Die drei Mitglieder von Alphaville 1984 vor einem Auftritt in einer TV-Show

Alphaville 1984 vor einem Auftritt in einer TV-Show

Das Lied kam heraus auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges: In Deutschland wurden NATO-Raketen stationiert, die Gefahr einer Atombombe schien zum Greifen nah. Junge Menschen schienen sich auf das Schlimmste gefasst zu machen: jung zu sterben. Das Lied drückte damals das Lebensgefühl einer Generation aus.

Fakt ist: Alphaville-Sänger Marian Gold füllt mit dem Lied gerade wieder Stadien, nicht nur in Deutschland. Ob es heute dieselben Fans von damals sind, die sich darin noch einmal wiederfinden, oder ob die Gen Z es ebenfalls für sich entdeckt hat - offenbar trifft der Song wieder ein Lebensgefühl.

Quellen:

  • Homepage Offizielle Deutsche Charts
  • GfK Entertainment
  • The Guardian
  • Instagramaccount Alphaville