Für Ukrainer in Deutschland: Was sollte ich bei der Wohnungssuche beachten?

Stand: 15.09.2022, 13:51 Uhr

Wir beantworten Fragen für Ankommende und Helfende - auf Ukrainisch und Deutsch. Hier: Was sollte ich bei der Wohnungssuche beachten?

Vor allem in großen Städten kann die Wohnungssuche in Deutschland sehr schwierig sein. Das gilt für Ukrainerinnen und Ukrainer genauso wie für Deutsche. Wie findet man eine eigene Wohnung? Was ist bei der Wohnungssuche zu beachten? Hier gibt es einen Überblick.

Wer gerade erst in Deutschland angekommen ist und nur vorübergehend, schnell eine erste Unterkunft braucht, der findet unter diesem Link weitere Tipps:

Was sollte ich schon vor Beginn der Wohnungssuche organisieren?

Zunächst sollten Sie klären, wie viel Geld Sie für eine Wohnung ausgeben wollen und dürfen. Wenn Sie einen Job haben, empfiehlt es sich, alle Ausgaben und Einnahmen Ihres Haushalts gegenüberzustellen. Als Faustregel gilt: Die Miete pro Monat sollte nicht höher als 30 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens sein. Das ist aber nur ein Richtwert - es gibt auch andere.

"Wenn Sie Arbeitslosengeld II (ALG II) beziehen, übernimmt Ihr Jobcenter die Kosten für Unterkunft und Heizung in angemessener Höhe", teilt die Bundesagentur für Arbeit mit. Bevor Sie sich als ALG-II-Empfänger auf Wohnungssuche begeben, müssen Sie also mit dem Jobcenter klären, wie groß und wie teuer die Wohnung sein darf. Das gilt entsprechend für Menschen im Rentenalter, bei denen das Sozialamt die Miete und die Heizkosten übernimmt. Auch bei der Mietkaution helfen die beiden Ämter weiter.

Grundsätzlich gilt für ALG-II-Empfänger: Wie groß die Wohnung sein darf, hängt von der Anzahl der Haushaltsmitglieder ab. Wie hoch die Miete sein darf, hängt davon ab, in welcher Stadt Sie eine Wohnung suchen. In Städten, in denen die Mieten vergleichsweise hoch sind, darf auch die Miete, die das Jobcenter oder Sozialamt übernimmt, höher sein als in günstigeren Städten.

Außerdem sollten Sie möglichst schon vor der Wohnungssuche einige Bewerbungsunterlagen parat haben, und zwar möglichst in Papierform wie auch in digitaler Form (zum Beispiel als PDF). So können Sie die Unterlagen bei der Wohnungssuche schnell an einen Wohnungsanbieter weitergeben. Das können zum Beispiel diese Papiere sein:

  • Eine Selbstauskunft: Vor- und Nachname, aktuelle Anschrift, Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Anzahl und Alter der einziehenden Personen, gegebenenfalls zurzeit ausgeübter Beruf - auch ein Foto und eine Kopie des Ausweises können hilfreich sein.
  • Wenn Sie Geld vom Jobcenter oder Sozialamt bekommen: eine Bestätigung, dass die Miete und die Heizkosten vom Staat übernommen werden.
  • Falls vorhanden: ein Wohnberechtigungsschein, kurz WBS. Der ist für staatlich geförderte Sozialwohnungen erforderlich. Sie erhalten ihn beim lokalen Wohnungsamt, wenn Sie wenig oder gar kein Einkommen haben.
  • Falls vorhanden: eine Schufa-Auskunft über die Kreditwürdigkeit. Die gibt es unter meineschufa.de. Wenn Sie Geld vom Jobcenter oder Sozialamt bekommen, verlangen Wohnungsanbieter aber nicht unbedingt eine Schufa-Auskunft.

Wo finde ich Wohnungsanzeigen?

Der Weg zu einer eigenen Wohnung kann ganz unterschiedlich sein. Hilfreich kann es sein, vielen Menschen zu erzählen, dass man auf Wohnungssuche ist. So findet man eventuell eine Wohnung, die auf dem Immobilienmarkt noch gar nicht angeboten wird.

Wohnungssuche am Notebook | Bildquelle: WDR / imago stock&people

Wohnungsanzeigen findet man unter anderem bei den lokalen Zeitungen (entweder auf der Website oder an bestimmten Wochentagen in der Printzeitung). Zum Teil werden Wohnungen auch über lokale Facebook-Gruppen angeboten.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche überregionale Immobilienportale. Viel genutzt werden zum Beispiel diese:

Häufig bieten Immobilienportale nicht nur einen kostenlosen Zugang, sondern auch eine Premium-Variante an, die allerdings 40 Euro im Monat kosten kann. Auf dem zum Teil hart umkämpften Immobilienmarkt kann sich diese Investition aber möglicherweise sogar lohnen. So werden Premium-Mitglieder zum Teil schneller über neue Wohnungsanzeigen informiert als Nutzerinnen und Nutzer mit kostenlosem Zugang.

Hilfreich kann bei der Wohnungssuche auch sein, bei Wohnungsgenossenschaften und großen Wohnungsunternehmen ein "Wohngesuch" zu stellen. Bedeutet: Man registriert sich dort als wohnungssuchend. Das geht fast immer online.

Immobilien der GAG in Köln | Bildquelle: WDR / Ulla Anne Giesen

Zu den großen, lokalen Wohnungsunternehmen (staatlich oder teil-staatlich) gehören zum Beispiel in Berlin die Degewo, Howoge und Gewobag, in Hamburg die Saga, in München die GWG (Wohnungsvergabe über das städtische Portal Sowon), und in Köln die GAG.

Zu den großen, oft überregional tätigen, privaten Wohnungsunternehmen gehören zum Beispiel Vonovia, Deutsche Wohnen, LEG Immobilien, Vivawest Wohnen, die Adler-Group und TAG Immobilien.

Wie kann ich mich vor Betrug bei Wohnungsanzeigen schützen?

Betrug gibt es auch auf dem Wohnungsmarkt. "Mit gefälschten Immobilienanzeigen in beliebten Portalen wollen Kriminelle an Ihr Geld oder Ihre Daten", warnt der Verbraucherzentrale-Bundesverband.

Fake-Wohnungsanzeigen erkennt man demnach zum Beispiel daran:

  • an zu günstigen Preisen
  • wenn Vorkasse verlangt wird, ohne dass man die Wohnung gesehen oder einen Mietvertrag erhalten hat
  • an Widersprüchen zwischen Bildern und Text
  • an unnatürlichen Bildern wie aus dem Prospekt
  • an Wohnungsanbietern mit schlechtem Deutsch und Anfragen auf Englisch
  • an fehlenden Angaben, zum Beispiel wenn nur die Warmmiete angegeben wird - normalerweise werden Kaltmiete und Nebenkosten einzeln angegeben
  • an auffälligen E-Mails, zum Beispiel mit Dateianhängen, die mit .exe enden
  • wenn Überweisungen ins Ausland verlangt werden

Was sollte ich beachten, wenn ich eine Wohnung gefunden habe?

Den Mietvertrag sollten Sie vor Unterzeichnung genau durchlesen bzw. von Vertrauten mit Deutschkenntnissen durchlesen lassen. Bei der Wohnungsübergabe sollten sie alle Mängel, die Ihnen auffallen, in das Übergabe-Protokoll aufnehmen lassen. Ansonsten könnte es passieren, dass Sie beim Auszug für die Mängel verantwortlich gemacht werden.

Den Stromanbieter können Sie sich selbst aussuchen. In der Regel kann man sich dort online anmelden. Tun Sie das nicht, gehen Sie automatisch einen Vertrag mit dem örtlichen Grundversorger ein. Dieser kann allerdings teurer als andere Anbieter sein und liefert womöglich nicht den Strom, den Sie wollen (zum Beispiel Ökostrom).

Ihre neue Adresse müssen Sie dringend allen Ämtern bekannt geben: zum Beispiel dem Einwohnermeldeamt, der Ausländerbehörde und dem Jobcenter.

Möglicherweise lohnt es sich auch, bei der Deutschen Post einen kostenpflichtigen Nachsendeauftrag zu stellen. So werden Briefe, die an Ihre alte Adresse gerichtet sind, an Ihre neue weitergeleitet.

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