In den Monaten April bis Juni schlagen Fahrraddiebe besonders häufig zu. Der Gesamtverband der Versicherer hat im April mitgeteilt, dass die Schadenhöhe beim Fahrraddiebstahl auf einem Rekordstand liegt. Es wurden 2022 zwar weniger Räder gestohlen als 2019 vor der Corona-Pandemie, aber der Anteil hochwertiger E-Bikes und Pedelecs ist so hoch wie nie.
Aufklärungsquote beim Räderklau unter zehn Prozent
2019 wurden in Nordrhein-Westfahlen 65.488 Räder als gestohlen gemeldet, im vergangenen Jahr waren es 62.405. Die Aufklärungsquote ist mit 8,5 Prozent zwar leicht gestiegen - 2019 waren es 7,9 Prozent - liegt jedoch deutlich unter zehn Prozent.
Die Wahrscheinlichkeit, sein Rad zurück zu bekommen und den Dieb zu fassen, ist gering. "Die Aufklärungsquote ist minimal", sagt Oliver Huth, NRW-Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter. Das liege auch an fehlenden personellen Ressourcen bei der Polizei.
Huth: Es agieren "Banden, nicht mehr nur örtliche Hehler"
Der Diebstahl hat sich allerdings verändert - er ist professioneller geworden. Huth erklärt, dass Fahrräder ein begehrtes Gut seien, auf das Täter "vermehrt zurückgreifen": "Sie klauen hochwertige Fahrräder, gerade Elektro-Fahrräder - auch in großen Mengen. Wir müssen feststellen, dass mittlerweile Banden agieren und nicht mehr nur örtliche Hehler."
Was sind "Pedelecs" und "S-Pedelecs"?
Der Motor eines Pedelecs unterstützt einen Fahrer, solange er in die Pedale tritt bis maximal 25 km/h. Rechtlich gilt es laut Bundesverkehrsministerium als Fahrrad, sodass kein Führerschein benötigt wird. Fahren darf es überall, wo Fahrräder fahren dürfen. Das S-Pedelec dagegen unterstützt seinen Fahrer bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h und gilt daher als Kleinkraftrad. Deswegen benötigen Fahrer neben Betriebserlaubnis, Versicherungskennzeichen und einem Helm auch einen Führerschein der Klasse AM. S-Pedelecs müssen auf der Straße fahren.
Diese Banden kämen sogar aus dem Ausland nach Deutschland. "Die Menge der Fahrräder, die mit einer Straftat geklaut werden, hat sich erhöht", so Huth. Es würden ganze Lkw-Ladungen geklaut und in Fahrradläden eingebrochen.
So kann man sein Rad vor Dieben schützen
Einen hundertprozentigen Schutz gegen Diebe gibt es für Fahrradbesitzer nicht, aber es gibt viele Möglichkeiten, sein Rad sicherer zu machen. Hier einige Tipps der Polizei:
- Das Rad immer an Gegenstände ketten und niemals nur abschließen
- Massive Schlösser benutzen
- Fahrräder bei Polizei codieren lassen
- GPS-Tracker im Rahmen eines Rades
- Fahrrad nie an unbeobachteten Orten stehen lassen
Fahrräder verschwinden im Ausland
Wer trotz aller Sicherungsmaßnahmen Opfer eines Diebstahls wird und nicht auf dem Schaden sitzen bleiben will, sollte nach Ansicht Huths eine Versicherung für sein Zweirad abschließen. Es gäbe Tätergruppen, die Räder in großen Margen ins europäische Ausland verkaufen: "Die wieder zu bekommen, ist durchaus ein Unterfangen." Werden Räder bei einem Großhehler sichergestellt, könnten diese bei entsprechender Registrierung allerdings zugeordnet werden.
Was ist ein "E-Bike"?
Laut Bundesverkehrsministerium gilt das E-Bike rechtlich als Kleinkraftrad. Unabhängig vom Treten des Radfahrers läuft der Elektromotor bis maximal 25 km/h. Fahrer benötigen einen Mofa-Führerschein, Betriebserlaubnis sowie Versicherungskennzeichen und sie müssen einen Helm tragen. E-Bikes dürfen Radwege innerorts nur nutzen, wenn diese für sie ausgewiesen sind - außerorts dürfen sie Radwege immer nutzen.
Die hohen Schadenssummen in dem Bereich hängen unmittelbar mit dem steigenden Anteil an E-Bikes und Pedelecs zusammen. So sind etwa im Dezember bei einem Diebstahl in einem Fahrradladen in Schermbeck Räder mit einem Wert in sechsstelliger Höhe geklaut worden: "Die Räder hatten alle einen Wert von 4.000 bis 5.000 Euro", sagt Peter Reuters, Presssprecher der Kreispolizeibehörde Wesel.
In diesem Fall hatte der Ladenbesitzer Glück, weil das Gros der geklauten Räder in Duisburg nach einem Zeugenhinweis sichergestellt werden konnte. Ein Blick in die Statistik verrät jedoch, dass dies bei Fahrraddiebstählen die Ausnahme ist.
Über dieses Thema berichtet auch die "Aktuelle Stunde" im WDR Fernsehen am 6. Mai 2023 ab 18.45 Uhr.