Die globalen Temperaturen sind im Januar 2024 höher als je zuvor in diesem Monat seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Das teilte der Klimadienst Copernicus der Europäischen Union am Donnerstag mit. Damit liege die Erderwärmung nun erstmals über einen Zeitraum von zwölf Monaten dauerhaft über 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter.
Nach Einschätzung von Jürgen Vogt von der WDR-Wetterredaktion ist das erstmalige Erreichen der Marke von 1,5 Grad Celsius ein ultimatives Warnsignal. "Die Erwärmung geht sehr viel schneller voran als noch vor ein paar Jahren berechnet", sagte der Meteorologe am Donnerstag. Für NRW liege der Wert sogar noch höher:
Größter Temperaturanstieg an den Polen
Weshalb geht die Erwärmung in den mittleren Breiten - also den Gebieten der Erde mit einem gemäßigten Klima - schneller voran? "Der Anstieg der Temperaturen ist durch verschiedene Effekte an den Polen höher als am Äquator - und wir liegen genau dazwischen", sagte WDR-Wetterexperte Vogt.
Die größten Veränderungen habe man deshalb auch in den Polarregionen erlebt. Dort sei die Temperatur im Mittel bereits um knapp dreieinhalb Grad Celsius gestiegen. "Dadurch gibt es weniger Eisflächen", sagte Vogt. "Und der Erdboden reflektiert Sonnenstrahlung nicht mehr, sondern nimmt sie auf und wird dadurch erwärmt."
Der CO2-Ausstoß und andere Treibhausgase spielten bei der Erderwärmung zwar eine herausragende Rolle - aber nicht regional. "Gase verteilen sich in der Atmosphäre - und wirken global", so Vogt.
Mehr Hitze in NRW
Die Erderwärmung wirkt sich auch auf Nordrhein-Westfalen aus: "In NRW werden wir es im Sommer mit mehr Hitze zu tun bekommen", sagt Meteorologe Vogt. "Wir täten gut daran, alle Altersheime und Krankenhäuser mit Klimaanlagen auszustatten - denn vor allem ältere und kranke Menschen fallen Hitzewellen als erstes zum Opfer."
Klimawandel sei jedoch ein globales Problem. "Auch wenn es bei uns einen verregneten Sommer gibt, hat der Klimawandel in anderen Gegenden der Welt dramatische Folgen - von Hitzewellen über Überschwemmungen bis hin zu ausgedehnten Dürren."
Auswirkungen auf Obst und Wein
Zu den Folgen der Erderwärmung gehörten schleichende, aber einschneidende Veränderungen beim Niederschlag, sagte Vogt. "Erwartet werden unter anderem verbreitet mehr und längere Dürrephasen - im Wechsel mit häufigeren und extremeren Starkregenereignissen."
Dazu hat die Erwärmung nach Vogts Einschätzung einschneidende Folgen für die biologische Vielfalt - durch die Auswirkungen der veränderten Niederschlags- und Temperaturgegebenheiten in vielen Regionen der Erde. Ähnliche Effekte gebe es im Bereich der Nahrungsmittelproduktion und Ernährungssicherheit, da sich etwas Blüh- und Reifezeiten veränderten - mit Auswirkungen auch und gerade auf Nutzpflanzen wie Obst und Wein.
Konzepte in NRW gegen Klimafolgen
Eine deutschlandweite Befragung (durchgeführt von WDR, BR, NDR und Correctiv) der Landkreise und kreisfreien Städten ergab für NRW im vergangenen Frühjahr, dass viele von ihnen bis zum Jahr 2050 eine Zunahme von Extremwetterereignissen erwarten. Am häufigsten wurden Hitze, Dürre, Wassermangel, Starkregen oder Hochwasser genannt.
Dabei scheint NRW darauf besser vorbereitet zu sein als einige andere Bundesländer. Während etwa bundesweit nur ein Viertel der befragten Kommunen angaben, über ein fertiges Klimaanpassungskonzept zu verfügen, haben in NRW bereits fast die Hälfte aller Kreise und kreisfreien Städte ein entsprechendes Konzept erarbeitet.
Sie wollen wissen, wie stark Ihre Region von Extremwetter betroffen ist und wie darauf reagiert wird? In dieser Übersicht von quarks.de können Sie nachschauen, was für die Zukunft geplant ist:
Unsere Quellen:
- WDR-Wetterredaktion
- Befragung deutscher Landkreise und kreisfreien Städten durch WDR, BR, NDR und Correctiv
- dpa