Rund 50 Menschen sind auf dem Platz neben dem Pfarrbüro in Erle zusammengekommen, um eine Blutbuche zu pflanzen. Sie beten gemeinsam und singen Lieder.
Damit wollen sie den Betroffenen von sexuellem Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche gedenken. Als Pastor Dr. Fabian Tilling von der Aktion gehört hat, war ihm gleich klar, dass er sich daran beteiligen möchte.
Die Idee kam aus den Reihen von Betroffenen
"Ich finde die Aktion besonders wichtig, weil sie eben von Missbrauchsbetroffenen selbst vorgeschlagen wurde. Der Baum ersetzt natürlich nicht Prävention, Aufarbeitung und ein offenes Ohr für die Betroffenen", erklärt er, "aber er ist ein wichtiges Symbol."
Die Initiatoren der Aktion möchten anonym bleiben. Die roten Blätter und hängenden Äste der Blutbuche sollen für ihr Leid und das Leid aller Betroffenen stehen.
Über 600 Missbrauchsopfer im Bistum Münster
Insgesamt gab es im Bistum Münster von 1945 bis 2020 mindestens 600 Missbrauchsopfer. Das ergab eine Untersuchung von Historikern der Universität Münster. Die Dunkelziffer liegt vermutlich noch deutlich höher
Die Aktion erhält auch Gegenwind
Innerhalb der Kirchengemeinden und unter Opfervertretern ist die Blutbuchenaktion umstritten. Martin Schmitz wurde selbst jahrelang von einem Priester seiner Kirchengemeinde missbraucht. In einem Buch hat er seine Leidensgeschichte niedergeschrieben. Er wünscht sich vom Bistum mehr als nur Symbolpolitik.
"Letztendlich hat die katholische Kirche all die Jahre versteckt, vertuscht und Täter geschützt. Am Verständnis der katholischen Kirche von Klerikalismus und den Machtstrukturen muss sich etwas ändern - sonst hört der Missbrauch nicht auf."
Er befürchtet, dass die Blutbuchen-Aktion als eine Art Schlussstrich interpretiert werden könnte. Dafür sei es aber noch zu früh.
Unsere Quellen:
- Untersuchung zu sexuellem Missbrauch, Universität Münster
- Gespräch mit Christel Plenter, Bistum Münster
- Gespräch mit Pastor. Dr. Fabian Tilling, Kirchengemeinde Raesfeld
- Gespräch mit Martin Schmitz