E-Auto-Förderung gestrichen Aktuelle Stunde 18.12.2023 Verfügbar bis 18.12.2025 WDR Von Alexander Roettig

E-Auto-Förderung: Was bedeutet das Aus für Käufer?

Stand: 18.12.2023, 19:04 Uhr

Das überraschend kurzfristige Ende der Kaufprämie für Elektroautos sorgt in der Ampel-Koalition für neuen Streit. Was bedeutet das Aus für E-Auto-Käufer? Fragen und Antworten.

Von Jörn Seidel, Lars Fuchs, Sabine Schmitt

Am Mittwoch hatte die Bundesregierung eine Einigung im wochenlangen Haushaltsstreit verkündet. Um ein Milliardenloch zu stopfen, sollte unter anderem die Förderung beim Kauf von E-Autos vorzeitig auslaufen. Das geschah dann äußerst schnell. Am Samstag hieß es: Sonntagabend ist damit Schluss. Wer profitiert jetzt noch von der Förderung und wer nicht?

Bestelldatum oder Zulassungsdatum - ab welchem Stichtag entfällt die E-Auto-Prämie?

Am Sonntag war für Käuferinnen und Käufer die letzte Gelegenheit, den staatlichen Umweltbonus für ihr neues E-Auto zu beantragen. Aber nicht alle hatten die Chance dazu. Einen Antrag hätten nämlich nur jene stellen können, deren Auto bereits zugelassen ist, erklärt WDR-Hauptstadtkorrespondent Lars Fuchs. Wer bereits ein E-Auto gekauft bzw. bestellt hat, das aber noch nicht zugelassen ist, dessen Antrag werde nach Behördenangaben nicht mehr berücksichtigt.

Was mache ich denn, wenn ich mein Auto ohne die Prämie gar nicht bezahlen kann oder will? Kann ich den Vertrag dann noch stornieren?

Das hänge wahrscheinlich stark vom Einzelfall ab, sagt die WDR-Wirtschaftsredaktion. Der ADAC beispielsweise erkläre, dass grundsätzlich manche Händler Stornierungen erlauben – allerdings gegen hohe Gebühren wie etwa 15 Prozent des Kaufpreises.

Ob das aber auch dann noch funktioniere, wenn ein Fahrzeug schon ausgeliefert ist oder kurz davor ist, sei fraglich, so die WDR-Wirtschaftsredaktion. Denn viele Neuwagen seien nach individueller Konfiguration hergestellt worden. Händler könnten diese Fahrzeuge deshalb nicht so leicht an jemand anderes verkaufen.

SPD und CDU forderten, Übergangsregeln zu schaffen für Käufer, die von dem kurzfristigen Aus der Prämie besonders überraschend getroffen werden.

Kommen Hersteller Kunden jetzt entgegen?

Der Multi-Marken-Hersteller Stellantis (unter anderem Peugeot, Opel, Fiat, Jeep) kündigte an, Privatkunden bis Ende Dezember den vollen Umweltbonus zu garantieren. Das gelte für Kunden, die ihr bereits bestelltes Fahrzeug bis zum 31. Dezember zuließen. Trotz des Aus' für die Förderung halte das Unternehmen an der Strategie fest, bis 2030 in Europa ausschließlich vollelektrische Fahrzeuge zu verkaufen.

Gibt es eine Chance, dass das Aus der Förderung rückgängig gemacht wird?

Es gibt Kritik am überraschend schnellen Förder-Aus - und zwar direkt aus der Ampel-Koalition. Vertreter der SPD-Bundestagsfraktion fordern Übergangsfristen. Der Stopp der staatlichen Kaufprämie durch das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium von Robert Habeck (Grüne) sei zu abrupt gekommen. Die SPD bezeichnet das kurzfristige Ende als äußerst unglücklich. Mehrere Parlamentarier fordern von Wirtschaftsminister Habeck "einen verlässlicheren Übergang". Da die Käufer mit dieser Ersparnis gerechnet haben, würden sie von jetzt auf gleich zusätzlich belastet, so die Argumentation der SPD.

Während aber zum Beispiel über die Kürzungen bei Subventionen in der Landwirtschaft noch diskutiert wird, ist das Ende der E-Auto-Prämie sicher. Bundesfinanzminister Lindner (FDP) sagte in der ARD, dass immer klar gewesen sei, dass die zur Verfügung stehenden Mittel irgendwann enden würden. Es habe nie eine "Förder-Garantie" gegeben.

Bisher sollte die E-Auto-Förderung laut Ministerium Ende 2024 auslaufen - oder vorher, wenn die Mittel aufgebraucht sind. Das Wirtschaftsministerium von Robert Habeck bezeichnete die Kritik als einseitig und erklärt, dass die Entscheidung gemeinsam mit dem Bundeskanzleramt getroffen wurde und "keine leichte Entscheidung" war.

Die Ampel wird aber trotzdem nochmal über das Thema E-Autos sprechen müssen: Rund ein Fünftel der deutschen CO2-Emissionen wird durch Verkehr verursacht. Und einen großen Anteil daran haben Autos. Daher will die Bundesregierung bis 2030 mindestens 15 Millionen vollelektrische Pkw auf Deutschlands Straßen bringen, laut Kraftfahrtbundesamt sind es aktuell gerade einmal 1,3 Millionen E-Autos

Ende der E-Auto-Prämie WDR 5 Morgenecho - Medienschau 18.12.2023 04:07 Min. Verfügbar bis 17.12.2024 WDR 5

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Wie hoch war zuletzt die Kaufprämie für E-Autos?

Seit dem 1. Januar 2023 werden ausschließlich batterie- und brennstoffzellenbetriebene Fahrzeuge gefördert und keine Hybridfahrzeuge mehr. Außerdem können seit dem 1. September nur noch Privatpersonen einen Antrag für den Umweltbonus stellen.

Zuletzt betrug der Umweltbonus 4.500 Euro bei einem Netto-Listenpreis des Auto-Basismodells von 40.000 Euro und 3.000 Euro bei einem Netto-Listenpreis über 40.000 Euro bis 65.000 Euro.

Werden die Hersteller jetzt mit den Preisen für E-Autos runtergehen?

Stefan Bratzel, Center of Automotive Management | Bildquelle: WDR

Vor allem die deutschen Autobauer müssten nun schnell ihre Preise für E-Autos senken, sagte Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, am Samstag dem WDR. Das ist zwar auch im Sinne potenzieller Käuferinnen und Käufer. Bratzel und anderen Experten geht es dabei aber vor allem um die Zukunftsfähigkeit der deutschen Autobranche.

Das Problem: "Die schaffen es nicht so schnell", sagte Bratzel. "Sie brauchen noch ein, zwei, drei Jahre, um tatsächlich in der gesamten Wertschöpfungskette diese Kosten herunterzubekommen." Tesla aus den USA und die chinesischen Autobauer seien da weiter.

Die Experten aus der WDR Wirtschaftsredaktion sagen, mit Blick auf günstigere E-Autos gebe es zwei Trends:

  • Es gab zuletzt bei E-Autos viele Rabatte auf den Listenpreis bestehender Neuwagen - das bedeutet: die vorhandenen Modelle werden günstiger.
  • Hersteller planen in den nächsten beiden Jahren günstige kleine E-Autos auf den Markt zu bringen - und nicht mehr nur vor allem große, sehr teure Autos wie bisher. Einige wenige davon seien schon für 2024 angekündigt, andere erst für 2025 und 2026.

Unsere Quellen:

  • Recherche WDR-Hauptstadtbüro
  • WDR Wirtschaftsredaktion
  • Nachrichtenagentur dpa
  • tagesschau.de
  • WDR-Interview mit Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management