Apple öffnet seinen App-Store mit "Marktplätzen"

03:18 Min. Verfügbar bis 31.01.2026

Apple öffnet seinen App-Store nur bedingt

Stand: 31.01.2024, 16:01 Uhr

Neue EU-Vorschriften zwingen Apple, den App-Store zu öffnen. User bekommen dadurch mehr Freiheit, allerdings immer noch weniger als Android-User. WDR-Digitalexperte Jörg Schieb erklärt die Hintergründe - und warum es Kritik an Apple's Plänen gibt.

Von Jörg Schieb

Der "Digital Markets Act" (DSA) der EU verlangt von sogenannten "Gatekeepern" wie Apple oder Google ab März fairen Wettbewerb. Das bedeutet auch, dass ein geschlossener App-Store wie bei Apple bisher üblich dann nicht mehr erlaubt ist.

Bislang entscheidet Apple allein, welche Apps auf den App-Stores von iPhone, iPad oder Mac-Rechnern auftauchen und geladen werden können – und zuweilen auch, was sie dürfen und was nicht.

Ab März auch Downloads aus alternativen Quellen

Apple erlaubt alternative App-Stores, die „Marktplätze“ genannt werden und strengen Richtlinien entsprechen müssen

Das muss sich ändern – und wird es auch. Apple hat jetzt angekündigt, den App-Store in der EU ab März zu öffnen. Doch anders als erwartet bedeutet das nicht, dass Apple-Nutzer ab März, wenn sie es ausdrücklich wollen, auch Apps aus jeder beliebigen anderen Quelle laden können (wie bei dem Google Play Store). Stattdessen sieht Apple vor, dass Dritte nun neue "Marktplätze" einrichten können - alternativ zu Apple's eigenem App-Store.

Apple behält so weiter die Kontrolle. Denn Apple behält sich vor, nun zwar nicht mehr die einzelnen Apps auf den alternativen Stores zu kontrollieren, wohl aber die Marktplätze selbst. Die alternativen Stores müssen sich von Apple vorher auf Mindeststandards hinsichtlich Sicherheit und Datenschutz prüfen lassen und eine Million Dollar als Bürgschaft vorweisen. Allein diese Bedingung schließt viele mögliche Anbieter aus.

Eingeschränkte Freiheit – aber mehr Sicherheit?

Es bestehen begründete Zweifel, dass das reicht, um den Vorschriften des Digital Market Acts zu genügen. In anderen Ökosystemen ist es anders: Wer zum Beispiel ein Android-Handy benutzt, kann frei wählen: Entweder Apps aus dem offiziellen App-Store laden. Hier sind die Apps von Google auf Sicherheitsstandards und viele andere Aspekte hin überprüft – ein Download ist damit vergleichsweise sicher. Oder Apps aus jeder beliebigen Quelle laden. Das bedeutet zwar maximale Freiheit, ist aber mit einem erheblichen Sicherheitsrisiko verbunden.

Apple überprüft Apps auf möglichen Schad-Code und untersucht auch, welche Daten abgegriffen werden

Tatsächlich gibt es in der Android-Welt erhebliche Sicherheitsrisiken, da Downloads außerhalb des offiziellen App-Stores regelmäßig mit Malware (Schad-Code) infiziert sind. In Apples Ökotop gibt es das bislang nicht: Es gibt nur selten Apps, die spionieren oder Schaden anrichten. Apple argumentiert, das müsse auch unbedingt so bleiben, deswegen soll es keine Downloads aus beliebigen Quellen geben. Apple argumentiert, die Sicherheit sei so relevant, dass deshalb nur Marktplätze in Frage kommen, die Sicherheitsstandards genügen.

Ab März (etwas) mehr Freiheit

Ab März und ab iOS 17.4 können Apple-Nutzer Apps aus unterschiedlichen Stores laden. So können künftig auch andere Entwickler Apps anbieten, etwa große Games-Studios, solange sie die Apple-Richtlinien einhalten, einschließlich Maßnahmen gegen Betrug und die Abwicklung von Zahlungsstreitigkeiten.

Darüber hinaus müssen die auf den alternativen Marktplätzen angebotenen Apps von Apple "beglaubigt" werden, um als sicher zu gelten. Eine Maßnahme, die es auch auf Mac-Rechnern schon länger gibt – und sich durchaus bewährt hat.

Kritik an Gebühren

Doch es regt sich Kritik an Apple's Plänen, denn eine maximale Freiheit besteht damit nicht. Nur wenige Anbieter haben das Geld und die Kapazitäten, den Bedingungen für einen alternativen Marktplatz gerecht zu werden.

Und es geht auch ums Geld. Statt der sonst üblichen 30 Prozent Provision bei Verkäufen über den App-Store verlangt Apple in den alternativen Marktplätzen 17 Prozent Provision für In-App-Käufe, selbst wenn diese über dritte Zahlungsdienste abgewickelt werden. Alle Apps, die mehr als eine Million Downloads im Jahr erreichen, müssten zudem eine "Technikgebühr" ("Core Technology Fee") von 50 Cent pro App an Apple zahlen.

Das bedeutet: Apple verdient auch weiterhin kräftig an den Verkäufen in Apps, selbst wenn die in alternativen Marktplätzen erfolgen. Das kalifornische Unternehmen möchte die attraktive Einnahmequelle behalten: 2022 hat der Konzern 1,1 Milliarden Dollar mit den App-Stores verdient.

Kritiker bezweifeln, dass diese Neuerungen, insbesondere das Festhalten an den Gebühren, dem "Digital Markets Act" genügt.

Über den Autor

Jörg Schieb, WDR-Digitalexperte.

WDR-Digitalexperte Jörg Schieb

Jörg Schieb, Jahrgang 1964, ist WDR-Digitalexperte und Autor von 130 Fachbüchern und Ratgebern. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf unseren Alltag.

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