Zehn Tage Adele in München: Darum gibt es das Pop-up-Stadion

Stand: 03.08.2024, 18:20 Uhr

Im August gibt die britische Sängerin Adele zehn Konzerte in München. Dafür hat sie sich extra eine Pop-up-Arena aufbauen lassen mit angrenzendem Adele-Themenpark. Was für und gegen ein solches Konzept sprechen kann.

Von Timur Bakim und Lukian Ahrens

Schon Ende 2023 begann der Hype um die Konzertankündigung von Adele. Im Februar 2024 startete der Kartenverkauf. Vier Konzerte waren vorerst angekündigt, zehn sind nun geplant und das am gleichen Ort. Das Pop-up-Stadion wurde eigens für den Weltstar aufgebaut. Die Besonderheit: zehn Konzerte im gleichen Stadion. Ist das die Zukunft der Livemusik?

Dass Künstler auch zwei bis drei Tage am Stück am selben Veranstaltungsort Konzerte geben, ist nichts unübliches. Doch vier oder gar zehn Tage für ganz Europa Konzerte am gleichen Standort zu veranstalten klingt eher ungewöhnlich. Für viele Künstler und Veranstalter ergeben sich dadurch Vorteile.

Weniger Aufwand und Kosten

Adele hat bereits in der Vergangenheit erklärt, dass sie sich nicht für häufiges Reisen begeistern kann. Die mentale Gesundheit und Privatsphäre sind heutzutage wichtige Faktoren, die Künstler in ihre Tourplanung einfließen lassen. Mehrere Veranstaltungsorte sind oft mit größerem organisatorischem Aufwand verbunden. Bei der letzten Tour von Taylor Swift waren beispielsweise mehrere Dutzend Lastwagen im Einsatz.

Auch Event-Veranstalter haben ein besonderes Interesse daran, so viele Planungsangelegenheiten wie möglich selbst in der Hand zu haben. Insbesondere bei Fragen von Sicherheits-, Verpflegungs- oder Verkehrskonzepten müssen Veranstalter meist mit lokalen Unternehmen zusammenarbeiten und von Ort zu Ort neue individuelle Pläne entwerfen oder in Auftrag geben - all das kostet Geld. Einer dieser Veranstalter ist "Live Nation Entertainment", der zu den größten der Welt gehört und Tickets von Künstlern wie Adele, Taylor Swift oder Rammstein vertreibt.

Adele spielt Konzert in München WDR Studios NRW 03.08.2024 02:27 Min. Verfügbar bis 03.08.2026 WDR Online

US-Trend bald weltweit?

Adele bei ihrem ersten Konzert in München | Bildquelle: ddp/INSTAR

In Amerika etabliert sich besonders in Las Vegas der Trend, dass Künstler ihre Touren auf einen Ort begrenzen. Stars treten monatelang in Las Vegas auf - jüngst auch Adele. Der Gedanke: Nicht der Künstler reist durch die Welt, sondern die Fans reisen zum Künstler.

Die Zentralisierung der Konzerte hängt dabei von regionalen Gegebenheiten wie beispielsweise Infrastruktur, Bevölkerungsdichte oder der Nachfrage ab.

Taylor Swift trat in ihrer aktuellen Tour in Deutschland zwar an drei verschiedenen Standorten auf, verwandelte Gelsenkirchen jedoch drei Tage in Folge in "Swiftkirchen". In Japan und Mexiko fanden zuletzt vier Auftritte immer am gleichen Standort hintereinander statt. In London werden im August fünf Konzerte im Wembley Stadion gespielt, während in Toronto im November sogar sechs Shows stattfinden. Auch Rammstein hatte in Dresden vier und vor wenigen Tagen in Gelsenkirchen fünf Auftritte hintereinander.

Drei Tage lang wurde Gelsenkirchen zu "Swiftkirchen" | Bildquelle: Bernd Thissen/dpa

Städte und Regionen profitieren

Für die Städte und regionalen Unternehmen bedeuten solche Veranstaltungen Profit. Der Münchener Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner rechnet mit einer Wertschöpfung von rund 560 Millionen Euro während der Konzerte. Es profitieren Hotels, Gastronomie, öffentlicher Verkehr und der Einzelhandel. Auch der extra aufgebaute Adele-Themenpark in München ist ein Besuchermagnet und soll für mehr Umsatz sorgen.

Ist so ein Megaevent wirklich nachhaltiger?

Auf den ersten Blick könnte man denken, dass ein zentrales Konzept nachhaltiger sein müsste - vor allem in Hinblick auf die CO2-Bilanz. Doch das bleibt abzuwarten.

So ist Nachhaltigkeitsexperte Julian Vogels der Ansicht, dass der größte Teil der CO2-Bilanz von Konzerten von den Anreisen des Publikums komme. Man könne sich unschwer vorstellen, dass der CO2-Ausstoß viel geringer sei, wenn Adele Konzerte in den Heimatstädten der Leute mache, als wenn "die ganze Welt nach München fliegt", so Vogels gegenüber dem Deutschlandfunk. Eine finale Bilanz könne man aber erst nach dem letzten Konzert ziehen.

Aus Sicht der Veranstalter und Künstler scheint so eine Mega-Konzertreihe mit Pop-up-Bühne ein lukratives Geschäft zu sein. Man kann davon ausgehen, dass es in Zukunft auch öfter so organisiert wird. Dem Fanansturm scheint es in jedem Fall nicht zu schaden.

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