Entenmuscheln sind eine seltene Delikatesse. Um die wertvollen Muscheln zu ernten, riskieren Fischer in der Brandung ihr Leben.

Galiciens Traditionen: von kostbaren Entenmuscheln und spanischen Dudelsäcken

Stand: 29.08.2021, 20:15 Uhr

Galicien ist die Fisch- und Meeresfrüchteregion Spaniens. Bei Miesmuscheln ist Galicien nach China sogar der bedeutendste Produzent weltweit. Ebenfalls berühmt ist Galicien für die Gaita; die spanische Version des Dudelsacks ist ein Erbe, das die Kelten nach Galicien gebracht haben.

In den fünf großen Flussmündungen, den Rías Baixas, liegen große Aquakulturfarmen. Durch das Zusammentreffen von Salz- und Süßwasser wachsen hier Miesmuscheln, Jakobsmuscheln und Austern sehr gut. Besonders berühmt ist Galicien aber für seine Entenmuscheln, eine seltene Delikatesse. Für die sogenannten Percebes, die ledrigen, schwarzen Meeresfrüchte, geben Gourmets schon mal 200 Euro pro Kilo aus. Deswegen riskieren die Entenmuschelfischer bei der Ernte ihr Leben.

Die Muscheln wachsen vorne an der Brandung, wo die Wellen gegen die Felsen peitschen. Nur da, wo die Strömung am stärksten ist, werden die Muscheln groß und dick – und bringen so am meisten Geld. Den Fischern bleibt nur wenig Zeit für die Ernte – nur etwa drei Stunden, bis die Flut zurückkehrt. Der Job ist gefährlich; jedes Jahr sterben Entenmuschelfischer an der Costa da Morte – der Todesküste – weil sie von der Brandung aufs Meer gezogen werden.

Im kleinen Fischerort Corme trifft Judith Rakers einige Frauen, ohne die die Fischerei in Galicien unmöglich wäre: die Netznäherinnen. Sie flicken Netze für die Fischerei. Oft für nur sechs Euro pro Stunde. Um den knappen Lohn aufzubessern, stellen sie zusätzlich Taschen und andere Produkte aus recycelten Netzen her und bieten sie zum Verkauf an.

Judith Rakers (r) schaut einer Frau beim Fischernetz knüpfen zu

Die Fischernetze werden von Hand geknüpft – eine schwierige, aber schlecht bezahlte Arbeit.

Spanische Dudelsäcke

In Galicien gibt es viele Orte, die an die keltische Vergangenheit erinnern. Eine Tradition hat sich bis heute durchgesetzt: die Gaita – der spanische Dudelsack. In A Coruña bauen Alvaro und José Seivane Gaitas. Sie haben die Tradition von ihrem Vater übernommen, der 1939 seine erste Gaita baute. Heute zählt die Familie Seivane zu den besten Dudelsackbauern der Welt. Jedes Teil wird hier von Hand gefertigt. Rund 300 Dudelsäcke werden dort jedes Jahr gebaut. Von etwa 1.000 bis zu 15.000 Euro kostet ein Unikat.

Judith Rakers trifft Susana Seivane, Alvaros Tochter, die mit ihrer Gaita-Musik zum Folkrockstar wurde. Sie spielt die Gaita auch auf großen, internationalen Festen und ist so eine Botschafterin für die galicische Kultur und Tradition.

Susana Seivane spielt die Gaita in einem Raum voller traditioneller Musikinstrumente

Susana Seivane spielt seit ihrer Kindheit Gaita und ist heute in Galicien ein Folkrockstar.