St. Gotthard, Höllenschlucht und Ulmer Loch, Andermatt, Disentis, Flimser Bergsturz, Swiss Gran Canyon
Stand: 03.07.2022, 20:15 Uhr
Der Gotthard ist ein Bergmassiv mit mehreren Pässen. Der wichtigste ist der 2.106 Meter hohe St. Gotthardpass. Weiter gehören u.a. der Lukmanierpass (1.984 m) und der Furkapass (2.431 m) zum Gotthardmassiv.
Der Gotthard gilt als der gefühlte Mittelpunkt des Landes und ist fester Bestandteil der "schweizerischen DNA". Die Ferienstraße der Schweiz, die sogenannte "Grand Tour", nutzt auch die alten Routen über die Berge: Sie sind zum Teil Denkmäler der Straßenbaukunst und legendäre Symbole des alpinen Reiseverkehrs.
Höllenschlucht und Ulmer Loch
Lange Zeit galt die Schöllenenschlucht zwischen den heutigen Orten Göschenen und Andermatt, die die Kantone Uri und Tessin verbindet, als ein unüberwindliches Hindernis. Hier fließt die Reuss durch ein enges Tal. Gewaltige Wassermassen, Schlamm- und Steinlawinen, dazu der Höllenlärm und die von der Gischt glitschig-nassen Granitplatten machten die Schlucht zu einem angsteinflößenden Ort. Erst eine ursprünglich hölzerne Brücke machte sie halbwegs sicher passierbar. 1707 erhielt der Schweizer Festungsbaumeister Pietro Morettini den Auftrag, ein 64 Meter langes, 2,2 Meter breites und 2,5 Meter hohes Loch in den Felsen zu sprengen. 1708 wurden die Arbeiten abgeschlossen. Das sogenannte Urner Loch gilt heute als der erste Straßentunnel in den Alpen.
Die Schöllenenschlucht und das Ulmer Loch
Andermatt – Wanderung mit Yaks
Nur zwei Prozent der Fläche von Andermatt ist mit Häusern bebaut; früher lebten hier vor allem Bauern, die die große Landwirtschaftsfläche schätzten. Ab 1818 wurde der Gotthardpass befahrbar – und damit lebte Andermatt als Handelszentrum und vor allem auch als Ferien- und Kurort auf. Im Sommer kommen hier viele Touristen zum Wandern, auch Lama- und Alpakawanderungen werden angeboten. Andermatt ist ein Beispiel für die "Neuerfindung" eines Dorfes: Hier entsteht ein großes Tourismusprojekt in unmittelbarer Nachbarschaft mit Familien, die hier seit Hunderten von Jahren von und mit traditioneller Landwirtschaft leben. Familie Regli ist sogar als altes Geschlecht im Schweizer Lexikon aufgeführt. Bergbauer Adrian Regli hatte die Idee, Yaks aus Tibet auf dem Gotthard anzusiedeln, in erster Linie für die Fleischproduktion. Ihr Fleisch kann wie Bündnerfleisch getrocknet werden. Die Bauernfamilie besitzt 150 der zottigen Grunzrinder. Fast alle leben im Sommer auf der Gurschenalp – ohne Zäune. Die Kälber dürfen bei ihren Müttern bleiben. Doch ein Kalb wurde vor fünf Jahren von der Mutter verstoßen und von Hand aufgezogen: Rosalie ist so zahm, dass Adrian und seine Freundin Anke mit ihr und ihren beiden Kindern Yak-Wanderungen für Familien anbieten. Mit den Yaks kann man nur für ein paar Stunden oder auch mehrtägig unterwegs sein, im Sommer ebenso wie im Winter.
In Andermatt kann man Yak-Wanderungen mit der Familie unternehmen.
Goldrausch in Disentis
In der kleinen Gemeinde Disentis am Vorderrhein im Kanton Graubünden liegt der Campingplatz Fontanivas mit einem großen Kinderspielplatz – und der Möglichkeit, Gold zu schürfen. Vor über 20 Jahren fand hier ein Schürfer ein 123 Gramm schweres Nugget, das bis heute größte der Schweiz. Das Schürfen wurde zuletzt wieder stärker reguliert, um die wildromantische Natur und vor allem die Fische zu schützen. Nur noch in bestimmten Monaten und an wenigen Stellen darf gebuddelt werden – die motorisierte Suche ist seit langem ganz verboten. Das Goldvorkommen bei Disentisgilt als eines der reichstenin ganz Europa. In den Alpen vermuten Forscher noch einige Hundert Tonnen Gold. Das Gold, was man im Vorderrhein finden kann, wurde aufgrund von Verwitterung in den vergangenen Jahrmillionen ausgewaschen und abgetragen. Durch sein Gewichts setzte es sich an vielen Stellen im Wasser ab – und kann mit speziellen Techniken geborgen werden.
Dem Goldrausch wurden Grenzen gesetzt: Nur noch in bestimmten Monaten und an wenigen Stellen darf gebuddelt werden.
"Swiss Grand Canyon" – die Rheinschlucht bei Flims
Der Flimser Bergsturz im Kanton Graubünden war der gewaltigste aller bekannten Bergstürze in Europa: Über 10 Quadratkilometer Felsen (so viel wie 12 Mal das Matterhorn) donnerten vor rund 9.500 Jahren ins Tal und schufen eine einzigartige Landschaft. Entstanden ist im Vorderrheintal eine tiefe Schlucht, die zu Recht den Spitznamen "Swiss Grand Canyon" trägt. Sie gehört und zu den spektakulärsten und einzigartigsten Landschaften in den Alpen. Nördlich von Flims ragen Felswände bis 350 Meter hoch, und im Süden liegt eine dicht bewaldete, unübersichtliche Hügellandschaft mit Seen und einer wilden Schlucht, der Ruinaulta. Sanfte Sandbänke wechseln mit wilden Stromschnellen ab und machen das Gebiet der Rheinschlucht für Wanderer, Biker, Rafter, Kanuten, Naturfreunde und Entdecker zum Erlebnis. Zwei Aussichtsplattformen bieten einen eindrücklichen Blick in die Rheinschlucht.
Die Rheinschlucht bei Flims wird auch Swiss Grand Canyon" genannt. "Swiss Grand Canyon" – die Rheinschlucht bei Flims "Swiss Grand Canyon" – die Rheinschlucht bei Flims
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