Mont-Blanc-Massiv, Courmayeur, Breuil-Cervinia, Plateau Rosa, Aosta
Stand: 03.04.2022, 20:15 Uhr
Das Mont-Blanc-Massiv liegt in den Alpen im Dreieck der Länder Frankreich und Schweiz sowie Italien, wo der mit 4.810 Metern höchste Gipfel der europäischen Alpen auf Französisch Mont Blanc, auf Italienisch Monte Bianco (Weißer Berg) heißt.
Die 2015 fertiggestellte Seilbahn Skyway Monte Bianco verbindet die italienische Stadt Courmayeur mit dem Punta Helbronner auf der Südseite des Mont-Blanc-Massivs. Das Besondere: Die Gondel dreht sich um 360 Grad. Die in Terrassen angelegte Bergstation auf knapp 3.500 Meter Höhe erinnert in ihrer Form an einen Bergkristall. Eine runde Aussichtsplattform mit einem Durchmesser von 14 Metern bietet einen Rundumblick auf die höchsten Viertausender der Alpen. In den Innenräumen der Bergstation befindet sich ein Bistro, in dem man an einem Platz ein besonderes Dinner buchen kann: ein "leichtes" Essen mit Blick durch den gläsernen Boden in den Abgrund.
Im Kristallsaal wurde eine Ausstellung von Bergkristallen und Edelsteinen installiert, die in der Gegend rund um den Mont Blanc gefunden wurden. Durch einen Tunnel geht es zu einer Berghütte unterhalb der Aussichtsplattform. Von hier aus starten die meisten Berg- und Ski-Touren Richtung französische Seite – immer mit Steigeisen und angeseilt, um nicht in eine Gletscherspalte zu fallen. Weil auf 3.500 Meter Höhe die Luft spürbar dünner ist, sollte man sich im Vorfeld mit regelmäßigem Ausdauersport vorbereiten und am besten ein paar Tage vorher in der Bergluft aklimatisieren. Eine andere Gefahr: Das Wetter kann blitzschnell umschlagen. Untrainiert und ohne Führer sollte man hier nicht ins Gelände gehen.
Idylle in Courmayeur, Therme in Pré-Saint-Didier
Courmayeur liegt auf 1.224 Meter Höhe am Fuße des Mont Blanc. Sie ist die höchste Stadt Italiens und einer der ältesten und berühmtesten Luftkurorte in den Alpen. Im Winter finden Ski- und Snowboardfahrer hier rund 100 Kilometer Pisten in allen Schwierigkeitsgraden; im Sommer flanieren Urlauber vorbei an alten Chalets und historischen Gebäuden, sitzen in den Restaurants und Cafés und genießen das italienische Flair. Der Ort wird wegen seiner Lage auch "die heimliche Hauptstadt der Alpinisten" genannt. Denn Fremdenverkehr gibt es hier schon seit dem 18. Jahrhundert. Er war einst beliebt bei der reichen Oberschicht aus Turin, Mailand und Genua.
Sechs Kilometer von Courmayeur entfernt befindet sich die Therme Pré-Saint-Didier, die einen großartigen Blick auf das Mont-Blanc-Massiv bietet. Schon die Römer schätzten die Heilkraft des Wassers, das direkt aus dem Gebirge kommt. Es enthält viel Kalzium und Eisen. Vom Gipfel bis zur Quelle reichert sich das Wasser immer mehr mit Mineralien an und wird immer wärmer. Dem Kurhaus sieht man an, dass es eine Geschichte hinter sich hat. Es wurde schon 1834 errichtet, später kam ein Spielcasino dazu, das heute auch als Thermalgebäude genutzt wird. Ab 1976 wurde der Komplex geschlossen und nach einer umfangreichen Renovierung knapp 30 Jahre später wiedereröffnet.
Gleich neben der Therme beginnt ein Panoramaweg, der am Fluss Dora di Verney und an einer kleinen alten Brücke vorbei zu einer modernen Aussichtsplattform führt. Eine gute halbe Stunde läuft man bis zur "Passarella Panoramica", die 160 Meter hoch ist. Die Stahlplattform, von der aus man den Thermalgarten von oben sehen kann, wurde 2014 eingeweiht. Der direkt daneben liegende Kletterpark eignet sich auch für Kinder. Man kann über Hängebrücken, durch Netze oder Holztunnel klettern. Mutige schwingen an der Zipline über Schluchten oder Baumwipfel.
Blick aus der Therme Pré-Saint-Didier auf das Mont-Blanc-Massiv
Breuil-Cervinia und das Plateau Rosa
Das Skigebiet Breuil-Cervinia ist zusammen mit Zermatt in der Schweiz eines der größten Skigebiete in den Alpen. Vom Kleinen Matterhorn auf 3.883 Meter bis hinunter nach Valtournenche auf 1.524 Meter erstrecken sich knappe 150 Pistenkilometer – verteilt auf über 70 abwechslungsreiche Abfahrten. Hier kann man wirklich jede Art von Wintersport machen: Alpin-Ski, Snowboard, Bob und Skeletton. Und auf dem Gletscher liegt sogar im Sommer genug Schnee: Das Plateau Rosa befindet sich auf 3.480 Meter Höhe und ist in gut einer halben Stunde von Breuil-Cervinia aus erreichbar: mit der ersten Gondel nach Plan Maison, mit der zweiten Gondel zur Station Laghi Cime di Bianche und mit einer dritten Gondel hoch zur Bergstation. Auf 2.500 Meter, in Plan Maison, kann man sich die Ausrüstung leihen.
Wer es sich leisten kann, lässt sich samt Skiern per Hubschrauber nach oben bringen – oder nimmt sein Mountainbike mit und fährt durch Schnee und Geröll hinunter ins Tal. Weil man auf dem Gletscher das ganze Jahr über Ski fahren kann, ist hier in den 1950er-Jahren eine Speed-Ski-Strecke entstanden. Auch in den 60er- und 70er-Jahren kamen viele Ski-Athleten hierhin, um den Weltrekord im Speed-Ski zu schlagen, doch das letzte Rennen fand hier 1978 statt. Speed-Ski-Strecken haben eine sehr steile Abfahrt und sind ungefähr einen Kilometer lang. Gemessen wird die Geschwindigkeit auf dem Teilstück zwischen 400 und 500 Meter. Der Rest ist Bremsphase. Simone Origone stammt aus dem Aostatal und ist mehrfacher Weltmeister und langjähriger Rekordhalter im Speed-Ski-Worldcup.
Simone Origone (l) zeigt Anne Willmes, dass man auch im Sommer auf dem Plateau Rosa Ski fahren kann.
Römisches Erbe in Aosta und der Hausberg Pila
Aosta, die Hauptstadt des Aostatals, liegt etwa 583 Meter über dem Meeresspiegel und sehr zentral in der Region. Das heutige Straßennetz geht immer noch auf die römische Militärsiedlung Augusta Praetoria zurück, die hier vor 2.000 Jahren angelegt wurde. Und auch den alten Triumphbogen gibt es noch, den Augustus 25 v. Chr. errichten ließ. Aosta war schon in der Antike ein für die Römer strategisch wichtiger Kontrollpunkt: Hier kreuzten sich die Handelswege zwischen Nordeuropa, Gallien und Rom. Das Osttor "Porta Praetoria" war einer der Eingänge in die frühere Stadt, die in Rechteckform von einer Stadtmauer umgeben war. Auch die Wachtürme dienten dem Schutz. Die Mariä-Himmelfahrt-Kathedrale wurde im 4. Jahrhundert erbaut. Im Untergeschoss der Kirche gibt es noch einen antiken, römischen Wandelgang, einen sogenannten Kryptoportikus, der wahrscheinlich ein Ort der Kaiserverehrung gewesen ist. Vor den Toren der damaligen Stadt liegt das Handwerkerviertel Saint Ours, in Italienisch Sant’Orso. Hier tragen alle Kirchen, Straßen und Orte noch die französischen Namen aus der Zeit, als die Savoyer hier herrschten. Aosta ist die einzige Stadt, die auch einen italienischen Namen hat. Beliebtes Fotomotiv sind die Reste des römischen Theaters. Die 22 Meter hohe Fassade gibt einen Eindruck davon, welche Pracht hier schon vor 2.000 Jahren herrschte. Am Abend wird sie eindrucksvoll beleuchtet.
Die Fassade des einstigen römischen Theaters ist ein beliebtes Fotomotiv
Der Berg Pila ist so etwas wie der Hausberg der Stadt Aosta. Perfekt, um eine Runde zu wandern, zu klettern oder mit dem Mountainbike fast zwei Kilometer ins Tal zu fahren. Mit der Seilbahn oder im Sessellift bringen die Mountainbiker ihre Räder zum Bikepark auf den Berg. Dort gibt es 16 Abfahrten und Übungsstrecken mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden und einer Gesamtstrecke von 60 Kilometern. Manchmal finden hier auch Wettkämpfe statt – wie 2021 die Jugend-Europameisterschaft im Mountainbiken.
Lesetipps für die Region Aostatal
Johannes Führer
Aostatal. Die schönsten Tal- und Höhenwanderungen. 50 Touren mit GPS-Tracks
Bergverlag Rother, 7. akt. Aufl. 2023
ISBN 978-3763340330
Preis: 16,90 Euro
Kompass Wanderkarte 86 Parco Nazionale Gran Paradiso, Valle d'Aosta, Valle dell'Orco. 1:50000
Kompass-Karten, 2. akt. Aufl. 2023
ISBN 978-3991217480
Preis: 12,95 Euro
Sabine Becht, Sven Talaron
Piemont mit Ausflügen ins Aostatal
Michael Müller, 6. Aufl. 2022
ISBN 978-3956549816
Preis: 21,90 Euro