Die Antiga ER 101, die alte Küstenstraße, verband früher den Norden mit dem Süden der Insel

Antiga ER 101, Santana, Achadas da Cruz, Cabo Girão

Stand: 17.07.2022, 20:15 Uhr

Der Norden der Insel ist touristisch noch etwas weniger ausgebaut als der Süden. Eine Reise in den anderen Teil der Insel war früher eine komplette Tagestour. Die Straßen entlang der Steilküste waren so schmal, dass kaum zwei Autos aneinander vorbeifahren konnten.

Nach dem Eintritt Portugals in die Europäische Union 1986 gab es auf Madeira immer mehr Geld für Infrastruktur und Straßen. Dann wurden Löcher in die Felsen gesprengt und lange Tunnel angelegt. Jetzt sind Straßen wie die Antiga ER 101, die alte Küstenstraße, sich selbst überlassen und verfallen langsam.

Strohdachhäuser in Santana

Das Städtchen Santana im Norden der Insel ist berühmt für seine traditionellen Strohdachhäuser, die Casas de Colmo, von denen allerdings die meisten nicht mehr bewohnt sind. Im Stadtzentrum hat man einige Häuser, deren spitzes Strohdach bis knapp auf den Boden reicht, besonders hübsch herausgeputzt. Besucher finden hier kleine Shops sowie die Touristeninformation. Früher sahen die meisten Häuser auf Madeira so aus wie in Santana. Damals war auch das Bett mit Stroh gestopft. Unter dem Haus befindet sich häufig ein Keller, in dem das Gemüse gelagert wurde. Das Strohdach der Küche muss alle 8 bis 10 Jahre ausgewechselt werden, das Dach des Wohnhauses sogar alle 5 Jahre. Das Problem ist: Man findet heute einfach keine Leute mehr, die diese Arbeit machen können.

Weißes Giebelhaus mit Strohdach und roten Türen und grünen Fensterläden

Die traditionellen Strohdächer halten die Häuser im Sommer kühl und im Winter warm.

Achadas da Cruz – eine der steilsten Seilbahnen Europas

In Achadas da Cruz, im Nordwesten der Insel, befindet sich eine der steilsten Seilbahnen in Europa und die höchste auf Madeira. Sie überwindet 451 Meter ohne zusätzliche Stützpfeiler und führt zu dem fruchtbaren Küstenstreifen "Quebrada Nova" unterhalb der Klippen. Der Blick aus einer der beiden Kabinen in die Tiefe auf das fast 500 Meter lange Drahtseil ist nur etwas für Schwindelfreie. Wie alle Seilbahnen auf Madeira wurde auch die in Achadas gebaut, um den einheimischen Bauern zu helfen, ihr Land zu erreichen und ihre Ernte zurückzubringen. Aber jetzt wird sie hauptsächlich von Touristen genutzt. Am Küstenstreifen gibt es weder Handyempfang noch Internet. Die kleinen Hütten in den Gärten sind nur für die Erntezeit und werden als Schuppen oder Wochenendhaus verwendet.

Blick von oben auf Seilbahnkabine und die tief darunter liegende Küste

Die steilste Seilbahn Europas überwindet einen Höhenunterschied von 451 Metern.

Cabo Girão: Eine der höchsten Steilklippen Europas

Im Süden der Insel liegt eine der höchsten Steilklippen Europas: Mit 589 Metern über dem Meer ist die Cabo Girão fast viermal so hoch wie der Kölner Dom. Der Name bedeutet so viel wie "Kap der Umkehr", doch wer sich einmal auf die freischwebende, gläserne Aussichtsplattform getraut hat, möchte bleiben. Terrassenfelder, das Meer und die Inselhauptstadt Funchal lassen sich von hier aus überblicken. Allerdings genießt man auch diese Aussicht selten allein, denn täglich strömen bis zu 1.800 Menschen zu dem sogenannten Skywalk. Hier trifft Anne Willmes auf die "Camachofones", eine Musikgruppe aus Camacha im Südosten Madeiras. Besonders ins Auge fällt ihr das Tubafone, ein selbst gebautes und dann gestimmtes Instrument aus roten Plastikschläuchen.

Aussichtspunkt an der Spitze einer steilen Felswand

Der gläserne Skywalk auf der zweithöchsten Steilklippe der Welt ist eine Touristenattraktion.

Lesetipps für Madeira

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