Die Edelkastanie Castanea sativa, aus der sogar Bier hergestellt wird, wächst im Hinterland der Insel

Fruchtbares Hinterland, Künstlerdorf Pigna, Restonica-Tal, Corte

Stand: 31.07.2022, 20:15 Uhr

In ihrem Hinterland ist die Region Balagne ein sehr fruchtbares Gebiet. Aber bereits ab einer Höhe von 600 Metern verändert sich die Vegetation, und es herrschen sommergrüne Bäume und Sträucher vor. Hier findet man auch die Edelkastanienbäume, die "Castanea sativa". Bis heute wird aus deren Mehl Brot, Gebäck, Polenta und sogar Bier hergestellt.

Dass es dort so viele Esskastanienbäume gibt, geht auf eine politische Entscheidung zurück. Im Jahr 1584 bestimmte der damalige genuesische Gouverneur, dass jeder Grundbesitzer vier Kastanienbäume pro Jahr pflanzen solle.

Künstlerdorf Pigna, Zentrum für korsische Musik

Verstreut in den Hügeln der Region Balagne liegen kleine, oft mittelalterliche anmutende Bergdörfer. Das Bergdorf Pigna hat sich in den letzten Jahren zum Zentrum für Musik entwickelt. Noch in den 1960er-Jahren drohte der Ort, der einst von Landwirtschaft und Viehzucht lebte, von der Landkarte zu verschwinden. Eine Kulturinitiative hat das zum Glück verhindert. Heute finden im sogenannten Auditorium das ganze Jahr über Konzerte, Meisterklassen und Workshops statt. Höhepunkt ist das dreitägige Festival "Festivoce", zu dem Musikgruppen aus Korsika und der ganzen Welt anreisen.

Neben der Musik wird in Pigna auch das Kunsthandwerk gefördert. Überall im Ort gibt es kleine Ateliers und Werkstätten, in denen man den Kunsthandwerkern auch gerne mal zuschauen darf. Das Spieldosenlädchen "Scatt‘a Musica" hat sich die Wahrung der korsischen Identität auf die Fahne geschrieben. Aus den hübsch bemalten Produkten für Kinder erschallen traditionelle, korsische Melodien.

Tamina Kallert steht vor dem kleinen Gebäude des Musikmuseums in Pigna

Im kleinen Bergdörfchen Pigna, das sich zu einem Zentrum für korsische Musik entwickelt hat, gibt es sogar ein Musikmuseum.

Corte – die Wiege der Unabhängigkeitsbewegung

Die Hälfte der knapp 7.500 Einwohner von Corte sind Studenten. Entsprechend bunt und quirlig geht es in den Lokalen und Cafés entlang der Hauptstraße Richtung Place Paoli zu. Corte ist zudem Zentrum für viele Aktivurlauber, die sich von hier aus in die Bergwelt Korsikas aufmachen.

Die alte Inselhauptstadt im Landesinneren wird als die Wiege der korsischen Unabhängigkeitsbewegung angesehen. Schon immer zogen sich die korsischen Widerständler gern ins Inland zurück. Denn die Besatzer hielten sich meist an den Küsten der Insel auf. Der Standort Corte wurde auch wegen seiner strategisch günstigen Lage auf einem Hochplateau gewählt. Hier konnten die Korsen die Region gut kontrollieren und von der 1419 errichteten Zitadelle aus verteidigen. Im 18. Jahrhundert war Corte für 14 Jahre die autonome Hauptstadt Korsikas. Und der, der das bewirkt hat, führte im gleichen Zuge auch eine Demokratie ein: Pascuale Paoli war befreundet mit vielen zeitgenössischen Denkern und Staatsoberhäuptern, von denen er sich Unterstützung für die Unabhängigkeit Korsikas erhoffte. Auch das Symbol korsischer Freiheit, der Maurenkopf, geht auf ihn zurück. Dem Widerstandskämpfer Pascal Paoli wurde in Corte ein Denkmal errichtet, wie auch Jean-Pierre Gaffory, einem weiteren korsischen Freiheitskämpfer. Der eroberte zusammen mit seiner ebenfalls sehr kämpferischen Ehefrau im Jahr 1746 die Festung von Corte zurück. Die Einschusslöcher in den Häusern an der Place Gaffory, die während des Unabhängigkeitskampfes entstanden, sind heute noch zu sehen. 1997 wurde in Corte das Musée de la Corse eröffnet, das einen Querschnitt durch Korsikas bewegte Geschichte zeigt.

Statue eines Freiheitskämpfers vor Hausfassade mit Einschusslöchern

In der alten Inselhauptstadt Corte erinnern Einschusslöcher in den Häusern an den Unabhängigkeitskampf, der überall auf der Insel ausgefochten wurde.

Wandern im Restonica-Tal

Das Restonica-Tal führt von Corte aus ins Hochgebirge und gehört zum Naturpark "Parc Naturel Régional Corse". Der namensgebende Fluss Restonica entspringt in rund 1.700 Meter Höhe. Auch in der Restonica gibt es viele Naturpools mit klarem Wasser zum Baden und Schwimmen. Das Ausflugsrestaurant "Le Refuge" mit angeschlossenem Hotel direkt am Fluss bietet auf der Speisekarte u.a. das für die Gegend sehr typische "Civet de Sanglier" an – ein köstlich zubereitetes Wildschweinragout.

Durch das Tal führt eine schmale Straße, die auf 15 Kilometern einen Höhenunterschied von fast 1.000 Metern überwindet. Sie endet hinter der Käserei "Fromagerie de Grotelle", wo neben Ziegenkäse auch Honig und Wurstwaren der Region verkauft werden. Vom Parkplatz aus starten die Wanderer ihre Touren, zum Beispiel zum "Lac du Melo", einem kreisrunden See, zu dem man anderthalb anstrengende Stunden über Geröllfelder und Kletterpartien läuft. Wanderschuhe sind wie auch auf den meisten anderen Wanderrouten Korsikas notwendig. In der Hütte "Bergerie de Melo" kann man heiße und kalte Getränke bei einem alten Schäfer kaufen.

Tamina Kallert und ein Wanderführer auf einem Wanderweg im Gebirge entlang einer Reihe Schwarzkiefern

Schwarzkiefern säumen die Wanderwege im Restonica-Tal, das zu den schönsten Hochtälern auf Korsika gehört.

Lesetipps für Korsika

Marcus X. Schmid
Korsika. Reiseführer mit Faltkarte
Michael Müller, 15. Aufl. 2024
ISBN 978-3966853194
Preis: 21,90 Euro

Marion Landwehr
Ab in die Ferien Korsika. 71 x Urlaubsspaß für die ganze Familie. Familienreiseführer
Bruckmann , 2020
ISBN 978-3734302855
Preis: 15,99 Euro

Klaus Wolfsperger
Korsika. Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen. 87 Touren
Rother Bergverlag, 17. Aufl. 2023
ISBN 978-3763342808
Preis: 16,90 Euro

Timo Lutz
Camper Guide Korsika. Insider-Tipps für deine Wohnmobil-Touren
MairDuMont, 2022
ISBN ‎978-3829731850
Preis: 19,95 Euro