Ein Tachenrechner liegt auf Dokumenten mit Euro-Beträgen

Schuldenfalle „Buy now – pay later“?

Stand: 30.01.2025, 06:00 Uhr

Wie man verhindert, in die Schuldenfalle zu tappen und wie man wieder herauskommt, wenn es doch passiert  - Schuldnerberaterin Maike Cohrs gibt Tipps.

„Buy now, pay later“-Angebote würden in der Tat für immer mehr Menschen zur Schuldenfalle, sagt Maike Cohrs, Leiterin der Schuldnerberatung der Diakonie für Köln und die Region. Und betroffen seien davon nicht nur Jüngere. Inzwischen kämen auch häufiger ältere Menschen aus diesem Grund zu ihnen in die Beratung.

Ein Mann liest seine Post

Oft verlieren Betroffene den Überblick ihrer Rechnungen.

Das Problem: Zum einen verleiteten die "Buy now – pay later“-Angebote viele dazu, sich etwas zu kaufen, das sie sich eigentlich nicht leisten können. Zum anderen sei die Gefahr groß, dass man den Überblick verliert, sagt Cohrs. So hätten sie in ihrer Beratung immer wieder Fälle von Menschen, bei denen zum Teil 30 Ratenzahlungen parallel laufen. Um vor den Gefahren dieser Angebote zu warnen, haben sie im vergangenen Jahr (2024) auch bei der Aktionswoche „Buy now – inkasso später“ mitgemacht.

Insbesondere wenn sich die Rechnungen oder Ratenzahlungen mit der Zeit summieren, fehle das Geld am Ende häufig an anderer Stelle. So könne es schnell passieren, dass aufgrund der Raten und Rechnungen Miete oder Energiekosten nicht mehr bezahlt werden können – und Betroffene dann in die Schuldenspirale geraten.

Weitere Schuldenfallen

Doch auch die Inflation und die hohen Preise für Lebensmittel und Energie führen zunehmend zu Verschuldung, sagt Cohrs. So gerieten inzwischen auch Menschen in finanzielle Schwierigkeiten, die zuvor keine Probleme hatten.

Eine Mitarbeiterin einer Telefonseelsorge greift zu einem Telefonhoere

Die Nachfrage nach Beratungen wächst deutlich.

Viele hätten häufig bereits alle unnötigen Ausgaben eingestellt – und aufgrund der gestiegenen Kosten trotzdem aktuell Schwierigkeiten, mit ihrem Einkommen auszukommen. So steige derzeit die Nachfrage nach Schuldnerberatungen extrem.

Denn: Kommen dann zusätzliche finanzielle Belastungen oder unvorhergesehene Umstände hinzu, gerate man schnell hinein in die Schuldenspirale, sagt Cohrs. Neben Ratenkrediten und „Buy now – pay later“- Angeboten seien das häufig Arbeitslosigkeit oder Krankheit. Und auch wer ständig den Dispo nutze oder diesen in einen Ratenkredit umschulde, laufe Gefahr, dass der Schuldenberg dadurch immer größer werde.

Tipps für Betroffene

Die Hände einer Frau liegen auf einem Haushaltsbuch

Ein Haushaltsbuch hilft den Überblick zu behalten.

Wer merke, dass er mit seinem Einkommen nicht auskomme, sollte zunächst schauen, wie viel er genau wofür im Monat ausgibt. Helfen dabei könne etwa ein klassisches Haushaltsbuch. Das gebe es inzwischen auch digital als App.

Häufig führe das bereits zu einem bewussteren Umgang mit dem Geld – und dazu, dass man nicht mehr ausgebe als man sich leisten könne, etwa mit Blick auf „Buy now – pay later“-Angebote. Und es könne verhindern, dass man den Überblick verliert.

Eine ältere Frau mit Brille hält Euromünzen und -scheine in der Hand.

Fehlt dauerhaft das Geld, besteht vielleicht ein Anspruch auf Hilfe.

Außerdem lasse sich an einer solchen Auflistung ablesen, ob es sich nur um einen kurzfristigen finanziellen Engpass oder ein grundsätzliches Problem handelt. In diesem Fall rät Cohrs zu prüfen, ob man eventuell Anspruch auf Sozialleistungen hat – etwa in Form von Kinderzuschlag, Wohn- oder Bürgergeld.

Und wem die Kosten beginnen, über den Kopf zu wachsen, der sollte sich möglichst frühzeitig Hilfe holen, rät Cohrs. Zum Beispiel bei den Schuldnerberatungsstellen. Diese könnten nicht nur dabei helfen, dass Betroffene gar nicht erst in die Schuldenfalle hineingeraten. Sondern auch dabei, aus der Schuldenfalle wieder herauszukommen. Zum Beispiel durch eine Verbraucherinsolvenz. Die gute Nachricht: Inzwischen dauert das Verfahren nur noch drei Jahre – und danach ist man alle Schulden los.