Ketogene Ernährung

Ketogene Ernährung: Mehr als nur ein Diättrend

Stand: 26.08.2024, 06:00 Uhr

Prof. Dr. Thorsten Cramer von der Aachener Uniklinik erläutert, wie ketogene Ernährung Gesundheit und Gewicht beeinflusst.

Was ist eine ketogene Ernährung?

Die ketogene Ernährung basiert auf dem Prinzip, dass der Körper seine Energie aus sogenannten Ketonkörpern gewinnt – Abbauprodukten des Fettstoffwechsels. Normalerweise liefert uns Glukose aus Kohlenhydraten die benötigte Energie. Doch wenn zu viel Glukose vorhanden ist, wird der überschüssige Zucker in Fett umgewandelt und als Fettpolster gespeichert. Bei der ketogenen Ernährung wird der Kohlenhydratanteil nahezu auf Null reduziert, stattdessen werden Eiweiß und Fett konsumiert. „Ketogen“ bedeutet daher, dass der Körper seine Energie überwiegend aus Fett statt aus Kohlenhydraten bezieht.

Was passiert im Körper?

Der Körper durchläuft eine Anpassungsphase, in der er seine Kohlenhydratspeicher leert. Nach einigen Tagen stellt er seinen Stoffwechsel auf die sogenannte Ketose um. In diesem Zustand wandelt der Körper Fettsäuren in Ketonkörper um, die dann als Hauptenergiequelle dienen. Dies führt dazu, dass statt Zucker nun Fett verbrannt wird, was zur Reduktion von Fettpolstern führt.

Die Nährstoffverteilung bei ketogener Ernährung

Bei einer strengen ketogenen Diät stammen etwa 80 bis 85 Prozent der Kalorien aus Fett, 10 bis 15 Prozent aus Eiweiß und nur etwa 5 Prozent aus Kohlenhydraten. Zum Vergleich: Bei einer typischen westlichen Ernährung machen Kohlenhydrate etwa 60 Prozent oder mehr des täglichen Kalorienbedarfs aus.

Ernährungstrend "Ketogene Ernährung"

Hier und heute 26.08.2024 08:54 Min. Verfügbar bis 26.08.2026 WDR

Ketogene Ernährung als Therapieform

Arzt mit Patientenbefund bespricht Probleme des Patienten

Eine streng ketogene Ernährung sollte ärztlich begleitet werden.

Prof. Dr. Cramer betont, dass eine „echte“ ketogene Ernährung nicht nur anspruchsvoll in der Umsetzung ist, sondern auch eng begleitet werden sollte, insbesondere wenn sie als Therapie für bestimmte Erkrankungen eingesetzt wird. Die Forschung untersucht intensiv den Zusammenhang zwischen ketogener Ernährung und Krankheiten wie Krebs, Entzündungsprozessen, Diabetes Typ 2, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hormonstörungen und neurologischen Erkrankungen wie Epilepsie. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend. Insbesondere bei hormonellen Störungen, Krampferkrankungen wie Epilepsie und psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder bipolaren Störungen zeigen Studien beeindruckende Erfolge. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass eine ketogene Ernährung das Immunsystem stärkt – ein Aspekt, der insbesondere bei Krebs von Bedeutung sein könnte.

Gewichtsverlust ohne extreme Maßnahmen

Wer abnehmen möchte, muss sich nicht zwangsläufig einer strengen ketogenen Ernährung unterziehen. Eine deutliche Reduktion der Kohlenhydrate kann bereits zu signifikanten Gewichtsverlusten führen, ohne dass man hungern muss. Prof. Dr. Cramer erklärt, dass es oft ausreicht, die tägliche Kohlenhydratzufuhr von etwa 200 Gramm auf 50 Gramm zu reduzieren und den Rest durch Eiweiß und Fett zu ersetzen. Wichtig ist jedoch, dass diese Ernährungsweise langfristig beibehalten wird, um den Erfolg zu sichern.

Wann kann eine ketogene Ernährung schaden?

Verschiedenes Gemüse

Eine ketogene Ernährung basiert auf vielen pflanzlichen Lebensmitteln.

Die ketogene Ernährung birgt auch Risiken. Insbesondere besteht die Gefahr eines Mangels an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen, da viele gesunde Lebensmittel, die Kohlenhydrate enthalten, in der Keto-Diät gemieden werden. Eine Kohlenhydratarme Ernährung sollte zu einem großen Teil aus Gemüse bestehen. Plus Ölen, Nüssen, Saaten, Soja, Fleisch, Eiern, Quark und Käse.