Lebensmittelplatte

Ernährungsmythen im Check

Stand: 08.01.2025, 06:00 Uhr

Ernährungsmythen wie „Bier auf Wein, das lass sein“ oder „Abends essen macht dick“ halten sich hartnäckig. Doch welche davon stimmen wirklich? Ernährungswissenschaftler Stephan Lück räumt mit Mythen auf.


„Käse schließt den Magen“: Übersetzt hieße das im Grunde nichts anderes als „Käse sättigt“, sagt Stephan Lück. Wir alle würden ja wahrscheinlich das Bedürfnis kennen, nach einem Essen doch noch irgendetwas zu uns zu nehmen. Und Käse setze genau diesem Gefühl ein Ende. Denn: „Käse ist sehr fett- und eiweißreich und stopft daher ohne Ende“, sagt Stephan Lück. Und wenn man diesen im Anschluss an ein Essen zu sich nehme, dann habe man erstmal für ein paar Stunden keinen Hunger mehr. Einen gesundheitlichen Nutzen oder Ähnliches habe der Käse in diesem Fall aber nicht.

Abends essen macht dick

Ein weiterer weit verbreiteter Essensmythos: Abends essen macht dick. Das aber stimme nicht, meint Stephan Lück. „Im Grunde zählt allein die Bilanz, also wie viel Energie ich über den Tag zu mir nehme.“ Zwar sei es grundsätzlich ratsam, zwei Stunden von dem Schlafengehen keine größeren Mengen mehr zu essen. Das aber vor allem, weil man dann schlechter einschläft oder Sodbrennen bekommt. Auf das Gewicht habe der Zeitpunkt des Essen keinen Einfluss.

Ernährungsmythen im Check

Hier und heute 08.01.2025 11:57 Min. Verfügbar bis 08.01.2027 WDR

Mythen rund ums Trinken

Frau trinkt aus einer Wasserflasche. Gegenlichtaufnahme. Sonne im Hintergrund.

Verschiedene Faktoren bedingen den Wasserbedarf einer Person.

Was man ebenfalls häufig hört: „Man sollte mindestens zwei Liter Wasser am Tag trinken.“ Das aber sei „nur ein ganz grober Anhaltspunkt“, sagt Stephan Lück. So sei der Wasserbedarf von vielen Faktoren abhängig – etwa davon, wie viel wir uns bewegen, von der Umgebungs-Temperatur, ob wir gesund sind oder etwa eine Erkältung haben und viel schwitzen. Daher müsse man unter Umständen mehr oder auch weniger trinken. Grundsätzlich aber mache man nichts falsch, wenn man mehr Wasser trinke als man braucht.

Wein auf Bier, das gönn ich Dir

Klar ist die Sache bei Sätzen wie „Wein auf Bier, das gönn ich Dir“ oder „Bier auf Wein, das lass sein“. Denn: „Das ist Blödsinn“, sagt Stephan Lück. Allein die Gesamtmenge des Alkohols sei entscheidend – nicht die Reihenfolge. Allerdings könne die Art des Alkohols schon einen Unterschied machen. So vertragen viele Menschen zum Beispiel einen leichten Weißwein besser als etwa ein Stark-Bier – unter anderem wegen der darin enthaltenen Fusel-Öle.

Kaffee ist ungesund

Diese Behauptung ist inzwischen widerlegt. Zwar gebe es Menschen, die empfindlich auf Kaffee reagieren, etwa aufgrund der Säure. „Die wissen das dann aber auch“, sagt Lück. „Wer also Kaffee gut verträgt, kann ohne Probleme vier oder fünf Tassen am Tag trinken.“

Mythen rund um Eigenschaften einzelner Lebensmittel

Ein Haufen Shitake-Pilze.

Pilze können problemlos erhitzt werden.

Dass man Pilze nicht aufwärmen sollte, sei „Blödsinn“, sagt Stephan Lück. Dahinter stehe die Befürchtung, dass sich durch die „gewisse Menge an Proteinen in den Pilzen Bakterien bilden“. Wenn man die Pilze aber nochmals „durcherhitze“, habe man da nichts zu befürchten.

Spinat hat viel Eisen

„Auch das ist ein weit verbreiteter Mythos, „der nicht stimmt“, sagt Stephan Lück. Zwar habe Spinat in der Tat eine gewisse Menge Eisen, „aber nur in begrenztem Maße.“ Gesund sei Spinat aber trotzdem – unter anderem wegen seines hohen Beta-Carotin-Gehalts.

Karotten sind gut für die Augen

Dem vermeintlich hohen Beta-Carotin-Gehalt haben es auch Karotten zu verdanken, dass sie im Ruf stehen „gut für die Augen zu sein“. Zwar könne das Beta-Carotin – eine Vorstufe von Vitamin A – tatsächlich die sogenannte Nachtblindheit verhindern. Allerdings stecke in anderem Gemüse sehr viel mehr Beta-Carotin als in Karotten – etwa in Kohl, Brokkoli oder Paprika.

Fisch ist gut fürs Gehirn

Vor allem früher hörte man häufig den Satz: „Fisch ist gut fürs Gehirn“. Das liege an den Omega-3-Fettsäuren in Fischen wie Lachs, Makrele oder Thunfisch, sagt Lück. Und in der Tat sei dies gut für die Zellbildung. Aber, sagt Lück: „Dass ich jetzt jeden Tag Lachs esse und dadurch schlauer werde, das kann ich vergessen.“