Hannelore Werner sitzt in einem alten Rennwagen

Wir können auch anders – Unser Land in den 60ern

Stand: 21.12.2020, 11:58 Uhr

Frauen zeigen, dass sie auch anders können. Eine Rennfahrerin fährt den Männern davon und Geseke feiert "seine" Goldmedaillen-Gewinnerin der Olympischen Spiele von Mexiko. Willy Brandt wird der erste SPD-Bundeskanzler. Und die Amerikaner landen auf dem Mond. In der letzten Folge stehen 1968 und 1969 im Fokus.

Das Land im Umbruch. Menschen aus der Türkei, Spanien, Griechenland oder Italien, die für die Arbeit unter Tage angeworben wurden, bauen sich neue Existenzen auf.

Rosetta Leone sitzt an einem Tisch in ihrem Restaurant

Neue Geschmackswelten: Durch Rosetta Leone lernten die Menschen in Oberhausen Pizza kennen.

Mittendrin eine Pizzeria in Oberhausen. Rosetta Leones Onkel Salvatore ist 1968 einer der ersten im Revier. Rosettas Ferienjob bei ihm wird eine Lebensentscheidung: Sie bringen die Pizza nach Oberhausen und damit ins Revier.

sw Foto: Hannelore Werner im Rennoverall sitzt neben einem Rennwagen

Frauenpower: Hannelore Werner mischte in der Männerdomäne Autorennsport erfolgreich mit.

Hannelore Werner zeigt es den Männern auf der Rennstrecke. Die 26-jährige Zahntechnikerin aus Hürth ist in der Formel 2 erfolgreich. Ingrid Becker aus Geseke sorgt in Mexico City 1968 für Furore. Sie holt im Fünfkampf das erste Gold dieser Olympischen Spiele für die Bundesrepublik - und wird in Geseke triumphal empfangen.

In Essen starten die Internationalen Essener Songtage – eine Art Woodstock im Revier, ein Jahr vor dem legendären Festival in den USA. Politische Diskussionen gehören in Essen dazu.

Demonstranten mit roten Transparenten und Rudi-Dutschke-Plakat

Gegen Notstangdsgesetze: Im Bonner Hofgarten demonstrierten nicht nur Studenten gegen die Einschränkung von Grundrechten.

In allen größeren Städten Nordrhein-Westfalens demonstrieren Menschen für mehr Freiheiten und Mitbestimmung und gegen einen altbackenen und konservativen  Staat. Sie wehren sich gegen schlechte Studienbedingungen und Professoren, die schon während der Nazi-Diktatur lehrten.

Den coolsten Werbespot des Jahrzehnts schafft ein Mann, der am liebsten gelbe Overalls trägt: Charles Wilp aus Witten. Er lässt lasziv blickende Models in Nonnentracht Cola trinken - und sorgt mit dem legendären Afri-Cola-Spot für viel Aufsehen.

Walter Winkler beim Interview, im Hintergrund mehrere Ford Capri

Für immer Capri: Walter Winkler schwärmt bis heute für das Auto.

Als Ford 1969 den Capri auf den Markt bringt, ist Walter Winkler sofort hin und weg. Sein erstes Auto wird ein Capri. Dem noch viele folgen. Für ihn verkörpert das Fahrzeug ein Gefühl von Freiheit und 'anders sein' in einer Zeit der Käfer und Kadetts. Noch heute schwärmt er: "Sobald ich mich in den Capri setze, ist das ein Gefühl wie als wäre ich 18. Das ist wie Zeitblende, wie ein Schalter, den man umlegt."

Im Juli 1969 hält die Mondlandung die Welt in Atem. Drei Monate nach ihrer Landung sind die Astronauten in Köln zu Gast. Beim Empfang im Rathaus kommt es zur Begegnung von Neil Armstrong mit einem entfernt verwandten Onkel aus dem Münsterland. Großzügig betrachtet hat der erste Mensch auf dem Mond seine Wurzeln also in Nordrhein-Westfalen.

In der neuen vierteiligen Reihe "Unser Land in den 60ern" geht es im WDR auf eine Zeitreise – in ein Jahrzehnt, das unser Land geprägt hat wie kaum ein zweites. Die Architektur von damals formt bis heute das Gesicht unserer Städte und Gemeinden. Zehntausende Menschen, die damals als sogenannte "Gastarbeiter" kamen, um die Wirtschaft an Rhein und Ruhr am Laufen zu halten, sind hier längst heimisch geworden. Und die Hits dieser Jahre sind heute Evergreens.

Ein Film von Anke Rebbert
Erzählt von Sabine Postel
Redaktion: Adrian Lehnigk